[…] schmale Strasse, die teils zwischen langen Lehmmauern hinläuft, den licht-, farb-
und schmucklosen Aussenwänden der Häuser, in die nur selten eine Tür, ganz
vereinzelt eine Fensterluke geschnitten ist.
“
(Karutz 1904, S. 60)
Auch Karutz bestätigt den unhygienischen Gebrauch von Wasser durch die Bucharer:
„
[…] Teiche […], die zum Schöpfen des Trink- und Gebrauchswassers, zum Tränken
der Pferde, zum Baden von Ross und Reiter, zur Vornahme der rituellen Waschungen,
201
also so ziemlich allen denkbaren Bestimmungen dienen, aller möglichen
Verunreinigung ausgesetzt sind und sie kräftig weiter verbreiten.
“
(Karutz 1904, S. 61)
Karutz besichtigte den Registan, den er als „
grösste[n] Platz der Stadt
“ (ebd.: S. 70)
bezeichnet, er beschreibt ihn als „
mit Buden bestanden, von einer buntfarbigen
Menschenmenge bevölkert
“ (ebd.). Der Ark, die „
Burg des Emirs
“ (ebd.: S. 71), zeigt
ihm „
das düstere Grau des Gemäuers und […] halb festungs-, halb gefängnisartige[s]
Tor
“ (ebd.: S. 71). Sie weckt bei Karutz den Eindruck „
einer Zwingburg, die das Volk
in Zucht hält […]
“ (ebd.).
Karutz besuchte auch das
„barbarische
“ (ebd.: S. 72) Gefängnis von Buchara, wo
Gefangene hausten, „
wie wenn Tiere in den Käfig gesperrt
“ (ebd.: S. 71) seien, wo er
eine erneute Bestätigung seiner Vorstellungen findet:
„
Man hat diese Löcher für die elendesten, unmenschlichsten Gefängnisse erklärt, die
es auf der Welt gibt, und es ist wahr.
“
(Ebd.: S. 71)
Er schreibt von der „
Grausamkeit des Ankettens und [der] Gewissenslosigkeit der
Behandlung
“ sowie von der „
grauenvolle[n] Exekution
“:
„
Früher bestand sie darin, dass man die Leute in ein Kellerloch schloss und sie von
Wanzen und Holzkäfern auffressen liess oder in Säcke genäht von dem 60 Meter
hohen Minaret der Kaljan Moschee herunterstiess.
“
(Ebd.: S. 72)
Das hier erwähnte
Minaret Kaljan
beschreibt der Reiseautor als „
Wahrzeichen
Bucharas
“ und zugleich als „
Verbrecherturm“
(ebd.). Bei den charakterisierenden
Beschreibungen der Häuser und Straßen gebraucht er den hypotaktischen Satzbau
und die Stilmittel Metapher („
Ein Meer von grauen Lehmwänden und Lehmdächern
“),
Epitheta Ornans („
wundervoller blauer Himmel
“, „
glänzende Sonne
“) und
Personifikation („
[…] Himmel und […] Sonne suchen vergebens…
“). Der Autor
zeichnet zudem ein Bild von schmutzigen Höfen voller Abfall, wo Hunde, Katzen und
schwarze Krähen hausen. Karutz verwendet in Bezug auf das Verhalten der
Turkestaner auch die konzeptuelle Metapher „
in süssem Nichtstun
“:
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„
Ein Meer von grauen Lehmwänden und Lehmdächern dehnt sich rund um uns aus bis
zu der nur stellenweise unterscheidbaren Ringmauer. Ein wundervoller blauer Himmel
und eine glänzende Sonne suchen vergebens, etwas Freude in diese starre Masse
hineinzubringen […]. Hier und da erscheint ein Hausbewohner, der Teppiche aushängt
oder ohne getane Arbeit auf seinem Altan in süssem Nichtstun sich sonnt.
“
(Karutz 1904, S. 72-73)
Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Bucharas, zu der Karutz eine kunstvolle
romantische Landschaftscharakterisierung liefert, ist die „
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