(ebd.: S. 63) personifiziert
.
Kisch berichtet von der Revolution in Buchara, die durch
Dshadiden
– die Bewegung
der späteren Jungbucharischen Partei – organisiert worden war. Er betont, dass die
Befreiung des Volkes, das „
unter dem Felsen des Despotismus
“ (ebd.) litt, durch die
Sowjets erfolgte, und zählt Errungenschaften und Vorteile dieses Regimes auf (vgl.
ebd.: S. 62).
Die Störche finden bei Kisch keine romantisierende Beschreibung, sondern werden
sarkastisch-humorvoll als „
Funktionäre Allahs
“ personifiziert:
„
[…] die Störche lugten nicht nach Froschbeute aus, sie standen vielmehr, leicht
gebückt, als Funktionäre Allahs auf dessen Haus und kontrollierten streng die
Gläubigen.
“
(Ebd.)
Auch weiterhin bleiben sie für Kisch eine Last aus der Vergangenheit, denn
„
mißbilligend sehen die Störche in die menschenleeren Höfe
“ (ebd.: S. 64). So schaut
er lieber „
über die Störche hinweg
“
(ebd.: S. 63), in die neue Welt der sowjetischen
Modernisierungen.
Richard Christ kam 1974 nach Buchara. In seinem ersten Buch „Um die halbe Erde in
hundert Tagen“ (Christ 1976) verfasst er typisierende Beschreibungen dieser Stadt,
die er wegen ihrer geographischen Lage als „
nichts als eine unerhebliche
Unterbrechung der Wüste
“ (ebd.: S. 167) wahrnahm. Er sah ähnliche Bilder wie seine
Vorgänger, „
Häuschen neben Häuschen geduckt, in sich gezogen, der Hitze kein
Fenster, kein Loch, keine Scharte zu öffnen, […] die holprigen Gassen, Gäßchen
“
„
augenlose Mauern
“, „
blinde Wände
“, „
die Häuser abgenutzt, angestückt, ausgeflickt
“
(ebd.: S. 166). Christ macht bei seinen Beschreibungen oft von verschiedenen
Stilfiguren Gebrauch. In folgendem Bespiel sind in einem hypotaktischen Satzbau
neben elliptischen Sätzen Periphrasen („
Timurs andere Stadt
“), Anapher („
bald…,
bald
…“) und Personifikationen durch das Einbauen der indirekten Rede in den Text
(
„Ich bin die Kaljanmoschee
“) sowie die direkte Leseranrede („
aber verwechseln Sie
die nicht mit der in Samarkand
“) und v. a. m. zu lesen:
212
„
So geschieht mir aber, wie ich betrachtend durch Timurs andere Stadt laufe: hier ein
bewundernder Blick, dort eine Notiz, bald ein paar Worte, bald ein Schnappschuß, dies
ist die Ulug-Beg-Medrese (aber verwechseln Sie die nicht mit der in Samarkand) und
das ist die Mir-i-Arab-Medrese, und da ist ein viertes, ein fünftes, sechstes Gebäude,
alle aus verschiedenen Jahrhunderten, eine Stadt voller Bögen, Portale, Kuppeln,
Türme, Stadt aus geschnittenem und glasiertem Stein, Tafel auf Tafel: Ich bin die
Kaljanmoschee – Ich verkörpere das zwölfte Jahrhundert – Ich bin sechzehntes – Ich
siebzehntes und eben renoviert – und nach dem ersten Dutzend steinerner
Berühmtheiten das zweite und die Aussicht auf ein drittes und der leise Schauder von
einem vierten, denn Staub klebt an den Rachenwänden, Staub auf der Sonnenbrille,
die Gebäude fast immer ohne Schatten, weil das Sehenswerte die Außenfassade und
der baumlose ungedeckte Innenhof ist […].
“
(Ebd.: S. 169-170)
In seinem zweiten Reisebericht (Christ/Kállay 1979) wiederholt Richard Christ die
Aussagen aus seinem ersten Buch (Christ 1976) nicht. Es fällt auf, dass er sich nun
mehr auf historische Quellen stützt, deren Autoren er größtenteils angibt, manchmal
jedoch auch auslässt. Zum Beispiel beschreibt Christ das fehlende Storchennest auf
dem „
Do'stlaringiz bilan baham: |