7.2 Was ist Blended Learning
Die Besucher des ersten Symposiums zu Blended Learning (Mannheim, 2002)
bezeichneten es als
die ideale Mischung aus klassischen und neuen Organisations-for-
men, Methoden und Medien: Face-to-Face-Arrangements (wie
Seminare und Konferenzen) werden mit asynchronen und syn-
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7 Blended Learning
chronen Medienarrangements verknüpft; Intra-, Internet, CBT
und WBT, Audio und Video, Handouts und Bücher haben ihren
gleichberechtigten Platz; Selbstlernphasen wechseln mit Situati-
onen, in denen der Lehrende den Ton angibt, und daneben gibt es
Trainer-Lerner, Lerner-Mentoren, Peer-to-Peer oder Team-
Lernsituationen; kurz: Alles ist möglich. (Reinmann-Rothmeier
2003: 28)
Der Begriff »Blended Learning« bezeichnet zunächst nur sehr unspezifisch die
Kombination von herkömmlicher Präsenz- und Fernlehre unter Einbeziehung der
Neuen Medien zur Gestaltung einer Lernumgebung. Er lassen sich daraus keine
Rückschlüsse ziehen, wie diese Vermischung (to blend: engl. für vermischen, ver-
mengen) gestaltet sein soll. Es werden keine Aussagen über die Anteile von Präsenz-
und Computerlernen gemacht und nicht darüber, wo und wie mit dem Computer
gelernt werden soll. Dabei darf nicht angenommen werden, dass diesbezüglich
eine Beliebigkeit im Unterricht einkehrt. Vielmehr bedeutet „Blended Learning
allem voran den bewusst arrangierten Mix aus Medien und Methoden“
(Reinmann-Rothmeier 2003: 30) mit dem Ziel, „die Vorteile möglicher Varianten
so zu verknüpfen, dass pädagogische Ziele ebenso wie Kriterien der Effizienz so
weit wie möglich erreicht werden können“ (Kerres/Jechle 2002: 281). Dabei gilt
es zu berücksichtigen, dass dieser Mix „abnehmerorientiert“ sein muss (Kranz/
Lüking 2005: 1). Prinzipiell werden durch das Konzept des Blended Learnings
keine herkömmlichen Lehr- und Lernmethoden verworfen, sondern es „wird eine
Verbindung von Alten und Bewährtem mit Neuem angestrebt“ (Pietraß 2004: 1).
So kann Blended Learning als Reaktion verstanden werden auf das E-Learning
der neunziger Jahre, welches versuchte, „behavioristische, kognitivistische und
konstruktivistische Wissens- und Lernparadigmen absolut voneinander abgren-
zen zu wollen“ (Weber 2005: 45). Blended Learning darf dabei jedoch nicht als
E-Learning mit Präsenzphasen verstanden werden – das würde seinem vollen
Potenzial nicht gerecht werden. Viel mehr integriert Blended Learning E-
Learning-Elemente in den Präsenzunterricht (vgl. Pietraß 2004: 2).
Bei der Konstruktion einer Blended-Learning-Lernumgebung bedient man sich aus
einem großen Methoden-, Theorien- und Medienpool. Dabei wird nicht behauptet,
dass z.B. eine Lerntheorie der anderen überlegen ist oder dass ein Medium besser
ist als das andere. Ziel ist viel mehr, durch die Kombination – Reinmann-Rothmeier
(2003: 43) spricht in diesem Zusammenhang von einer Integration – der einzelnen
Elemente bessere Lernbedingungen zu schaffen als man es mit den Elementen
alleine könnten. Die Vielfalt der möglichen Kombinationen zeigt folgende Grafik.
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7 Blended Learning
Abbildung 5: Blended Learning
(ergänzte Darstellung nach Wiepcke 2006: 69)
Dieses Modell ist in meinen Augen nicht vollständig. So wird angegeben, dass
Selbstlernen nur in asynchronen Lernsituationen stattfinden. Die anderen ange-
gebenen Formen des Lernens lassen vermuten, dass unter asynchronem Lernen
ausschließlich das Lernen außerhalb der Schule bezeichnet wird. Ich bin der Mei-
nung, dass dies auch im synchronen Unterricht geschehen kann. Nicht jede
Schülerin oder jeder Schüler muss im Unterricht gezwungen sein, die gleichen
Inhalte im gleichen Tempo zu lernen. Dennoch macht es sehr deutlich, wie un-
terschiedlich Blended-Learning-Umgebungen gestaltet sein können und erklärt,
warum eine einheitliche Definition dieses Begriffs so schwierig ist. Wie viele Lehr-
ansätze im Umfeld der Neuen Medien wird auch Blended Learning in der
Literatur oft sehr unterschiedlich bezeichnet. Reinmann-Rothmeier (2003: 29f)
führt die Begriffe Distributed Learning, Integrated Learning, Flexible Learning
und Hybrid Teaching auf. Doch diese sind nicht präzise genug, um das Konzept
von Blended Learning zu erfassen. So wird der Eindruck erweckt, dass eine
Verteilung der Lerninhalte auf verschiedene Medien stattfindet (distributed),
dass die verschiedenen Lernformen in einem Konzept verbunden sind (integra-
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ted) oder diese Lernform besonders gut anpassbar ist (flexible). Nur das Hybrid
Teaching zielt in die Richtung des im deutschen Sprachraum am häufigsten ver-
wendeten Synonyms für Blended Learning: Hybrides Lernen (vgl. ebd.).
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