Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

– denn er reist so wenig wie nur irgend möglich zu Fuss – zieht er über seine Chalats 
noch riesige Lederhosen an, in welche die Schösse der bis an den Knöchel reichenden 
Chalats hineingesteckt werden. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass die Gestalt 
eines solchen Reiters manches zu wünschen übrig lässt. Trotz des lächerlich 
aussehenden Costüms tritt der Sarte mit Würde auf […].
“

(Moser 1888, S. 66) 
Wenn auch die Detailliertheit der Kleidungsbeschreibung ein ethnologisches Interesse 
offenbart, so machen die ironischen Äußerungen „
Ich brauche wohl nicht zu sagen, 
dass die Gestalt eines solchen Reiters manches zu wünschen übrig lässt
“ (ebd.) und 
„[
t]rotz des lächerlich aussehenden Costüms
“ (ebd.) die Konstellation Kulturmensch/ 
Barbare deutlich. Moser betont u.a. den übertrieben luxuriösen Kleidungsstil der 
Beamten von Turkestan, die z.B. „
mit einem Chalat von Partscha (Goldbrocat mit 
rothem Grund)
“
 
(ebd.: S. 128),
 
„
mit desserttellergrossen goldenen Sonnen bestickten 
Sammtchalat
“ (ebd.: S. 145) bekleidet waren. Außer 
Partscha
erwähnt Moser die 
zentralasiatischen Stoffe „
Adrass
“ (ebd.: S. 130) und „
Atlas
“ (ebd.: S. 148).
Im folgenden Beispiel offenbart sich erneut das Konzeptelement 
Kitsch in der 
Kleidung
. Moser gebraucht hierfür die Ausdrücke „
40 Musselintouren
“ und „
ein gutes 
Stück von bocharischem Pschutt
“:
„
[D]en Rücken deckte ein Ordensstern, die die ganze Breite des Kleides zwischen den 
Schultern einnahm und bis auf den Gürtel hinabreichte. Sein mit Goldblättchen 
besetzter Turban hat die Form einer grossen Melone, deren schräg angeordnete 
Schnitte sich über der Stirn kreuzen. In der Art, wie die 40 Musselintouren des 
Tschalma um den Kopf herumgelegt werden, um ihm die von der Mode gebotene Form 
zu geben, liegt ein gutes Stück von bocharischem Pschutt.
“

(Ebd.: S. 145) 
Er verspottet im Weiteren auch den Kleidungsstil des Emir von Buchara, dessen 
„
Costüm [seine] Schaulust [erregt]
“ (ebd.: S. 150), zumal dieser die Gäste in Uniform 
empfing. Diese Uniform sei jedoch „
das Product krausester Phantasie
“ (ebd.). Moser 

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beschreibt die „
Ordensdecoration
“ (ebd.) des Emirs und findet, dass der Emir „
sich 
selbst zum Ausstellungskästchen von einem halben Dutzend Exemplare seiner 
eigenen Ordensdecoration macht
“
 
(ebd.). Sprachstilistisch macht Moser oft Gebrauch 
von Hyperbeln, Wortspielen und der Ironie, um indirekte Kritik auszuüben.
 
Ein weiteres Merkmal dieses Konzepts ist die Buntheit der Kleidung. Während Moser 
in den Farben den sozialen Status des Mannes sieht („
Je reicher der Sarte ist, desto 
zahlreichere und greller farbige Chalats trägt er
“ (ebd.: S. 66)), so schildert Richard 
Karutz die bunte Kleidung der Männer (in Buchara) eher mit Metaphern:
„
Die bunten langen Tschapane der Bucharioten und ihre weissen Tschalmas strahlen 
blendend den Sonnenglanz wieder und leuchten aus dem Dämmerdunkel der Strassen 
und der Theehäuser hell heraus.
“
 
(Karutz 1904, S. 66)
Auch die Samarkander tragen laut Karutz den „
Chalat [in gewagtesten Farbtönen], 
[einen] weisse[n] Turban und hohe Stiefel
“ (ebd.: S. 82). Er betont zudem die 
Reitgewohnheit der Einheimischen und vergleicht metaphorisch die Buntheit der 
Kleidung mit dem Mosaik: „