Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

 
 



1. Einleitung 
 
Die ersten Reisen nach Māwarā’an-nahr (Transoxanien) unternahmen Deutsche 
bereits im 13. Jahrhundert. Bis heute versuchen Entdecker, Gesandte, 
Wissenschaftler, Journalisten und Touristen, das auf Europäer oft geheimnisvoll 
wirkende Zentralasien zu ergründen, und jeder Reisebericht als „
die sprachliche 
Darstellung authentischer Reisen
“ (Brenner 1989, S. 9) liefert eine subjektive Facette 
des Bildes von einem fremden Volk, von fremder Kultur und von einem fremden Land. 
Dabei gilt die Sprache als wichtiges Kommunikations- und Verständigungsmittel zur 
Erfassung und Interpretation des Fremden.
Die vorliegende Arbeit versteht sich als ein Beitrag zur Erforschung des Orientbildes 
sowie der kognitiven Linguokulturologie unter Berücksichtigung der Rolle der Sprache 
bei der Erzeugung des Usbeken- und Usbekistanbildes in deutschsprachigen 
Reiseberichten. Es wird angestrebt, durch eine linguokulturologische Analyse der 
deutschsprachigen Reiseberichte eine zu konstatierende Wissenslücke in der 
Forschung zum Usbekistanbild zu füllen. Besonders interessant ist es für die 
Forschung, die Entwicklung des Usbeken- und Usbekistanbildes in einem längeren 
Zeitabschnitt zu betrachten, um seine Wandlung und seine situativen Kontextfaktoren, 

Ort und Zeit, die Beteiligten
“ (Lemnitzer/Zinsmeister 2010, S. 29), zu identifizieren. 
Neben der zentralen Forschungsfrage
welches Usbeken- und Usbekistanbild in 
deutschsprachigen Reiseberichten aufgrund spezifischer sprachlicher Merkmale 
konstruiert wurde
, ergeben sich auch andere Ansatzpunkte. Wie wurde Usbekistan 
(Turkestan/Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik) im historischen Zeitraum von 
1710 bis 1991 von einem deutschsprachigen Reisenden wahrgenommen? Welche 
typischen Wahrnehmungsstrukturen lassen sich identifizieren? Ist dabei eine 
Kontinuität festzustellen? Welche linguokulturellen Konzepte sind je nach historischem 
Zeitraum besonders stark vertreten? Welche Ausdrucksmittel der Bildlichkeit, 
Bildhaftigkeit und Authentizität werden in den untersuchten Reisetexten besonders 
häufig verwendet und welche Funktion haben sie bei der Entstehung eines Usbeken- 
und Usbekistanbildes in Reisetexten? Welche Rolle spielt die Rhetorik als Grundlage 
der Darstellungen? Welche Stereotype sind für den jeweiligen historischen Zeitraum 
als typisch anzusehen? Auf welche Weise stehen Texte miteinander in Verbindung? 
Existiert eine gewisse Intertextualität bei mehreren Autoren? Somit ist das Ziel der 
vorliegenden Arbeit, die vorhandenen Usbeken- und Usbekistanbilder im deutschen 
Reisebericht von 1710 bis 1991 zu untersuchen und damit einen Beitrag zur 
Erforschung der Usbekistanwahrnehmung sowie des Eigen- und Fremdbildes in der 
deutschen Reiseliteratur zu leisten. 



Es werden 12 Reiseberichte analysiert. Sie waren bis jetzt zum größten Teil noch nicht 
Gegenstand einer linguistischen Untersuchung. Sie wurden exemplarisch für die Zeit 
der Turkestan-Epoche (einschließlich der russischen Kolonialzeit) und des 
Sowjetregimes bis zur Erlangung der Unabhängigkeit der Republik Usbekistan, d. h. 
von 1710 bis 1991, ausgewählt.
Da sich Reiseberichte entsprechend der These von Peter Brenner (1990) nicht als 
realistische Wiedergabe der Wirklichkeit verstehen lassen, sondern als Werke mit 
durch die Subjektivität des Autors stark beeinflusster Perspektive, müssen zunächst 
die individuellen sowie die zeit- und kulturspezifischen Voraussetzungen der 
Wahrnehmung rekonstruiert werden (vgl. Brenner 1990, S. 30). Daher werden auch 
die Angaben zum Leben und Schaffen der Reiseautoren von usbekistanbezogenen 
Texten in die empirische Betrachtung einbezogen. 
Wie kamen die Autoren zu ihren Bildern von Usbeken und Usbekistan? War die 
Wahrnehmung von europäischen Beobachtern immer nur auf diese wenigen Züge 
beschränkt? Beruhen diese Berichte tatsächlich auf persönlichen Beobachtungen 
einzelner Reisender vor Ort, oder brachten die Reisenden bereits vorhandene Bilder 
von zu Hause mit? Diesen Überlegungen folgend setzt sich die vorliegende Arbeit 
auch zum Ziel zu untersuchen, welche Kontakte die Reisenden untereinander pflegten, 
inwieweit sie einander beeinflussten und welche Zitatgemeinschaften sie bildeten. Auf 
diese Weise wird die Herkunft vorhandener Usbeken- und Usbekistan-Stereotype 
kritisch hinterfragt.

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