Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

2.5.2 Funktionen des Stereotyps 
Ein wichtiger Aspekt der Stereotypenforschung ist das Erkennen der Funktionen von 
Stereotypen. Quasthoff unterscheidet kognitive, affektive und soziale Funktionen von 
Stereotypen, er versteht alle als interdependent (vgl. Quasthoff 1989, S. 40):
Die 
kognitive Funktion
der Stereotype besteht darin, dass man sich mit ihrer Hilfe in 
der Außenwelt besser orientiert, die Informationsflut besser ordnet und dadurch 
weniger Schwierigkeiten mit dem Verstehen des Ganzen hat.
Quasthoff sieht diese Funktion in engem Zusammenhang mit Bartletts Begriff 
‚Schema‘: 
 
„
Das 
Konzept 
des 
Schemas 
als 
einer 
der 
Grundbegriffe 
der 
Informationsverarbeitungstheorie steht gegen passives Einregistrieren von 
Informationen beim Verstehen, gegen Gedächtnismodelle i. S. v. reinem Ablegen, 
Speichern, Kopieren von Realitätsabbildern. Der Begriff konzeptualisiert Verstehen als 
konstruktive Aktivität.
“ 
(Quasthoff 1989, S. 41)
Beide Begriffe verbinden unter anderem 
Übergeneralisierungen
, welche die 
Informationsaufnahme, -verarbeitung und das Speichern von Informationen in einem 
vorgegebenen Raster erleichtern.
Die 
affektive Funktion
betrachtet den gesunden Teil des Ethnozentrismus bei der 
Identitätsbildung als funktional und die Minderung der Mängel der eigenen Gruppe als 
natürliche Verbesserung des Selbstbildes. Anlehnend an psychoanalytische 
Erklärungsmodelle, welche die Vorurteile und negativen Stereotype als 
Schutzmechanismen darstellen, seien die irrationalen Schutzmechanismen aus dem 
Funktionieren der menschlichen Psyche nicht wegzudenken. Die Ambivalenz 
zwischen Normalem, Alltäglichem, Nützlichem, ja Unverzichtbarem und Gefährlichem 
würde sich also auch im Bereich der affektiven Funktionen von Stereotypen finden 
(vgl. ebd.: S. 45). 
Unter der 
sozialen Funktion
der Stereotype ist die Zugehörigkeit eines Individuums zu 
einer Gruppe durch Sprache und bestimmte Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen 
(vgl. ebd.). Der Fremde wird ausgegrenzt und es entsteht eine Wir-Andere-Beziehung, 
die von Hans Henning Hahn/Eva Hahn so erläutert wird: 
 
„
Vor allem aber sagt das Stereotyp mehr aus als nur ,wir sind anders als die Anderen‘, 

---

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es beschränkt sich nicht auf eine Aussage über das Anderssein, sondern es meint ,wir 
sind besser als die Anderen‘ oder zumindest ,wir sollten besser sein als die Anderen‘, 
d. h. es werden nicht nur Tatbestände des Andersseins registriert und verallgemeinert, 
sondern durch die emotionale Ladung, die jedes Stereotyp kennzeichnet, werden 
eindeutige Werthierarchien aufgestellt und verabsolutiert. Die Einteilung in ‚Wir‘ und 
‚die Anderen‘ wird so auf der emotionalen Ebene verankert und intensiviert. Dabei 
verwirklicht sich die sozialintegrative Funktion der Stereotypen um so leichter, als sie 
meist schon beim Erlernen der Muttersprache beginnt.
“

(Hahn/Hahn 2002, S. 35) 
Die soziale Funktion des Stereotyps unterstützt das Sichzurechtfinden jedes einzelnen 
Mitglieds in der Gesellschaft. Dennoch kann dadurch auch ein Abwehrmechanismus 
entstehen, der häufig zu Konfliktsituationen führt, wenn nämlich die verinnerlichten 
Stereotype die bestehende Realität leugnen (vgl. ebd.).
Auch Quasthoff sieht neben dem positiven Aspekt dieser Funktion, d. h. der 
Unterstützung der Bildung einer Gruppenidentität, eine negative Schattierung, nämlich 
die Abgrenzung, denn durch 
Abgrenzung
passiert automatisch eine 
Abwertung
des 
Fremden (vgl. Quasthoff 1989, S. 45).
Stereotype sind also nicht nur als negative Erscheinung zu betrachten, sondern auch 
als eine positive Hilfe bei der Beherrschung verschiedener kommunikativer 
Situationen. Unabhängig davon, ob die Stereotype eine positive oder negative 
Funktion besitzen, ist es unumstritten, dass sie eine große Rolle bei der Entstehung 
des Weltbildes jedes einzelnen Individuums spielen.