Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

5. Fazit 
Die vorgenommene Untersuchung des Usbeken- und Usbekistanbildes, das in 
historischen Epochen von 1710 bis 1991 entstand, zeigte, dass kein allgemein 
bekanntes bzw. universelles Usbekistan-Bild im deutschsprachigen Raum vorhanden 
ist. Vielmehr sind es partiell existierende Zerrbilder von Land und Menschen. Da die 
Arbeit sich auf die spezifischen sprachlichen Mittel konzentrierte, wurden eine 
umfassende linguokulturologische Analyse des ausgewählten Textkorpus und eine 
anschließende linguokulturologische Charakterisierung durchgeführt. Daraus ergaben 
sich folgende Befunde: 

Linguistische Semantik, die der Linguokultur zugrunde liegt, befasst sich mit 
dem überbegrifflichen Gehalt des sprachlichen Zeichens und ermittelt die 
Kulturkomponenten der Bedeutung. Das sprachliche Weltbild weist dann seine 
kulturelle Spezifik auf. 

Eindrücke, Gedanken und Konstruktionen der Reiseautoren von Usbekistan 
zeigen deutlich die Einstellungen, die von den Maßstäben der eigenen Kultur 
geprägt sind. Davon zeugen nicht zuletzt die Feststellungen der Reiseautoren 
über usbekische Menschen, deren Familienverhältnisse sowie Lebens- und 
Arbeitsweise sie darstellen. Sie nehmen dabei häufig eine kritische Perspektive 
ein: 
Polygame Männer
,
rechtlose, vermummte, schüchterne und ängstliche 
Frauen
,
 Kinder in lautem Schulunterricht
sind konstant gebliebene Stereotype 
der Turkestanzeit, die sich erst nach 1970 teilweise zu ändern beginnen. Damit 
geben die Autoren Auskunft nicht nur darüber, was aus ihrer Sicht im fremden 
Land der Fall ist, sondern sie verweisen auch auf das Eigene zurück und 
implizieren, wie richtig dies alles in ihrer eigenen Kultur/ihrem eigenen Land sei, 
woran sie gar keine Zweifel haben.

Romantisierung und Exotisierung der historischen Städte sind auch wichtige 
Merkmale der usbekistanbezogenen Reisetexte. Das Samarkandbild und das 
Bucharabild werden vor allem durch Periphrasen, Metaphern und Vergleiche 
geprägt, die einen gewissen Respekt vor einer von Hochkulturen geprägten 
Vergangenheit veranschaulichen und häufig zu 
stehenden Bildern
werden, die 
wiederum als indirekter Bezug auf frühere Autoren hinweisen können.

Auch die Personifikation, die auf Ähnlichkeitsbeziehungen beruhende 
Übertragung menschlicher Eigenschaften in die Sphäre nicht-menschlicher 
Sachverhalte und auch abstrakter Erscheinungen, wird von den Reiseautoren 
oftmals verwendet und leistet einen deutlichen Beitrag zur Schaffung von 


246 
anschaulichen Sprachbildern. Dieser Effekt hebt die Sprache des Reiseberichts 
aus dem Niveau der Alltagssprache, springt jedoch nicht in die 
Fiktionalitätsebene. 
Außerdem 
werden 
die 
Personifikationen 
in 
usbekistanbezogenen Texten nicht zuletzt als Mittel der Karikatur eingesetzt.

In den Reisetexten werden Adjektive vor allem als stileffektgebende Mittel 
gebraucht, die im Text eine Wertung des Autors, einen Bezugsmaßstab 
implizieren. Beim wiederholten Gebrauch werden sie zu stehenden Beiwörtern, 
Epitheta ornantia, die stereotypenähnliche Wahrnehmungskonstrukte des 
Autors zum Ausdruck bringen. Auch der Gebrauch der Fremdwörter, die der 
Aussage eine wissenschaftliche Note verleihen, ist gut nachweisbar.

Realienwörter werden in deutschsprachigen Reisetexten über Usbekistan 
zahlreich verwendet und verleihen dem jeweiligen Text einen hohen Grad an 
Authentizität. Andererseits muss festgestellt werden, dass in vielen Fällen 
russische Analoge statt authentische usbekische Kulturwörter gebraucht 
werden. Dies zeugt nicht zuletzt davon, dass die Meinungsbildung der 
Reiseautoren meistens von russischen Begleitern beeinflusst wurde. Auf diese 
Weise versuchte die damalige Kolonialmacht, das zaristische Russland oder 
die Sowjetunion, die Reisenden sowie ihre Gedanken unter Kontrolle zu 
behalten, die sich später in den Reisetexten widerspiegeln. 

