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In obigem Zitat verwendet der Reisejournalist Tropen und rhetorische Figuren wie
Epitheton ornans („
dieser grausame Hauskerker
“),
das einer typisierenden
Charakterisierung dient; Hyperbeln mit der Wortfigur der Wiederholung (Epanalepse)
(
„dieser grausame Hauskerker“
, „
der grausamste von Buchara
“, „
der grausamste
Sindan
“), welche die Beschreibung
intensivieren und hervorheben, sowie die
grammatische Figur Kolon („
Der Boden ist Kot, die Wand ist Stein, der Boden ist
feucht, die Wand ist kalt
“); und auch die rhetorische Frage am Ende des Zitats, durch
die Kisch seine Meinung ausdrückt, und auf die er selbst die Antwort formuliert.
An einer anderen Stelle gebraucht er die rhetorische Figur der Wiederholung
(Gemination) („
aber seltsam, seltsam…
“) und die Metapher („
der Geist der
Auflehnung
“) zur Steigerung der Anschaulichkeit:
„
Gut gefüllt waren die Kerker, aber seltsam, seltsam, das half nichts. Der Geist der
Auflehnung verstummte nicht.
“
(Ebd.: S. 57)
Ein in den meisten Reiseberichten aufgegriffenes Thema, die Teiche Bucharas, wird
auch von Kisch behandelt; er verwendet das Realienwort
Chaus
und umschreibt es
als „
Lust und Leid des Mittelasiaten
“ (ebd.: S. 66). Ebenso wie andere Autoren
beschreibt er den unhygienischen Gebrauch des Wassers und daraus entstehende
Folgen:
„
In Alt-Buchara füllen die Chause die Stadtplätze aus, Akazien- und Maulbeerbäume
werfen Schatten, Treppen führen hinunter zum Wasserbecken – es fehlen nur die
Skulpturen, um die Illusion der Fontana Trevi in Rom wachzurufen. Am Ufer sitzt man
und trinkt den heißen Tee und raucht aus dem heißen Tschilim und atmet die heiße
Luft. Aus dem Wässerchen bezieht der Samowar den Grundstoff für den Tee, aus dem
Wässerchen füllt der Wasserträger seine Schläuche, in dem Wässerchen wäscht man
sich Füße und Hände, aus dem Wässerchen kommen unheimliche Würmer und
Moskitos.
“
(Kisch 1932, S. 66)
Die Beschreibung der bucharatypischen Krankheit
Rischta
, des „
Medischen Fadens,
Filariae medinensis
“ (ebd.: S. 66), erfolgt auch bei Kisch. Er berichtet allerdings von
der Ausrottung der Hautwurm-Krankheit durch Trockenlegung der Teiche durch die
Sowjets (vgl. ebd.: S. 67).
211
„
Das Minarett des Todes
“ (ebd.: S. 62, 68) oder der „
Turm des Todes
“ (ebd.: S. 62)
wird von Kisch in dem Satz: „
Auch der Turm des Todes ist von der Bedrückung frei,
die er unten erleidet […]
“
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