Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


 Richard Christ: „Um die halbe Erde in hundert Tagen“



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Diss Rakhimova 2018

3.3.3 Richard Christ: „Um die halbe Erde in hundert Tagen“ 
Ein DDR-Reisebuchautor, der sich dessen bewusst war, dass die Fremdwahrnehmung 
immer subjektiv ist und unvermeidlich unter dem Einfluss eigener Kulturmaßstäbe 
entsteht, war Richard Christ. In einem Interview äußert er sich dazu auf folgende 
Weise: 
 

Bei aller Bemühung, die nationale Brille daheim zu lassen und eine fremde Kultur nur 
an den Maßstäben zu messen, die sie selbst hervorgebracht hat – unversehens 
schleicht sich Vergleichendes ein. Gewollt oder nicht, man schleppt sein Vaterland mit 
sich. Zwangsläufig berührt fast jedes Gespräch auch die eigenen Lebensumstände.

 
(Welke 1988a, S. 1128)
Richard Christ wurde am 30. Dezember 1931 in Speyer als Sohn eines 
Industriekaufmannes geboren.
43
Von 1951 bis 1955 studierte er in Halle/Saale und Berlin Germanistik und Ästhetik. 
Nach seinem Examen als Diplom-Philologe im Jahr 1955 wirkte er parallel zu seiner 
Autorentätigkeit fast zwanzig Jahre lang als Lektor im Verlag „Tribüne“ und im „Verlag 
der Nation“.
44
Wie Christ selbst im Interview mit Dunja Welke beschreibt, „
benötigt [ein
Lektor] literarisches Gespür, Sprachgefühl, umfassende Leseerfahrung, analytisches 
43
Siehe dazu bibliographische Angaben von Richard Christ im Literaturlexikon Rheinland-Pfalz: 
http://www.literatur-
rlp.de/db_suche.php?autor=Christ%2C+Richard
 (Letzter Zugriff: 03.11.2015, um 20.34 Uhr). 
44
Vgl. http://www.literatur-rlp.de/db_suche.php?autor=Christ%2C+Richard (Letzter Zugriff: 03.11.2015) 


107 
Geschick, und er braucht eine gewisse nachschöpferische Fähigkeit
“ (Welke 1988a, 
S.1118). Diese Tätigkeit hatte ihn zum Schreiben angeregt.
Sein erstes Buch „Immer fehlt was“ wurde 1971 veröffentlicht und bereits zwei Jahre 
später wurden seine Erzählungen „Das Chamäleon oder Die Kunst modern zu sein“ 
(1973) herausgegeben. Im Jahr 1974 publizierte Christ seinen ersten Reisebericht 
unter dem Titel „Reisebilder. Ansichtskarten aus der DDR“, der als neue Etappe in 
seiner literarischen Karriere bezeichnet werden kann, denn durch seine Reiseberichte 
wurde Christ später allgemein bekannt. In demselben Jahr erhielt er den Heinrich-
Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR.
Der zweite Reisebericht „Um die halbe Erde in hundert Tagen“, der beim deutschen 
Publikum auf großes Interesse stieß und als erste große Arbeit von Christ gilt, wurde 
1976 publiziert. Seine Reise in die UDSSR fand 1974 statt und dauerte, entsprechend 
dem Buchtitel, genau einhundert Tage (vgl. Christ 1976, S. 9). Sie führte den Autor 
durch den Kaukasus, Mittelasien, die Ukraine, Russland, die Taiga und Sibirien. Seine 
Reise 
wurde 
mithilfe 
des 
Kulturfonds 
der 
DDR, 
des 
sowjetischen 
Schriftstellerverbandes und der Komsomol-Presse vorbereitet und organisiert (vgl. 
ebd.: S. 507). 
„Um die halbe Erde in hundert Tagen“ war sein erstes großes Reisewerk, das er selbst 

in mehrerer Hinsicht [als] ein Wagnis
“ (Welke 1988a, S. 1134) wahrnahm und in einer 
Mischform aus Reisebericht und -reportage verfasste. Das Buch ist in acht Abschnitte 
unterteilt; der zweite große Abschnitt ist Mittelasien, den Usbekischen, Tadschikischen 
und Kirgisischen Sowjetrepubliken, gewidmet.
Der usbekische Teil seines Buches beinhaltet Beschreibungen der usbekischen Kultur 
und Traditionen, der bekannten usbekischen Städte Samarkand, Buchara und 
Taschkent. Einen kleinen Abschnitt widmet er den Basaren. 
Er benutzt verschiedene Stil- und Redemittel, um sein Werk kunstvoll zu gestalten. Er 
macht meisterhaft Gebrauch von rhetorischen Stilmitteln wie Apostrophen („
So stell dir 
doch vor, meine Teuerste, dein Mann käme an einem beliebigen Freitagabend nach 
Hause …

 
(Christ 1976, S. 141)), Vergleichen („
Er wies auf die Teetassen, in 
Usbekistan bei einem Besuch so wichtig wie die Stühle zum Sitzen: Stärken Sie sich
.“ 
(ebd.: S. 190)), Personifikationen („
Geschichten würzen das Mahl.

