4.2.2 Die Kleidung
In den meisten analysierten deutschsprachigen Reiseberichten sind ausführliche
Beschreibungen der männlichen Bekleidung zu lesen. So hat das Konzept „der
Usbeke“ einige typisierende Merkmale, was die Kleidung anbetrifft. Das sind:
1) Kitsch in der Kleidung
2) Buntheit der Kleidung.
Bereits Vámbéry zeichnet ein Bild von einem orientalischen Mann und schreibt, dass
ein Usbeke „
einen kegelförmigen Pelzhut, große, plumpe Juchtenstiefel und dabei im
Sommer nur ein langes Hemd
“ (Vámbéry 1983 [1865], S. 177) trägt. Er verallgemeinert
die Männer in Turkestan als einen „
Orientale[n]
“, der „
den rauschenden Ton der
Kleider
“ (ebd.: S. 227) liebt, die Lautmalerei (
Tschachtschuch
) und das Realienwort
Tschapan
tragen zur Verstärkung der Aussagekraft bei:
„
[Der] Orientale, der nur hier in seiner vollen Originalität anzutreffen ist, liebt das
Tschachtschuch oder den rauschenden Ton der Kleider, und es machte mir großes
Vergnügen anzusehen, wie der Käufer mit dem neuen Tschapan (Anzug) einige
Schritte auf- und abging, um die Stärke des Tons zu prüfen.
“
(Vámbéry 1983 [1865], S. 227)
Moser dagegen gibt eine detaillierte, generalisierende Beschreibung der (sartischen)
Männerkleidung, oft mit Ausdrucksmitteln der Authentizität – Realienwörtern (
Tüpe
für
ʻMützeʼ,
Turban, Tschalma
ʻMännerkopfbedeckungʼ,
Kausch
ʻGaloschenʼ (orient.
Schuhe),
Tschalwar
ʻHoseʼ,
Beschmet
ʻJackeʼ,
Chalat
ʻdünner Sommermantelʼ):
„
Die Sarten scheren sich den ganzen Schädel kahl und bedecken ihn mit einem ‚Tüpe‘,
das ist ein kleines, je nach der socialen Stellung des Trägers mehr oder weniger
reichgesticktes Mützchen. Der Tüpe verschwindet bei grossen Veranlassungen unter
einem Turban (Tschalma), der bei den Mollas oder Priestern von weissem Musselin,
bei den Kaufleuten von blauem und bei den Kriegern von rothem Woll- oder
Baumwollstoff ist. Der Tschalma ist je nach der Börse des Einzelnen von verschiede
ner Grösse: der Arme begnügt sich mit zwei Metern, der Reiche kommt kaum mit
zwanzig Metern aus. Auf der Reise trägt der Sarte eine konisch geformte, mit Tuch
überzogene, mit Biberfell eingefasste und innen mit Pelz gefütterte Mütze. Daheim trägt
er lederne Strümpfe an den Füssen; wenn er aber auf die Strasse geht, trägt er eine
Art Galoschen (Kausch), welche er, wie es der Islam vorschreibt, an der Thüre der
Moschee zurücklassen muss. Das stark ausgeschnittene Hemd lässt den Hals nackt:
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das baumwollene Beinkleid (tschalwar) wird theilweis von einer Jacke mit engen
Aermeln (Beschmet) überdeckt. Als Oberkleid zieht er den Chalat an, dessen AermeI
so lang sind, dass sie ihm das Tragen von Handschuhen ersparen. […] Der gewöhnlich
offen gelassene Ueberchalat ersetzt unseren Paletot: die anderen werden durch einen
Sammtgürtel am Körper festgehalten. Der Gürtel wird durch eine silberne, mit
Goldplatten überzogene Agraffe geschlossen; er wird auch durch einen breiten
seidenen oder wollenen Streifen ersetzt, der um den Körper gewickelt wird und in
seinen Falten die Schätze des Trägers birgt. Ein Messer mit Damascenerklinge in mehr
oder weniger luxuriös verzierter Scheide ist ein ebenso unerlässliches Anhängsel, wie
ein Kästchen mit Kamm, Zahnstochern und Wetzstein. Wenn der Sarte zu Pferde steigt
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