Die Intertextualität, die in den untersuchten Textkorpora vorhanden ist, wird von 
den deutschsprachigen Reiseautoren nicht nur zur Kenntnisnahme verwendet. 
Sie zeugt vor allem davon, dass einige Merkmale des Usbeken- und 
Usbekistanbildes über einen langen Zeitraum konstant bleiben. Der am meisten 
zitierte Autor ist dabei Hermann Vámbéry, der sogar von DDR-Autoren gelesen 
und zitiert wird. Manche Autoren halten sich vor dem größten Orientkenner 
zurück. 

Die Konzeptanalysen der deutschsprachigen Reiseberichte resümieren ein 
Usbeken- und Usbekistanbild, das sich im gesamten Zeitraum im Großen und 
Ganzen kontinuierlich entwickelt. 
Usbekische Männer
werden im Durchschnitt 
als 
mittelgroß, beleibt
und 
freundlich
wahrgenommen. 
Polygam
bleiben sie 
ganz lange, erst bei Richter müssen sie sich mit einer Frau zufriedenstellen, 
sind jedoch stolz auf ihre polygamen Vorfahren. 
Das Bild der usbekischen Frau
ändert sich auch nicht wesentlich. Trotz der Abschaffung des Schleiers und der 
Modernisierung durch die Sowjetunion bleibt sie für die Reiseautoren 
unterwürfig
und 
gehorsam
. Die Konzepte „Samarkand“ und „Buchara“ werden 
ausnahmslos von allen Autoren des gesamten analysierten Zeitraums 
behandelt. 
Samarkands
Architektur wird bewundert und fasziniert, 
Buchara
wird 


247 
als Stadt des Islam beschrieben und ruft ein kritisch-pejoratives Bild wegen 
seiner Vergangenheit, des Wassermangels und der schmalen, ungepflasterten 
Straßen mit grauen fensterlosen Lehmhäusern hervor. 
Usbekische Basare
werden als Lebensmittelpunkt der Turkestaner beschrieben, orientalische 
Waren, Düfte, Teppiche werden bewundert und romantisiert. Das ungewöhnlich 
ruhige Verhalten der Verkäufer gegenüber den Kunden ruft eine irritierte 
Reaktion bei den Reisenden hervor. 
Das usbekische Essen
wird kontinuierlich 
als 
zu fett

ungesund
und 
übermäßig viel
beschrieben, als 
Hauptgetränk
der 
Usbeken wird bis Christ hauptsächlich 
der grüne Tee
konstatiert. Die 
Gastfreundschaft 
der 
Usbeken
finden 
die 
deutschsprachigen 
Reisebuchautoren fast immer übertrieben und klagen, dass sie immer essen 
müssen, damit der Gastgeber zufrieden ist, auch dieses Merkmal des 
Usbekenbildes bleibt konstant.
Im Zentrum dieses Promotionsprojekts steht nicht zuletzt die Idee der Selbstfindung 
durch die Erfahrung kultureller Fremde, da die Auseinandersetzung mit Fremdem, die 
Wahrnehmung des Fremden auf das Engste verflochten ist mit der eigenen 
Geschichte und Kultur. Jedoch gelingt es lediglich wenigen Reiseautoren, sich von 
ihrer eigenen Kultur zu distanzieren, um einen nicht von Vorurteilen verstellten Zugang 
zu der fremden Kultur zu finden. Stattdessen distanzieren sie sich von der fremden 
Kultur und reflektieren sie aus der Sicht der eigenen Kultur, wobei sie oft die eigene 
Überlegenheit demonstrieren. Dies widerspiegelt sich in den untersuchten 
Reiseberichten. 
Linguokulturelle Hermeneutik bildet dazu die spezifisch sprachliche Relevanz der 
Lehre des Verstehens von Kulturen, die vorläufig hauptsächlich auf theoretischer 
Ebene bleibt. Insofern steht zu hoffen, dass in Zukunft mehr Arbeiten durchgeführt 
werden, die die Strukturen der methodischen Herangehensweise des Faches 
festlegen.


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