 
(ebd.: S. 146)), 
Antithesen („
Bei aller Buntheit: Was müssen das für graue Bazare gewesen sein.
“ 
(ebd.: S. 180)) u. a. m.
In dem Abschnitt seines Reisebuches „Taschkent, die trostreiche Stadt“ beschreibt er 


108 
das schwere Erdbeben in Taschkent am 26. April 1966. Dabei verwendet Christ die 
Form der Reportage und ergänzt seine Beschreibungen durch Augenzeugenberichte. 
Er wurde auf dieser Reise von dem Architekten Adamow begleitet (vgl. ebd.: S. 195-
208). 
Nach seinem Kinderbuch „Der Spinatbaum in der Wüste“ (1978) veröffentlichte er 
„Nichts als Ärger. Heitere und bedenkliche Geschichten“ (1978). Die 
Reiseerinnerungen an usbekische Städte aus dem Buch „Um die halbe Erde in hundert 
Tagen“ veröffentlichte er erneut als Buch unter dem Titel „Taschkent, Buchara, 
Samarkand – Usbekische Reisebilder“ (1979) und etwas später „Adieu bis bald. 
Reisebriefe“ (1979). Im Jahr 1982 erfolgte die Herausgabe des Buches „Blick auf 
Pakistan. Tagebuch und Skizzenblock“ mit Karl Erich Müller. Im selben Jahr erhielt 
Christ die Johannes-R.-Becher-Medaille in Gold. Ein Jahr später publizierte er nach 
einem achtmonatigen Aufenthalt in Südasien sein zweites großes Reisebuch „Mein 
Indien“, das er selbst als „
Höhepunkt [seines] Schaffens
“ (Welke 1988a, S. 1133) 
bezeichnet. Das „am wenigsten authentische Reisebuch Christs“ (Welke 1988b, S. 
1149) nach Dunja Welke erschien 1987 unter dem Titel „Die Zimtinsel. Begegnung mit 
Buddha“. So publizierte Christ von 1974 bis 1987 zehn Reisebücher über die 
Sowjetunion, Europa, Südasien und die ehemalige DDR. Seine Reisebücher, die „
aus 
hundert Prozent Fakten und null Prozent Phantasie
“ (Welke 1988a, S. 1129) bestehen, 
sind vor allem auf Kultur, Traditionen und Landschaft des fremden Landes konzentriert 
(vgl. Welke 1988b, S. 1152).
Seine langjährige Lektorentätigkeit, seine Phantasie und nicht zuletzt sein Wunsch

den Leser von der ersten bis zur letzten Seite [zu] fesseln
“ (Welke 1988a, S. 1130), 
ermöglichten es ihm, sich „a
ls Autor mit Traditionsbewusstsein und Stillwillen
“ (Welke 
1988b, S. 1152) im Feuilleton und in der Reiseliteratur zu beweisen (vgl. ebd.). Für 
sein literarisches Schaffen erhielt Christ 1988 den Goethe-Preis der Stadt Berlin.
Christ erweiterte seine Reiselandschaft weiter. Im Jahr 1989 veröffentlichte er ein 
weiteres Reisebuch mit Erzählungen, „Welt-Betrachtung. Zwischen Polarkreis und 
Äquator“, und 1990 folgte das von Barbara Schumann illustrierte Buch „Kleines 
Reisebrevier in siebzehn Lektionen“. Zu seinen letzten Büchern gehören „Dessau und 
das Wörlitzer Gartenreich“ (1997), „Küstenspaziergänge“ (2000) und „Der Tag, die 
Nacht und ich dazwischen“ (2001). Im Jahr 2007 erschien gemeinsam mit Peter Kühn 
das kulturhistorische Reisebuch: „Halle an der Saale“. Zudem verfasste er für den 
Rundfunk der DDR drei Features: „Stationen zwischen Himalaja und Kap Comorin“ 
(1979), „Unterwegs nach Berlin“ (1986), „Verschwundenes Land – Gestohlene Zeit“ 
(1990) (vgl. Conley 1999, S. 89, 136, 164). 


109 

Meine Reisebücher sollen Menschen und Kulturen einander näherbringen. Literatur 
hat sich zu allen Zeiten in den Dienst solcher Vermittlung gestellt
.“ (Welke 1988a, S. 
1128). Mit diesen Worten versuchte Richard Christ im Interview mit Dunja Welke das 
Hauptziel seiner Reisen zu verdeutlichen. Er hatte während seiner Reisen nicht immer 
vor, zu schreiben, er reiste „
ohne Schreibabsicht
“ (ebd.: S. 1131) und „
ohne 
vertragliche Bindungen
“ (ebd.), kam jedoch „
oft mit vollen Notizbüchern
“ (ebd.) zurück. 
Er brauchte Zeit, ehe er herausfand, in welcher Form und Struktur er die Ausbeute der 
Reise verschriftlichen wollte (vgl. ebd.: S. 1131). Einige seiner Bücher hatte er schon 
lange vor ihrer Veröffentlichung niedergeschrieben (vgl. ebd.: S. 1125-1126).
Zuletzt lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, ehe er am 15. März 2013 verstarb. 

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