Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Diss Rakhimova 2018

 

Infolge eines Briefes von Vämbery d/d 23. d. M. (man findet denselben in dem 
betreffenden Fascikel) habe ich den grossen Derwisch heute Abend in seiner Wohnung 
aufgesucht. Nach zwölf Jahren habe ich diesen „Wohlthäter“ wieder ein Stündchen 
reden hören – über seine Grösse, sein erworbenes Geld und seinen schwindelhaften 
Ruhm. Welches Glück, dass ich mich diese ganzen 12 Jahre von diesem Lügner 
ferngehalten habe!
“ 
 
(Goldziher 1978, S. 169)
Oder:
 

Nach langer Pause machte ich heute dem Derwisch wieder einen Besuch. Mit dem 
Alter dieses bösen Abenteurers wächst die Ruchlosigkeit seiner Seele. Heute sprach 
er mir über den hohen Werth des Geldes; jeder Mensch, der sich kein Geld verschafft, 
viel Geld, ist ein verwerflicher Charakter. ‚Ich hab’ mir eine viertel Million verdient, eine 
halbe Million Kronen, aber nicht mit der Wissenschaft. Wissenschaft ist ein Dr...k 
(ipsissima verba). Mommsen? Das ist der grösste Esel ...‘ und so fort, ‚In Ungarn 
braucht man keine Wissenschaft. Glaubst du, ich habe mir ‚mit der Wissenschaft‘ 
meinen Reichthum erworben? Ha, ha, ha! Ich hab von der englischen Königin und vom 
Sultan für politische Dienste ein Jahresgehalt bekommen. England hat mir jetzt ‚mein 
Gehalt‘ mit ‚500 Fund‘ jährlich erhöht. Das ist Wissenschaft.‘
“ 
(Goldziher 1978, S. 226)
Ob er ein Geheimagent der englischen Königin und gleichzeitig des türkischen Sultans 
war oder einfach ein geschätzter und erfahrener politischer Ratgeber, ist eine 
umstrittene Frage. Er verfügte allerdings über ein sehr gutes politisches Gespür: Seine 
Voraussage z. B. über die Russlandexpansion in Zentralasien trat später vollständig 
ein.
Er schrieb weitere Bücher über Zentralasien. 1872 erschien sein zweibändiges Buch 
„Geschichte Bochara’s oder Transoxaniens“, das reichlich Kritik erntete. Sein 
Hauptkritiker war der amerikanische Diplomat Eugene Schuyler, der die Existenz der 
Fettschwanzschafe in Zentralasien bestritt und Vámbérys Reise nach Zentralasien als 
Lüge darstellte. Doch spätestens nach Herausgabe von O’Donovans Werk „The Merv 
Oasis“ im Jahre 1882 bestätigten sich die Angaben von Vámbéry (vgl. Simons (Hrsg.) 


85 
1983, S. 19).
Im Jahr 1875 erschien „Der Islam im neunzehnten Jahrhundert. Eine 
culturgeschichtliche Studie“, in welcher Vámbéry das islamische Verhalten 
zentralasiatischer Völker näher betrachtete, darunter auch Usbeken, allerdings nicht 
als Ethnie (vgl. 
Vámbéry 1875, S. 27).
Die Usbeken hatten für Vámbéry eher eine 
politische Bedeutung als eine ethnische, er beschrieb sie als die aus Nomaden und 
Barbaren bestehende herrschende Klasse Transoxaniens. Diese Schlussfolgerung 
bestätigte er in seinem 1885 veröffentlichten Buch „Das Türkenvolk in seinen 
ethnologischen und ethnographischen Beziehungen“ (vgl. Vámbéry 1885, S. 346). 
Im Jahr 1882 wurde sein Werk „Ursprung der Magyaren“ veröffentlicht, in dem er eine 
ethnologische Studie über die Herkunft und Abstammung des ungarischen Volkes, vor 
allem über den Ursprung der ungarischen Sprache darlegte, was auch das Hauptmotiv 
seiner Reise nach Zentralasien war. Der ungarische Orientalist wollte vor allem „
den 
Verwandschaftsgrad zwischen der ungarischen Sprache und den türkisch-tatarischen 
Mundarten
“ (Simons (Hrsg.) 1983, S. 25) untersuchen. Durch detaillierte 
Sprachstudien, vor allem zahlreiche Entlehnungen aus den Turksprachen ins 
Ungarische, versuchte er darzulegen, dass Magyaren, also Ungarn, eine turko-
tatarische Herkunft haben. Er schreibt:
 

[…] um das Verwandschaftsverhältnis der magyarischen Sprache und des 
magyarischen Volkes auch zur turko-tatarischen Fraction der Ural-Altaier in gehöriger 
Weise zu beleuchten, habe ich diese Studie unternommen, und bin denn auch zu 
einem von der Ansicht unsers gelehrten Gegners verschiedenen Resultate gelangt, 
demzufolge ich in den Magyaren ein Mischvolk erkenne, in welchem nicht Finn-Ugrier, 
sondern Turko-Tataren den eigentlichen Nucleus, richtiger den Hauptbestandtheil 
bildeten.

 
(Vámbéry 1882, S. VIII)
Dieses Buch wurde innerhalb von drei Tagen in 700 Exemplaren verkauft. Dennoch ist 
heute allgemein bekannt, dass Vámbéry mit seiner These falsch lag, denn die 
ungarische Sprache gehört nicht zur turko-tatarischen Sprachgruppe, sondern zur 
finno-ugrischen Sprachfamilie (vgl. Simons (Hrsg.) 1983, S. 19).
Aufgrund seines großen Interesses an Politik und besonders an der „Great-Game“-
Frage erschienen von ihm auch „Die gelbe Gefahr“ (1904) und kurz vor seinem Tod 
im Jahr 1913 „Westlicher Kultureinfluss im Osten“ (1906).
Obwohl Vámbéry, der das damalige Turkestan 1863 bis 1864 als Derwisch verkleidet 


86 
bereiste, zu den relativ späten Zentralasien-Reisenden gehört, verfasste er eine Reihe 
von wissenschaftlichen Arbeiten, die der Erforschung der Kultur, Sprache und 
Geschichte der Turkvölker gewidmet sind. Seine zahlreichen Werke zum Thema 
„Turkestan“, darunter auch Übersetzungen (siehe dazu: Vámbéry 1870; Vámbéry 
1911) und Wörterbücher (siehe dazu: Vámbéry 1872), leisteten zur Entwicklung der 
ethnologischen, sprachwissenschaftlichen und kulturhistorischen Forschungen einen 
unermesslichen Beitrag. Nicht zunächst aus diesem Grunde wurde sein Reisebericht 
„Reise in Mittelasien“ als Stoff für die linguokulturologische Analyse ausgewählt und 
bildet den größten Teil des Untersuchungskorpus (311 Seiten). Darüber hinaus ist die 
Sprache des Reiseberichts reich an Orientbildern (bzw. Usbeken- und 
Usbekistanbildern), Stereotypen, rhetorischen Stilmitteln, Realienwörtern u.a.m., was 
den linguokulturologischen Wert des Stoffes steigert.

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