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(Vámbéry 1885, S. 351)
Seine Übersetzung türkischer Texte wurde 1860 unerwartet mit einer Mitgliedschaft in
der Akademie der Wissenschaften in Budapest belohnt. Im Jahr darauf wurde er von
der
Akademie beauftragt, nach Zentralasien zu reisen, um die mögliche
Verwandtschaft des Ungarischen mit den zentralasiatischen Sprachen zu erforschen.
Seine türkischen Freunde in Konstantinopel warnten ihn vor den Gefahren dieser
Reise; nichtsdestotrotz machte sich Vámbéry mit einer Karawane auf den Weg nach
Persien. Seine Eindrücke von dieser Reise erschienen 1867 in seinem Buch „Meine
Wanderungen und Erlebnisse in Persien“ (vgl. Simon (Hrsg.) 1983, S. 14-15).
Im Frühjahr 1863 unternahm er die Reise seines Lebens:
Verkleidet als Derwisch
bereiste er mit einer Karawane Zentralasien. Mithilfe dieser Inkognito-Verkleidung gab
er sich als Pilger aus, der als Murid (Zögling eines Derwischordens) seinen Pir
(geistliches Oberhaupt) in Buchara-i-Scherif besuchen wollte (vgl. Vámbéry 1873
[1865], S. 104). Sein langjähriger Aufenthalt in Istanbul
brachte ihm nicht nur
ausgezeichnete Sprachkenntnisse, sondern auch das nötige islamische Wissen sowie
die Traditionen der Muslime bei. Diese Kenntnisse retteten ihn später oft vor der
Enttarnung in Turkestan. Ein anderes Problem war die Finanzierung seiner Reise. Da
das Geld von der ungarischen Akademie der Wissenschaften nicht ausreichte,
verdiente er unterwegs durch Segen und Hauch sein Reisegeld, worüber er schreibt:
„
Der Segen war hier ein guter Artikel, denn ich hatte für vier oder fünf Formeln eine
Menge Brot und einige Stücke Kamel-, Pferde- und Schaffleisch bekommen.
“
(Ebd.:
S.100)
Oder:
„
In Chiwa ging es übrigens wie allen Hadschikollegen so auch mir glänzend mit dem
Geschäfte des Segen- und Hauchspendens. Ich sammelte hier für diese göttliche Ware
gegen 15 Dukaten Geld.
“
(Ebd.: S. 118)
Sein Reisebericht über dieses gefährliche Abenteuer durch die turkmenische Wüste
nach Chiwa, Buchara und Samarkand erschien 1864 nach seiner Rückkehr erstmals
in London als „Travels in Central Asia“. Die deutschsprachige
Fassung dieses
Reiseberichts erschien 1865 unter dem Titel „Reise in Mittelasien“ (Vámbery 1865) .
Er träumte von einer akademischen Karriere, doch in seiner Heimat war man ihm
gegenüber misstrauisch. Eine gut arrangierte Audienz bei Kaiser Franz Josef brachte
ihm trotz des Fehlens einer akademischen Ausbildung 1867
den lang ersehnten
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Professorentitel. Dennoch blieb er in akademischen Kreisen unbeliebt: Einer von
seinen ersten Studenten, der berühmte Orientalist Ignaz Goldziher, der ihn, Vámbéry,
später in seinem Tagebuch als „Lügner“ bezeichnete, schreibt über seine „politischen
Dienste“:
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