Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

4.3.5 Usbekische Kinder 
Beschreibungen von usbekischen Kindern sind in deutschsprachigen Reiseberichten 
eher selten anzutreffen. Sie werden hauptsächlich in Verbindung mit den Themen 
Frau
,
 Erziehung
und 
Bildung
erwähnt. 
Vámbéry schenkt den Kindern keine besondere Aufmerksamkeit, schwärmt jedoch in 
seinem „Türkenvolk“ von der „
tiefe[n] Achtung und Ehrenbezeugung
“ (Vámbéry 1885, 
S. 359) der Kinder gegenüber den Eltern: 
„
Selbst der dreissig- oder vierzigjährige Sohn wird auf einen Blick seines Vaters 
zusammenfahren und wird es nie wagen, in Gegenwart des letztern eine Pfeife zu 
rauchen, sich niederzusetzen oder das erste Wort zu sprechen.
“

(Ebd.)
 
Einer der wenigen Turkestan-Reisenden, der die Kinder dort beobachtete, war Henri 
Moser. Er sah Frauen und Kinder während des Sonnenuntergangs beim Abendgebet 
auf den flachen Dächern der Häuser (vgl. Moser 1888, S. 140) und freute sich, ihnen 
zu begegnen. Dennoch nimmt er zunächst auch bei den Kindern Hass und Verachtung 
gegen die Europäer wahr: 
„
Nur die Kinder erfreuen unser Auge. Leider lehrt man ihnen nur Hass und Verachtung 
gegen die Europäer. In diesem Lande wird der Blick niemals durch ein gutmüthiges, 
liebes Lächeln eines Kindes ergötzt; jeder Fremde hat hier das Gefühl, dass der Hass 
gegen seine Rasse und seine Religion ihn von dem Einheimischen trennt.
“

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154 
(Ebd.: S. 100) 
Wie dieses Beispiel zeigt, ging Moser davon aus, dass nicht nur Erwachsene, sondern 
auch Kinder gegenüber Ausländern negativ eingestellt waren. Er verstärkt seine 
Aussage durch die Auswahl der negativ behafteten Substantive 
Hass
und 
Verachtung
. 
Das Adverb 
niemals
mit der Epitheta 
gutmütig
und 
lieb
bewirkt eine Kontrastierung 
zwischen turkestanischen und anderen Kindern. Der Autor subjektiviert seine Aussage 
mit den Wörtern 
Fremde
und 
Gefühl
noch deutlicher.
An anderer Stelle erwähnt er: 
„
Nur die Juden und die Kinder scheinen zufrieden zu sein, uns zu sehen. Unter den 
letztern sind reizende Geschöpfe mit schönen schwarzen Augen und oft sehr feinen 
Zügen; aber wie oft werden diese frischen Gesichtchen durch die im Lande 
herrschenden Krankheiten verunstaltet!
“

(Ebd.: S. 137) 
Hier macht er klar, dass sich die Kinder auf fremde Menschen freuen, relativiert dabei 
aber er seine Aussage mit dem Verb 
scheinen
. Er beschreibt das Aussehen der Kinder 
mit schmückenden Epitheta und der Periphrase „
reizende Geschöpfe mit schönen 
schwarzen Augen und oft sehr feinen Zügen
“, und gleich im nächsten Satz empört er 
sich über die Krankheiten der Kinder, wobei er 
Kinder
durch die Periphrase „
diese 
frischen Gesichtchen
“ ersetzt.
Moser besucht einheimische Schulen und findet es 
merkwürdig
48
, dass der öffentliche 
Unterricht in Zentralasien im Land so weit verbreitet sei und dass die Analphabeten 
eine Seltenheit seien. Er erzählt von zahlreichen Mädchenschulen und der Befreiung 
der Armen vom Schulgeld (vgl. ebd.: S. 162). Moser schildert den Unterrichtsablauf in 
der Grundschule – er sagt dazu „
Elementarschule
“ – ausführlich. Dementsprechend 
seien die Grundschulen „
eigentümlicher Art
“ (ebd.: S. 163), von Weitem würde man 
„