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1970er: Verwissenschaftlichung und Akademisierung der postindustriellen Gesellschaft
Vertreter: Daniel Bell
Themen/ Anliegen/ Besonderheiten: Erstmals explizite Nennung der Wissensgesellschaft.
Expansion staatlicher und industrieller Forschungsaktivitäten; Zunahme wissensbasierter
Wirtschaftsaktivitäten; Ausweitung technisch qualifizierter Wissensarbeiter.
Aktuelle Positionen
Themen/ Anliegen/ Besonderheiten:
Themen der Klassiker werden neu aufgegriffen:
Wissensbasierung, Globalisierung der Wirtschaft, zentraler Stellenwert von Organisationen für
die „Lernbereitschaft“ von Gesellschaften
Unterschiede zu Analysen der 1970er:
Analyse globaler Innovationsprozesse
Veränderungsbereitschaft von Gesellschaften wird nicht auf den Staat zurückgeführt
institutionell
eingebettete Gesellschaft
Zunahme von Nichtwissen und Risiken stehen im Zentrum der Diskussionen
Textfeld 13: Überblick sozialwissenschaftliche Analysen (Heidenreich 2003)
Viele Perspektiven der aktuellen Positionierungen zur Wissensgesellschaft (vgl. dazu Textfeld 13) lassen
sich auf den Bildungsbereich übertragen. Nicht nur das Thema des Zugangs bzw. der Demokratisierung
von Wissen ist im digitalen Zeitalter von großer Bedeutung, sondern auch der Umgang mit Nicht-Wissen
bedarf, gleichermaßen für Lehrende wie für Lernende, einer intensiven Auseinandersetzung.
Von besonderem Interesse für die vorliegende
Studie ist vor allem der Punkt, dass den Organisationen
eine bedeutende Rolle für die „Lernbereitschaft“ von Gesellschaften zugewiesen wird.
4.2.3
Lernen in der Wissensgesellschaft
Basierend auf den beschriebenen Entwicklungen der Wissensgesellschaft können für schulisches Lernen
unterschiedliche Konsequenzen abgeleitet werden.
Die Institution Schule steht heute mehr denn je vor der Herausforderung Jugendliche für nicht
vorhersehbare bzw. sich rasch verändernde gesellschaftliche Entwicklungen auszubilden (Jörg et al. 2007, S.
2). PADBERG (2012) betont in diesem Kontext die starke Ökonomisierung vieler Lebensbereiche und die
zunehmend prekären Situationen für immer mehr Menschen (Padberg 2012, S. 14). Dadurch werden an
die Schule immer mehr Aufgaben herangetragen, wobei vernachlässigt wird,
dass Bildung ein
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gesamtgesellschaftlicher Auftrag ist. Die unterschiedlichen Akteursgruppen im Bereich der Bildung
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müssen
sich überlegen, wie Schule und entsprechender Unterricht aussehen sollen, damit Jugendliche so unterstützt
und begleitet werden, dass sie in einer immer komplexer werdenden Welt bestehen können.
Wie kann man die notwendigen oder wünschenswerten Einstellungen und Handlungsstrategien
definieren und anbahnen? Es bedarf offenbar einer Art zeitunabhängigen Rüstzeugs, um sich in einer
permanent verändernden Welt zurechtzufinden (Forster 2008, S. 106). Die
Vermittlung fachlicher Inhalte,
die in dieser schnelllebigen Zeit ein baldiges Ablaufdatum haben, und der Einsatz von Methoden, die schon
heute überholt sind, wird nicht zum Erwerb jener Kompetenzen führen, die bereits jetzt vom Gesetzgeber
erwartet und gefordert werden (vgl. dazu BMB 2015).
Angesichts dieser unsicheren Situation, die geprägt ist von „Vielfachkrisen“ (Padberg 2012, S. 13),
besteht
der Bildungsauftrag darin, gemeinsam mit den Jugendlichen bewusst gesellschaftliche
Veränderungen anzuregen und sie dazu zu befähigen, sich aktiv in deren Mitgestaltung einzubringen
(Vielhaber 1991, S. 24). Diese Aufgaben kann das Bildungssystem aufgrund der aufgezeigten Mängel derzeit
nicht erfüllen.
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