Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

wahre[…] Frömmigkeit und de[n] Wohltätigkeitssinn der Chiwaer Ösbegen
“ (ebd.). 
Was die Charakterzüge der usbekischen Männer anbetrifft, so sind bei Vámbéry nur 
einige diesbezügliche Beschreibungen von usbekischen Herrschern zu lesen, wo er 
die früheren und jetzigen Emire von Buchara vergleicht und sie entweder als „
gutmütig
“ 
(ebd.: S. 238) und als „
ein mildes, leutseliges Wesen
“ (ebd.) habend charakterisiert 
oder als „
ein grausamer Wüstling
“ (ebd.) kritisiert. 
Auch bei Moser sind die Schilderungen des männlichen Äußeren eine Seltenheit, 
dennoch liest man an einer Stelle seines Reiseberichts die Beschreibung seines 
usbekischen Wirtes, wo er außer positiv bewertenden Epitheta noch stehende 
Vergleiche („
mager wie ein Stift
“, „
Adlernase
“) gebraucht: 

[…] der Mehmandar Mohammed, ein 40jähriger Usbeke, mager wie ein Stift, der auf 
seinem schönen, mit Goldschabrake bedeckten Vollblutthiere lässig nach vorn geneigt 
sass; sehr energischer Gesichtsausdruck, eine große Adlernase und lebhafte, 
intelligente 
schwarze 
Augen 
dienen 
zur 
Vervollständigung 
seiner 
Personalbeschreibung […].


(Moser 1888, S. 182) 
Richard Karutz bewundert metonymisch „
prachtvolle Köpfe mit glänzenden Augen, 
scharf geschnittenen Gesichtern und stattlichen Bärten, […] stolze Figuren mit freier 
Haltung und würdevollem Anstand
“ (Karutz 1904, S. 82) und „
die waschechten 
breitgesichtigen ‚Buddhas‘ unter den Sarten Samarkands
“ (ebd.). Graf v. d. Pahlen 
spricht ebenfalls von „
schöne[n] hohe[n] Männergestalten mit edlen Zügen
“ (v. d. 


123 
Pahlen 1969 [1964], S. 260).
Köstenbergers Schilderungen widersprechen allerdings den Darstellungen von Karutz 
und v. d. Pahlen. Er sieht usbekische Männer als „
Leute mit auffallend kleinem Kopf, 
mittelgroß und zur Fettleibigkeit neigend

 
(Köstenberger 1923, S. 9)
 
mit dem für die 
Asiaten spezifischen
 

Bartwuchs sowie d[en] hervorspringenden Backenknochen

 
(ebd.). Colin Ross vermerkt die Höflichkeit des bucharischen Gesandten 
(„
ausnehmend deutschfreundlicher Herr
“ (Ross 1923, S. 229)). Er schreibt, dass 

[t]rotz des schwarzen Vollbartes der untersetzte, leichtverfettete Herr merkwürdig 
frauenhaft [wirkt]

 
(ebd.). 
Hans Werner Richter wird bereits am Flughafen von einem „
beleibte[n], lächelnde[n] 
Usbeke[n]
“ (Richter 1966, S. 12) empfangen, er schreibt später über seinen 
usbekischen Begleiter, den Poet Achundi:

Nassyr Rachimowitsch Achundi sitzt am nächsten Morgen vor mir, ein Poet, wie es 
hier heißt, ein Dichter, ein Lebemann, untersetzt, breitschultrig, blaudunkles leicht 
graumeliertes, leicht gewelltes Haar, die Farbe der Augen von braun zu schwarz sich 
verändernd, ein schöner Mann […].


(Ebd.: S. 14)
Diesen Mann, den „
Berühmte[n]
“ (ebd.) „
[m]it jovialer Freundlichkeit
“ (ebd.: S. 19), der 
Vögel und Rosen liebt, der „
sympathisch und von einer bestrickenden 
Liebenswürdigkeit
“ (ebd.: S. 4) ist, betitelt Richter mit einer Periphrase als 

usbekische[n] Gott

 
(ebd.). Andere Usbeken im Basar mit „
lachende[n], 
schrägstehende[n] Augen
“ (ebd.: S. 20) vergleicht er mit „
Reiterführer[n] in der großen 
Armee Timurs

 
(ebd.). Auch ein Kolchosleiter, „
hochgewachsen, sieht aus, als hätte er 
bereits in der Armee Tamerlans gedient
“ (ebd.: S. 31). Die älteren Männer werden 
humorvoll mit dem Hinweis auf die Geschichte als „
Nomaden-Opas, die jungen Leute 
von damals, mit ihren eisgrauen, dünn gezwirbelten Hängeschnurrbärten
“ (ebd.: S. 
41), periphrasiert.
Richard Christ zeichnet ein vollständiges Porträt eines jungen Usbeken, das als 
Musterbild eines sowjetischen Mannes bedacht ist:

