Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

ein 
geschlossenes Ganzes, eine Stadt in der Stadt
“ beschreibt (ebd.: S. 165). Diese 
individuelle metaphorische Periphrase, „
eine Stadt in der Stadt
“, wird zur 
gemeinsprachlichen, d. h., sie wird später auch von anderen Autoren verwendet. So 
benutzt sie Walter M. Weiss z. B. viele Jahrzehnten später im Vorwort seines Buches, 
wo er unter anderen orientalischen Basaren in Kairo, Damaskus, Aleppo, Istanbul, 
Sanaa, Dubai, Kairouan, Tunis, Marrakesch, Fes, Schiras und Isfahan auch die in 
Samarkand, Buchara und Chiwa beschreibt (vgl. Weiss 1994, S. 234-246)
:
„
[…] denn ein Basar ist viel mehr als jenes malerische Labyrinth aus Werkstätten und 
Läden, in dem man sich als Tourist mit Souvenirs entdeckt und danach verirrt. Er ist eine 
‚Stadt in der Stadt‘ mit einer ganz spezifischen Wirtschaft- und Lebensform und einem 
geistigen Fundament, von dem die westliche Gesellschaft gerade heute, wo sie 
gezwungen ist, Begriffe wie Arbeit und Zeit und Solidarität neu zu definieren, eine Menge 
lernen könnte.
“ 
 
 
 
(Weiss 1994, S. 7) 

---

218 
Auf dem Basar sah Moser die Seidenhändler, die angeblich die Finanzaristokratie der 
Stadt darstellten. Weder Lärm noch fieberhafte Aufregung kenne man im Seidenbazar. 
Der Reiseautor wundert sich wieder über das Verhalten der Verkäufer:
„
Sie thun, als wenn sie sich nur widerwillig zum Vorzeigen ihrer Waaren [sic!] 
entschlössen.
“
 
(Moser 1888, S.165) 
War der Basar von Taschkent für Moser „
vielleicht der bedeutendste in ganz 
Centralasien
“ (ebd.: S. 92), war der Basar von Buchara für Richard Karutz „
bei Weitem 
der grösste in Mittelasien, gewiss auch der grösste des gesamten Orients
“ (Karutz 
1904, S. 61). Der Letztere beschreibt die schmalen Gassen und vermittelt ein 
metaphorisches Bild des Basars:
„
In geringer Höhe angebrachte Bedachungen aus Matten oder Tüchern über 
Holzgerüsten und aus Stein gemauerte Gewölbe schützen gegen die Sonne, tauchen 
die Strassen in ein wohltuendes, abgeblendetes und kühles Halbdunkel und geben dem 
Leben in ihnen, das dadurch gleichsam sich näherrückt, ein eigentümlich intimes 
Gepräge.
“

 
 
 
(Ebd.: S. 61) 
Wer die Hitze in Zentralasien einmal erlebt hat, kann sich das von Karutz beschriebene
 
„
wohltuende[…], abgeblendete[…] und kühle[…] Halbdunkel
“
 
(ebd.) gut vorstellen. Der 
Reisende zeichnet Bilder von Menschen, z. B. von einem Wucherer im Basar: 
„
Nicht minder, als über die Masse des gemünzten Geldes war ich über die Zahl der 
Hundertrubel-Scheine erstaunt, die so ein Wucherer aus einem besonderen Versteck 
unter einem Buch, einer Decke hervorholte, und wie er dann die Scheine bedächtig 
strich und zählte und wieder zurücklegte, sass da der fleischgewordene Geiz, die 
behäbig protzende Freude am Besitz und die satte Selbstzufriedenheit des gefüllten 
Geldbeutels.
“

(Karutz 1904, S. 63) 
In diesem Beispiel verbildlichen Metapher („
der fleischgewordene Geiz
“, „
die behäbig 
protzende Freude
“, „
die satte Selbstzufriedenheit
“) und Personifikation mit ironischem 
Wortspiel einen zufriedenen Wucherer im Basar. Der Autor gibt dabei zu, dass das 
Schlendern durch die Basarstraßen Bucharas ein „
nie ermüdender, stets neue