Unterrichtsplanung (Kapitel 9) zu finden. Die Kenntnis über das selbsttätige Navi-
gieren in verzweigten Informationsbeständen wird in vielen Fällen in Zukunft
zur privaten und beruflichen eigenständigen Weiterbildung der Schülerinnen
und Schüler gehören (vgl. Schulz-Zander 2001: 413). Deshalb gehört es meiner
Meinung nach zum Bildungsauftrag der Schule, den Lernenden alle
Voraussetzungen dazu mit auf den Weg zu geben.
Die mögliche Gefahr, dass Inhalte von Internetseiten unkritisch in eigene Beiträ-
ge übernommen werden (copy & paste: das Kopieren von Textteilen von einer
Website und Einfügen in den eigenen Text)) (vgl. Koch/Neckel 2001: 46), besteht
in
meinen Augen nur, wenn man als Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler nicht
dazu anhält, die Inhalte zu reflektieren. Die Gefahr des ‚Abschreibens‘ besteht aller-
dings auch bei der Verwendung herkömmlicher Medien wie z.B. Büchern. Somit
erscheinen mir die Bedenken der Lehrenden in dieser Hinsicht als nicht gerecht-
fertigt.
Auch die Verwendung des Computers ohne Zugriff auf das Internet wird von
manchen Lehrerinnen und Lehrern kritisch angesehen, wenn es um die Nutzung
von Textverarbeitungsprogrammen geht. Es wird argumentiert,
dass die darin
integrierte Rechtschreibehilfe und andere Kontrollmechanismen zur
Abhängigkeit verlocken und die Schülerinnen und Schüler keinen Wert mehr
auf eine korrekte Orthografie legen (vgl. Koch/Neckel 2001: 46). Allerdings wird
dabei nicht der große Mehrwert der digitalen Textverarbeitung gesehen. Verän-
derungen im Text (wie z.B. Löschen oder Einfügen von Sätzen oder ganzen Ab-
schnitten und Umstrukturierungen) sind ohne Probleme durchzuführen. Anders
als beim herkömmlichen Schreiben mit Papier und Stift können so wesentlich
bessere
Ergebnisse erzielt werden, da die Schülerinnen und Schüler weniger da-
vor zurückschrecken Änderungen vorzunehmen. Des Weiteren können sie bei
der Textproduktion wesentlich kreativer vorgehen, da die Textverarbeitung die
dazu notwendigen Werkzeuge mitbringt. Eine genaue Betrachtung der Vorteile
in dieser Art der Computernutzung erfolgt in 7.4a.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die geäußerten
Bedenken einer ge-
nauen Prüfung nicht standhalten und das Computer und Internet eine wirkliche
Bereicherung für den Unterricht sind. Viele Vorbehalte rühren meiner Ansicht
nach von der unzureichenden Medienkompetenz der Lehrenden her. Würden sie
kompetent mit Medien handeln können, wären sie in der Lage, den Unterricht
mit entsprechend gestalteten Materialien und Arbeitshinweisen zu steuern und
75
6 Potenziale der Neuen Medien in konstruktivistischen Lernumgebungen
einer ineffektiven Nutzung der Neuen Medien entgegenwirken können.
Abschließend sollen die Vorteile kurz zusammengefasst werden: Aufgrund ihrer
multicodalen, multimodalen und hypertextuellen Eigenschaften können Neue
Medien die Konstruktionsprozesse der Schülerinnen und Schüler unterstützen.
Durch die vielseitigen Wege zur Kommunikation und
Kooperation entwickeln die
Lernenden ihre Sozialkompetenzen weiter, im Fremdsprachenunterricht auch
ihre Sprach- und interkulturelle Kompetenz. Die Motivation kann durch den
Einsatz von Computer und Internet gesteigert werden. Zuletzt ist festzuhalten,
dass die geforderte Medienkompetenz nicht ohne den Einsatz der entsprechen-
den Technik erworben werden kann.
76
6 Potenziale der Neuen Medien in konstruktivistischen Lernumgebungen