Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

in den gewohnten orientalischen Kaftan, den Chalat (ein langes Obergewand, das 
einem bis zu den Knöcheln reichenden Schlafrock ähnelt), gekleidet und haben kleine 


156 
runde Käppchen aus Samt oder Seide auf dem Kopf. Über ihre Bücher gebeugt, 
zeichnen sie arabische Schriftzeichen mit ihren Rohrfedern. Ein kleines Fläschchen 
Tusche steht neben jedem auf dem Boden. Und immer murmeln alle halblaut ihre 
Lektion. Von Zeit zu Zeit zeigt der Lehrer auf irgendeinen Schüler, der dann etwas 
lauter murmelt als die andern. So geht es fast den ganzen Tag. Erstaunlich, daß Kinder 
solchen Unterricht aushalten, ohne stumpfsinnig zu werden.


(v. d. Pahlen 1969 [1964], S. 64-65) 
Von der Pahlen schreibt außerdem über die frühe sexuelle Aufklärung des männlichen 
Nachwuchses und die Verinnerlichung der Geringschätzung der Frau im Alter von acht 
Jahren: 

Für das persönliche Leben des einzelnen sind in Formeln gehüllte Regeln zu lernen. 
So wird dem achtjährigen Jungen die sexuelle Frage ausführlich erklärt. Er wird über 
die Regeln des ehelichen Umganges, die möglichen Krankheiten, deren Verhütung und 
Heilung bis ins einzelne aufgeklärt, wie wir es in Europa nur in wissenschaftlichen 
Abhandlungen finden. Auch wird dem Jungen die Geringschätzung der Frau besonders 
eingeprägt.


(Ebd.: S. 71) 
Der Autor beschreibt mit den emotional-charakterisierenden Epitheta „
klein und elend
“ 
neunjährige Kind-Mütter, sein Mitleid ist deutlich zu spüren: 

Neunjährige Mütter, klein und elend, mit abgemagerten Händen wiesen rotgefärbte 
Nägel auf. Sie hielten ihr kleines Kind im Arm.


(Ebd.: S. 124) 
Egon Erwin Kisch, der Zentralasien 23 Jahre später besuchte, kritisiert die usbekische 
Wiege: 

Graue Farbe: […]. Das Usbekenbaby, in einer mit weißen Tüchern verhängten Wiege, 
dem ‚Beschik‘, festgebunden, kommt während seines ersten Lebensjahres nur beim 
Wechseln der Windeln aus diesem schaukelnden Kerkerchen heraus. Die Mutter beugt 
sich über die Wiege, um das Kind zu stillen.


(Kisch 1932, S. 29) 
Kisch ordnet das traditionelle Attribut des usbekischen Alltaglebens seinem Stil getreu 
mit „
graue[r] Farbe
“ zur Last der Vergangenheit. Die metaphorische Periphrase 

schaukelndes Kerkerchen
“, worin das Kind angeblich Tag und Nacht festgebunden 


157 
bleibt, vermittelt ein negatives Bild von schlechtem Umgang und falscher 
Säuglingspflege.
49
Kisch schildert auch die Kinder im Sowjetland und berichtet scherzhaft, wie die drei- 
bzw. vierjährigen Kinder im Kindergarten 
Kolchos
spielen. Hier wird vom Autor anhand 
der Sowjet-Lexik („
die Erziehung der Gemeinschaft
“ (ebd.: S. 30), „
der Diensthabende
“ 
(ebd.), „
Altersgenossin
“ (ebd.), „
Sanitätskommission
“ (ebd.), „
Kolchos
“ (ebd.)) am 
Beispiel von Kindern ein Bild des neuen, sowjetischen Usbekistan entworfen.
Hans Werner Richter, der Kischs Spuren folgte, beschreibt weder den Beschik, noch 
besuchte er einen Kindergarten. Als er von der Seidenfabrik in Margilan berichtet, 
erwähnt er „
eine Schar gaffender Kinder
“ (Richter 1966, S. 29) und besucht eine 
Internat-Schule der Kolchose in Fergana: 

Die Kinder essen und schlafen dort. Ungehindert können die Eltern ihrer Arbeit 
nachgehen. Der Lehrer, der uns durch die kahlen Räume führt, trägt ein Abzeichen, 
das ihn als Akademiker aufweist. Die Schlafräume der Kinder sind spartanisch einfach 
und sauber. Es ist ein Internat wie überall. Es hätte auch irgendwo im alten Preußen 
liegen können, für adlige Kinder des 18.Jahrhunderts.


(Ebd.: S. 32)
Er sieht die Kinder, musizierende Pioniere, im ehemaligen Palais des Großfürsten 
Romanov (vgl. ebd.: S. 76) und verlebendigt Lenin mit einer scherzhaften Aussage:

Zwischen den marmornen Hirschen lächelt jetzt ein sitzender Lenin mit einem kleinen 
Mädchen neben sich.


 
 
 
 
 
 
 
(Ebd.: S. 76)
Lediglich Richard Christ beschreibt die für eine usbekische Familie so typische 
Kinderliebe, die mit sich bringt, dass ein Haus mit Hof in der Altstadt einer kleinen 
Neubau-Wohnung vorgezogen wird: 

Ein kinderloses Haus ist wie ein Friedhof, aber ein Haus mit vielen Kindern ist wie ein 
Basar, sagt der Usbeke, und wie er den Basar liebt, liebt er das Haus voller Kinder – 
49
Dabei unterschlägt er die Vorteile des Beschiks: Der Beschik bietet z. B. Schutz und Wärme, besonders in den entfernten 
Dörfern, wo es an beheizbaren Räumen im Winter und Klimatisierung im Sommer fehlt. Durch die eingearbeiteten, mit einem 
Loch versehenen Holzstäbchen namens Sumak (diesen Bestandteil des Beschiks erwähnt der Autor nicht), welche die Babys 
zwischen die Beinchen bekommen, und die das Wasser in das Töpfchen unter der Wiege ableiten, bleibt es bei ihm immer 
trocken. Die Behauptung von Kisch, dass usbekische Babypopos mit Steinen abgewischt werden, entspringt 
höchstwahrscheinlich der Phantasie des Autors. 


158 
aber wo soll sich eine große Familie treffen, wenn kein Hof mehr da ist? Auf der Vier-
Quadratmeter-Diele einer Neubauwohnung?

50
 
 
(Christ/Kállay 1979, S. 31) 
Er erzählt von Pahlawan Mahmud, dem großen Aufklärer, dessen Mausoleum eine 
Frau angeblich fruchtbar mache, und vermerkt kurz, dass der männliche Nachwuchs 
dem weiblichen vorgezogen wird: 

[…] ein Haus voller Kinder, am besten voller Jungen, ist wie ein Basar, und den Basar 
nun wieder lieben die Usbeken über alles, dort sitzen sie, kaufen, verkaufen, feilschen, 
prüfen, erzählen, trinken Tee – die Männer.


 
 
(Christ/Kállay 1979, S. 59) 
In diesem Textauszug vergleicht Christ die Kinderliebe der Usbeken wieder mit deren 
Liebe zum Basar.
Die untersuchten deutschsprachigen Autoren verwenden nur wenige Realienwörter im 
Zusammenhang mit usbekischen Kindern; insgesamt sind nur zwei kindbezogene 
Realienwörter vorhanden, einmal bei Graf von der Pahlen, das andere Mal bei Kisch. 
Beide wurden vorangehend bereits erwähnt und erläutert.

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