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Schule Russlands unter der Leitung von V. N. Telija (1986) und unter anderem anhand
der wissenschaftlichen Beiträge von Vorob’yev (1993), Stepanov (1995), Schakleyin
(1997), Arutjunova (1998) und Maslova (2001) durchgeführt. Linguokulturologie
untersucht die Wechselwirkung von Sprache und Kultur, wobei die Sprache als Träger
kulturell konstituierter Fremdbilder dient. Ein kulturgeladener Text kann in diesem
Sinne sowohl die Kultur jedes Individuums als auch der Gesellschaft widerspiegeln
(vgl. Sotova 2003, S. 67). Diese Eigenschaft wird in der Linguokulturologie als
„
kulturelles bzw. kulturwissenschaftliches Potenzial eines Textes
“ (Novikova 2005, S.
298) definiert. In solchen Texten sind „
latente Möglichkeiten, Inhaltsressourcen,
grammatische Strukturen, Lexik, Wortbildung, mentale Erfahrung, kulturelle
Besonderheiten
“ (ebd.) dieser oder jener Ethnie vorhanden, die dem Geschriebenen
„
einen kulturologischen Wert
“ (Sotova 2003, S. 68) verleihen, der ebenso die
kulturhistorische Bedeutung des Themas, die Grundidee und den Inhalt des Werks
einschließt.
Die Reiseberichte sind Träger der kulturellen Wahrnehmungskonstrukte und verfügen
dadurch über ein umfangreiches linguokulturologisches Potenzial zur tiefgreifenden
Erforschung der sprachlichen Besonderheiten des Fremdenbildes von Reisenden.
Diese Konstrukte hängen wiederum mit eigenen kulturellen Traditionen des Autors
zusammen und weisen den nur für diesen oder jenen Autor typischen Sprachgebrauch
auf (die Linguokulturologie bezeichnet dieses Phänomen als
Sprachpersönlichkeit
,
russ. ʻязыковая личностьʼ), was als Prozess auf gewissen kulturhistorischen
Hintergründen beruht.
Bei der linguokulturologischen Analyse und Charakterisierung der zu untersuchenden
Konzepte in den Texten stehen rhetorische Stilfiguren, Stereotype und Intertextualität
im Mittelpunkt der Betrachtung.
Um die Analyse sprachlicher und kultureller Relationen im angestrebten Umfang
vornehmen zu können, ist ein repräsentatives, möglichst diachron aufgebautes Korpus
nötig, in das Texte nach folgenden Auswahlkriterien aufgenommen wurden:
1) Region Usbekistan: Als Gegenstand der Untersuchung wurden gezielt jene
Reiseberichte
(auch
Mischformen
zwischen
Reisebeschreibungen
und
Reisereportagen) gewählt, die sich ganz oder teilweise den Territorialbezeichnungen
Māwarā’an-nahr/Transoxanien
,
Turkestan
,
Chanat Kokand
,
Chanat Chiwa
,
Emirat
Buchara
,
Generalgouvernement Turkestan
,
Turkestanische Autonome Sozialistische
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