Alischer ist unter allen höflichen Menschen Mittelasiens der höflichste. Er arbeitet im 
Schriftstellerverband. Seine Statur ist so, daß die Frauen ihm nachschauen auf der 
Straße, und das Köpfedrehen wird vermutlich noch zunehmen, je mehr Grau sich an 
den Schläfen in das volle schwarzgelockte Haar mischt. Alischer ist Anfang dreißig. Er 
trägt graue Anzüge von unauffälliger Eleganz, sammelt alten Jazz, Wiener Walzer und 
Marschmusik, liest Gedichte. Und Alischer ist Kommunist, Parteimitglied, er hat eine 


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festsaugend-beharrliche Art, wenn er etwas herauskriegen will. Er kann für eine Stunde 
und länger in einer Buchhandlung untertauchen oder vor einem Bild stehenbleiben und 
die Museumsführerin über ein Detail befragen, bis ihr die Antworten ausgehen. Fast 
alle Probleme löst Alischer mit seinem Charme. Er lächelt Leuten zu, die unwillig hinter 
Schaltern hantieren, spricht sanft mit ihnen, und meist ordnen sich dann die 
Angelegenheiten. Als Soldat war Alischer im sowjetischen Fernen Osten stationiert. Er 
hatte erwogen, dort zu bleiben, Ethnographisches interessiert ihn, die 
unterschiedlichen Kulturen. Aber irgendetwas hat ihn wieder zurückgezogen nach 
Mittelasien, war’s das Land, war’s Familiäres, er spricht nicht darüber. Vielleicht 
verträgt es sich nicht mit seiner Zurückhaltung und Höflichkeit, die eigene Person zum 
Gesprächsgegenstand zu machen.


(Christ/Kállay 1979, S. 29-30) 
In diesem kurzen Textabschnitt gebraucht der Autor eine Reihe von rhetorischen 
Mitteln, um eine umfassende Porträtierung des jungen Usbeken, vor allem aber ein 
Vorbild eines sowjetischen Mannes zu schaffen. Er beginnt mit der Hyperbel („
unter 
allen höflichen Menschen Mittelasiens der höflichste
“). Im nächsten Satz wird das 
Äußere des Usbeken beschrieben, die Stilmittel Metonymie („
das Köpfedrehen wird 
vermutlich noch zunehmen
“) und metaphorische Personifikation („
je mehr Grau sich 
an den Schläfen in das volle schwarzgelockte Haar mischt
“) verstärken die 
Aussagekraft. Im Weiteren beschreibt er den Kleidungsstil mit bewertenden Adjektiv-
Substantiv-Verbindungen („
graue Anzüge von unauffälliger Eleganz
“), erwähnt einige 
Details 
aus 
seinem 
Lebenslauf 
und 
verbindet 
diese 
mit 
seinen 
Charaktereigenschaften. Dies ist ein gutes Beispiel für eine porträtierende 
Einzelbeschreibung. 
In oben angeführten Textbeispielen sieht man, dass die Reiseautoren für die 
Beschreibung des männlichen Äußeren vor allem (neutral, positiv oder negativ) 
bewertende Epitheta verwenden (siehe Tab. 5). Das zweithäufigste Stilmittel, das in 
den Beschreibungen des Äußeren vorkommt, ist der (stehende, okkasionelle, 
metaphorische) Vergleich. Infolgedessen entsteht der Eindruck, dass die 
Beschreibungen in der Turkestan-Zeit vor allem ein ethnologisches Interesse 
verfolgen, Metonymie (
Köpfe, Figuren, Gestalten
statt 
Menschen
) wird teilweise als 
Mittel der kolonialistischen Distanz eingesetzt. Bei späteren Autoren der Sowjetzeit 
fehlen entweder jegliche Beschreibungen des Äußeren (wie z.B. bei Kisch) oder man 
findet nur neutrale oder positive attributive Fügungen, die den Versuch der Autoren 
offenbaren, möglichst objektiv zu bleiben.
Die Charakterzüge von usbekischen Männern werden dagegen mit weniger 
ethnologischem Interesse und mehr emotionalem Inhalt thematisiert. Die Autoren 


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greifen auf intensive Ausdrucksmittel der Bildlichkeit, wie z.B. Periphrasen und 
Hyperbel, zurück (siehe Tab. 6).

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