Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Diss Rakhimova 2018

 


110 
3.4 Zusammenfassung 
In diesem Kapitel wurden die Reiseautoren zweier historischer Epochen, Turkestans 
und der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik, repräsentativ vorgestellt. Die 
oben beschriebenen Inhalte des Kapitels lassen sich in folgenden Punkten 
zusammenfassen: 

Zu den ersten Reisetexten, die auf europäischem Boden über Transoxanien 
bekannt wurden, gehören zwei Reiseberichte. Das ist einmal der Text „Ystoria 
Mongolarum“ (Kunde von den Mongolen) (1481) des Franziskaners Johannes 
von Plano Carpini und zum zweiten ist das der Reisebericht von Johannes 
Schiltberger, der zum ersten Mal 1885 unter dem Titel „Hans Schiltbergers 
Reisebuch“ von Valentin Landmantel herausgegeben wurde. In diesen beiden 
Reisetexten kommt die damals für Mittelasien übliche Bezeichnung „Tartarey“ 
vor.
Darüber hinaus erwähnt Carpini in seinem Reisebericht den Begriff 
Sarti
, der 
als mongolische Bezeichnung für Bewohner von Samarkand und Buchara 
üblich war und auch zur Zeit des russischen Kolonialismus für die Beschreibung 
der einheimischen Bevölkerung gebraucht wurde. Allerdings wird in diesen 
historischen Texten die Existenz einer usbekischen Ethnie nirgendwo erwähnt.

Der am meisten gelesene und zitierte Reiseautor, der sich ernsthaft mit 
Zentralasien auseinandersetzte, war der ungarische Orientalist Hermann 
Vámbéry. Seine Originalität bestand vor allem darin, dass er sich während 
seiner Reise als orientalischer Derwisch ausgab; dabei half ihm, dass er die 
Landessprache, das Türkische, auf einem sehr guten Niveau beherrschte. 

Außer seinem Buch „Reise in Mittelasien“ (Vámbéry 1865) verfasste er mehrere 
andere Publikationen über Mittelasien, in denen er seine ethnologischen
historischen, 
sprachwissenschaftlichen, 
religiösen 
und 
politischen 
Überlegungen ans Licht brachte. Seine Veröffentlichungen wurden mehrfach 
zitiert und übten den größten Einfluss auf die Entstehung der Usbeken- und 
Usbekistanbilder aus.

Der 
Schweizer 
Forschungsreisende 
Henri 
Moser, 
der 
zunächst 
Seidenraupeneier nach Italien transportieren wollte und auf diese Weise seine 
erste Bekanntschaft mit Turkestan machte, wurde ein leidenschaftlicher 
Anhänger des Orients. Mosers Reiseschilderungen (1888) wurden zunächst in 


111 
französischer Sprache in Paris, wenig später in deutscher Sprache in Leipzig 
veröffentlicht. Seine private Orient-Sammlung ist eine der größten der Welt.

Einen ausführlichen Reisebericht über Turkestan mit zahlreichen historischen 
Details liefert Richard Karutz, ein HNO-Arzt, der eine besondere Vorliebe für 
Turkestan entwickelte. Als Quellen für sein reges Interesse sind Vámbérys 
„Reise in Mittelasien“ (1865) und das 1900 erschienene ethnologische Buch von 
Franz v. Schwarz „Turkestan, die Wiege der indogermanischen Völker“ zu 
sehen. Karutz thematisiert wie Franz von Schwarz den Ursprung 
indogermanischer Völker und stellt sich die Frage, inwiefern Mittelasien als 
Urheimat der Indogermanen wahrgenommen werden kann. Er zitiert mehrfach 
Vámbéry (vgl. Karutz 1904, S. 75, 77-78, 81, 85, 89, 99, 108, 116-117, 119) und 
von Schwarz (ebd.: S. 98-99, 106-107, 118-119, 121) und verweist immer 
wieder auf diese beiden Autoren und steckt somit in der Falle der 
Stereotypisierung. Seine Frage nach der Urheimat von Völkern offenbart zudem 
seine rassenpolitischen Überlegungen, für Karutz war die Reinheit der Rasse 
ein fesselndes Thema. 

Colin Ross, ein bekannter Journalist seiner Zeit und nicht zuletzt ein 
überzeugter Nationalsozialist, unternahm seine Reise nach Turkestan in einer 
Zeit, in der das Land aus politischen Gründen für Ausländer komplett gesperrt 
war. Er bekam dennoch ein Visum in Baku, dank einem Zufallstreffen mit dem 
usbekischen Botschafter. Zwar schildert er seine politischen Überlegungen zum 
zentralasiatischen Nationalitätsproblem und Wirtschaftsfragen Turkestans in 
separaten Abschnitten, dennoch wirken seine Zeilen wenig politisch, rassistisch 
oder gar nationalsozialistisch. Anders als seine Vorgänger verwendet er das 
Wort 
Einheimische
statt 
Eingeborene
. Darüber hinaus liefert er romantische 
Städtecharakterisierungen und exotisiert Samarkand und Buchara in hohem 
Maß. Aus diesem Grund ist auch sein Reisebericht für eine 
linguokulturologische Analyse gut geeignet. 

Der Journalist, der gleich zu Anfang der Sowjetzeit in das usbekische Land 
reiste, war „der rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch. Sein Buch „Asien 
gründlich verändert“ (1932), das in einem ironisch-sarkastischen Stil 
geschrieben ist und viel Kritik an Turkestan sowie dessen alten Traditionen 
beinhaltet, ist ein typisches Sowjet-Propaganda-Buch. Sein Buch gewann so 
große Popularität, dass ca. 34 Jahre später ein anderer deutscher Schriftsteller, 
Hans Werner Richter, in die Usbekische Sowjetrepublik fuhr, um festzustellen, 


112 
welche Veränderungen es in der Zeit seit Kischs Reise gegeben hatte. Sein 
Reisebericht ist jedoch von Stereotypen und Vorgegebenheiten geprägt, er 
orientiert sich an Kisch, die Beschreibungen von Kisch sind sein Ausgangspunkt 
für jede mögliche Feststellung. Das von Kisch konzipierte Usbekistan-Konstrukt 
bleibt somit auch bei ihm bestehen. 

Der letzte Autor, dessen Reisebericht einen Teil des Analysekorpus bildet, ist 
Richard Christ. Er reiste genau einhundert Tage lang in die Sowjetunion und 
lernte dabei auch die Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik kennen. Drei 
Jahre später, nach der Veröffentlichung seines Reiseberichts „Um die halbe 
Erde in hundert Tagen“ (1976), erschien sein Usbekistan-Buch „Taschkent, 
Buchara, Samarkand. Usbekische Reisebilder“ (1979), das auch Bilder des 
Fotographen Karol Kállay enthält. Anders als Kisch oder Richter finden sich bei 
Christ mehr Beschreibungen des usbekischen Alltags, detaillierte Straßen- und 
Menschenbeschreibungen in elliptischen Sätzen. Er verehrt das Land und die 
Menschen, was er auch spürbar macht. Sein Buch über Usbekistan ist eine 
Mischform aus Reisebericht und Reiseführer. In beiden Büchern vermittelt 
Christ ähnliche, aber nicht die gleichen Bilder von Usbeken und Usbekistan, 
weshalb beide Texte in das Analysekorpus aufgenommen wurden.
Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass diese Arbeit keinen Anspruch darauf erhebt, 
erschöpfende Informationen zu Biographie und Werdegang der Autoren zu bieten.


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