Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Diss Rakhimova 2018

4.3.6 Zusammenfassung 
In den untersuchten Reiseberichten vermitteln deutschsprachige Autoren folgendes 
Bild von usbekischen Frauen: 
1. Äußerliche Merkmale 
a) schwarze, mandelförmige Augen 
b) Augenbrauen, die mit einem Pinselstrich verbunden sind 
c) Schwarze Haare, viele dünn geflochtene Zöpfe als Frisur
Das letzte äußerliche Merkmal kommt in den Reiseberichten ab 1922 vor. Diese Frisur 
wird in Usbekistan 
qirq kokil
(ʻvierzig Zöpfchenʼ) genannt (siehe Tab. 8). 
Dementsprechend soll die Zahl der Zöpfchen dem Brauch nach vierzig erreichen.
50
Dieses Bespiel wurde bereits bei der Konzeptbeschreibung „Der usbekische Basar“ in Abschnitt 3.3.5 angeführt 
und erläutert.


159 
2. Charaktereigenschaften 
Hier ergibt sich das Fazit, dass die deutschsprachigen Reiseberichte die usbekischen 
Frauen dem Charakter nach kontinuierlich als 
ängstlich

unterwürfig
und 
gehorsam
darstellen (siehe Tab. 9). Auch zu Sowjetzeiten ändert sich dieses Bild nicht 
wesentlich, usbekische Frauen werden stellenweise mit Frauen anderer Ethnien 
verglichen und ironisch als 
keusch
dargestellt.
3. Was die Kleidung der Usbekinnen anbetrifft, ist es in erster Linie der Schleier, worauf 
die Autoren der Reiseberichte ihr Augenmerk richten. Als Zwischenergebnis ist 
festzuhalten, dass der örtliche Schleier fast von allen Reiseautoren als Symbol der 
Unterdrückung der Frau thematisiert wird und einen wesentlichen Beitrag zur 
Wahrnehmung der usbekischen Frau leistet. In den älteren Reiseberichten benutzen 
die Autoren das Realienwort 
Parandscha
, in der Sowjetzeit wechselt das zu 
Tschadschwan 
(siehe dazu Tab. 10).
Dementsprechend beschreiben die deutschsprachigen Reiseberichte über Turkestan 
usbekische Frauen meist als eine abstrakte gesichtslose Erscheinung. Die 
Farbzuweisung 
blau
oder 
grau
deutet auf die damals übliche Farbe des Schleiers hin 
(siehe dazu Tab. 11).
Es ist anzumerken, dass die Bekleidung der usbekischen Frau eigentlich öfter 
thematisiert wird als erwartet, obwohl die meisten deutschsprachigen Autoren der 
Turkestanzeit keinen Einblick in das private Leben der Frauen gewinnen konnten. Die 
Autoren kritisieren die einfache, ärmliche Tracht der Frauen und loben stellenweise 
feine, seidene Hemden, die damals angeblich sogar in Europa bekannt waren. In der 
Sowjetzeit kommen bunte Seidenkleider mit knöchellangen Seidenhosen eher in 
positivem Licht vor. 
4. Die Reiseautoren, vor allem Moser, von der Pahlen, Kisch, Richter und Christ, 
beschäftigen sich mit den Problemen der usbekischen Frauen intensiv. Das hängt 
nicht zuletzt damit zusammen, dass die genannten Autoren örtliche, meist russische 
Begleiterinnen hatten, die sich vor Ort auskannten und denen das Leben von 
usbekische Frauen zugänglich war. Das frühe Heiratsalter sowie der 
Verkauf
der 
jungen Mädchen in die Ehe, darauffolgende schlechte Lebenszustände in den 
Harems, 
Kind-Mütter
, die fehlende Ausbildung sowie das Fehlen des rechtlichen 
Schutzsystems werden von den genannten Autoren kritisch behandelt. Erst in der 
Sowjetzeit taucht ein anderes Bild der usbekischen Frau auf, sie trägt keinen Schleier 
mehr, ist gebildet, aber dennoch lebt sie aus der Sicht der Reiseautoren immer noch 


160 
im Schatten ihres Mannes.
5. Leben und Alltag von usbekischen Kindern in Turkestan werden oft im 
Zusammenhang mit usbekischen Frauen kritisch beschrieben. Die fehlende 
mütterliche Erziehung, besonders der Jungen, wird scharf kritisiert mit Vergleichen wie 
z. B. „
wie ein Rudel kleiner Tiere
“. Es wird betont, dass die Verachtung der Frau den 
Jungen bereits im frühen Alter beigebracht wird. Ebenso kritisch beschreiben die 
Autoren das frühe Verheiraten der Mädchen und deren Mutterschaft bereits mit neun 
Jahren. Einer der Kritikpunkte bis zur Sowjetzeit ist auch der laute und eintönige 
Schulunterricht. 
6. Die Autoren benutzen ebenso einige kindbezogene Realienwörter in ihren 
Reisetexten. Bei v. d. Pahlen kommt das Realienwort 
Mechtebe
bezüglich des 
Lehrplans vor und bei Kisch wird die usbekische Wiege 
Beschik
erwähnt und als Last 
der Vergangenheit heftig kritisiert. Bei einem anderen Autor, nämlich bei Richard 
Christ, kommt die typisch usbekische kinderbezogene Einstellung vor, ausgedrückt 
durch den Satz: „
ein Haus mit Kindern ist ein Basar
“. Die Reiseautoren der Sowjetzeit 
beschreiben usbekische Kinder zeitgemäß im Zusammenhang mit sowjetischen 
Modernisierungen, sei es im Kindergarten oder in der Schule. 


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