Intonatorische Besonderheiten der Nachrichtenlesung sind wie folgt:
– die Sätze bestehen aus 40 bis 45 Silben und 3 bis 4 Syntagmen. Die Syntagmen sind lang (10 bis 15 Silben). Die Gliederung in Sprechsyntagmen ist gleichmäßig.
– die Hervorhebungsgrade der akzentuierten Silben kontrastieren nicht stark.
– die Verteilung der Akzente im Text ist gleichmäßig. Hervorgehoben werden Voll Wörter.
– die Lautheit ist gemäßigt
– das Tempo ist gleichbleibend
– die Anzahl der Pausen ist nicht groß. In einem Drittel von Fällen erfolgt die Abgrenzung ohne eigentliche Pause, es entsteht nur ein Tonhöhenintervall.
– mittlere Melodiebreite charakterisiert den gesamten Text, und weite Melodiebreite die Endsyntagmen.
– tiefer Satzschluss kennzeichnet das Ende der Sätze und die Melodie sinkt bis in die Lösungstiefe.
– gleiche melodische Gestaltung ist für Eingangs- und Zwischensyntagmen typisch.
II.2. Gehobene Formstufen der deutschen Standardaussprache
Gehobene Formstufen der deutschen Standardaussprache konstituiert der volle Stil der Rede.
Der volle Stil der Rede wird im klassischen Drama auf der Bühne gebraucht, bei künstlerischem Vortrag (Gedichte, Prosa), in feierlichen Reden, Appellationen usw. Das sind meistens vorbereitete distante „Reden“ vor großem Publikum. Das Kommunikationsverfahren, das dabei verwendet wird, ist das Aktivieren. Das Aktivieren bewirkt eine emotional gefärbte, motivierende Rede, die durch eine Reihe von lautlichen und intonatorischen Eigenschaften gekennzeichnet wird.
Diese phonostilistische Variante wird durch eine deutliche Lautung als Folge der sorgfältigen gespannten Artikulation geprägt. Als phonetische Besonderheiten dieser Variante gilt die minimale Zahl der koartikulatorisch-assimilatorischen Erscheinungen, die starke Aspiration der Fortes p, t, k, die Anwesenheit des uvularen [R] und die quantitative Reduktion der Vollvokale in unbetonter Position. Als Folge der gleichmäßigen Verteilung der akzentuierten und nicht akzentuierten Silben im Ausspruch bei gleichbleibendem Tempo erscheint die Rhythmisierung der Rede. Dieser Rhythmus ist für die Redegestaltung unentbehrlich, weil er das Verständnis erhöht.
Die gleichmäßige Verteilung der intonatorischen Parameter im Ausspruch führt zu einer Stabilität bei der Wahl der melodischen Mittel. Die Stabilität der Stimmlage kann so stark sein, dass sie fast einer Zwangsbeschränkung in diesem Stil gleichkommt. Die Melodie weist Tiefschlüsse auf. Die Tonhöhe muss dem Sinn und der Stimmung der ganzen Äußerung angemessen und dementsprechend geregelt sein. Für die Redegestaltung ist auch in diesem Fall ein strenger Rhythmus unentbehrlich. Ein sehr wichtiges Element dieser phonostilistischen Variante bildet die ständige Wiederholung gewisser melodischer Konturen, was den gesamten Rhythmus der Rede unterstützt.
Die aktivierende, emotional bewegende Rede besitzt eine Anzahl von Eigentümlichkeiten, die nur für die phonetische Gestaltung dieser Textsorte typisch sind. Hier geht es um bewusstes Einwirken des Sprechers auf seinen Gesprächspartner. Der Sprecher verfolgt das Ziel, bestimmte Gefühle wie Freude, Begeisterung, Liebe, Mitleid, Hass, Zorn, Trauer, Abscheu usw. bei seinem Hörer auszulösen oder zu verstärken. Dem Sprecher stehen in erster Linie sprecherische Ausdrucksmittel zur Verfügung. Mimik und Gestik spielen dabei auch gleichfalls eine wichtige Rolle.
Als Beispiel kann die Rezitation der Ballade von Friedrich Schiller „Der Taucher” dienen.
-Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,
Zu tauchen in diesen Schlund?
Einen goldnen Becher werf ich hinab,
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund.
Wer mir den Becher kann wieder zeigen,
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.
[ve·ɐ "va:kt ’es | 'Ritɐsman ’o:dɐ "knap
t͜su· 'taoxǝn | 'in dizǝn "ʃlʊnt ||
’a͜enǝn 'gɔldnǝn "bɛçɐ | 'vɛRf ’ ıç hi "nap ||
fɛɐ'ʃlʊŋǝn ʃo:n hat ’i·n | de ɐ 'ʃvaRt͜sǝ "mʊnt ||
Do'stlaringiz bilan baham: |