Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

4.2 Der Usbeke 
Patriarchale Ordnungen in der usbekischen Gesellschaft werden kontinuierlich von 
den meisten Reiseautoren geschildert. Sogar Hans Werner Richter, der 1965 in die 
usbekische Sowjetrepublik reiste, spricht in seinem Buch von einer 
„
Männergesellschaft, [einem] Männerstaat
“
 
(Richter 1966, S. 37).

Zentral für diese Konzeptanalyse waren die Begriffe 
Usbeke
, 
usbekischer Mann
und 
in einigen Textauszügen auch der Begriff 
Sarte
. Die Schreibweise kann von Autor zu 
Autor verschieden sein. 
Die Beschreibung des Konzepts „Usbeke“ erfolgt in den folgenden Abschnitten:
a) Das Äußere und die Charakterzüge 
b) Die Kleidung 
c) Die Polygamie. 
Im Folgenden wird die Konzeptentwicklung „der Usbeke“ in der oben beschriebenen 
thematischen Reihenfolge dargestellt. 
4.2.1 Das Äußere und die Charakterzüge
Das Äußere eines usbekischen Mannes wird von vielen Reiseautoren geschildert, die 
Beschreibungen variieren jedoch je nach Herkunft des Usbeken. In seinem Buch 
„Türkenvolk“ (1885) stellt Vámbéry einen verallgemeinernden Vergleich nicht nur 
zwischen einem Usbeken und anderen zentralasiatischen Ethnien an, sondern auch 
zwischen Usbeken unterschiedlicher Regionen. Der Usbeke in Chiwa sei
„
[…] von mittlerer Statur, aber höher als der Kirgize und von einem mehr gedrungenen 
Körperbau als der Turkomane, aber nicht so hoch von Statur und nicht so kräftig gebaut 
als der Kara-Kalpake. Der Kopf des Özbegen in Chiwa hat eine ovale Form, seine 
Augen haben einen länglichen Zuschnitt, seine Nase ist zumeist dick, sein Mund gross, 
sein Kinn rund, seine Backenknochen nicht besonders hervortretend und die Hautfarbe 
viel weisser als die des Tadschiks. Der Haarwuchs ist stärker wie bei den Turkomanen, 
und die braune Farbe vorherrschend. Der Özbege von Bochara trägt im Gegentheil 
schon prägnantere Spuren einer häufigeren und intensiveren Vermischung mit den 
arischen Autochthonen, denn in der Farbe der Haare und der Haut ist schwarz viel 
häufiger anzutreffen als in Chiwa, während die Özbegen von Chakand von den dortigen 
Sarten schon kaum zu unterscheiden sind.
“

 
 
 
 
 
 
 
(Vámbéry 1885, S. 354-355)

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Was den Charakter des usbekischen Mannes betrifft, meint Vámbéry, dass „
der bei 
allen Özbegen so ziemlich gleiche Grundton des Charakters
“ (ebd.: S. 357) typisch 
sei, egal, woher der Usbeke stammt. Als vorteilhafte Charakterzüge nennt Vámbéry 
den Biedersinn, die Männlichkeit und den Ernst
(vgl. ebd.), die er als „
lauter echt 
türkische Tugenden
“ (ebd.) bezeichnet.
In seinem Reisebericht „Reise in Mittelasien“ sind dagegen die Beschreibungen des 
männlichen Äußeren kaum anzutreffen. Lediglich Emir von Buchara wird von Vámbéry
mit neutralen und bewertenden Epitheta als „
ein Mann von 42 Jahren, von mittlerer 
Statur, etwas wohlbeleibt, doch von sehr anmutigem Aussehen, mit schönen 
schwarzen Augen und einem dünnen Bart
“ (Vámbéry 1983 [1865], S. 238) 
beschrieben. Er lobt gerne die Usbeken aus Chiwa als „
schlicht und ungehobelt
, 
der 
schönste Charakter in Mittelasien
“ (ebd.: S. 180) und beschwert sich über „
die 
Scheinheiligkeit
(ebd.: S. 230, 259) der „
sehr schlau[en] und boshaft[en]
“ (ebd.: S. 230) 
Bucharer Usbeken, von denen er keine Spenden bekommt, und denkt an die 
„