Abwechslung und neue Bilderfolgen bringender Genuss
“ (ebd.: S. 66) sei.
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Er erzählt, ebenso wie Moser, von der Gleichgültigkeit und Distanzhaltung der
Verkäufer im Basar:
„
Die Verkäufer sitzen hinter ihren Waren mit der Würde eines Königs und der
Nachlässigkeit eines Aristokraten, den die Welt nichts angeht, nie locken sie den Kunden
an, nie rufen oder schreien sie ihm nach, wenn er zum nächsten Stand geht, nie preisen
sie ihre Ware an, höchstens, dass einer, wenn er merkt, dass man etwas Bestimmtes
sucht, den vermuteten Gegenstand zeigt oder durch einen Boten, der uns leicht am
Ärmel zupft, auf ihn aufmerksam machen lässt.
“
(Ebd.: S. 67)
Im angeführten Bespiel verwendet der Autor neben dem für ihn typischen
hypotaktischen Satzbau (vgl. ebd.: S. 69, 83, 100), auch Vergleiche („
mit der Würde
eines Königs und der Nachlässigkeit eines Aristokraten
“) und Anaphern („
nie …, nie
…, nie …
“), wodurch seine Aussage bildhaft und einprägsam wirkt.
Darüber hinaus benutzt er besonders viele einfache Aufzählungen und auch die
Accumulatio, die seine Sätze lang, aber auch anschaulicher machen:
„
An Produkten des Landes kommen Korn, Reis, Baumwolle, Seide, Holz, Obst,
Gemüse, Weintrauben und Rosinen, Fleisch, Honig, Fetthammel, Schaffelle, Wolle,
Salz und anderes auf den Markt, die einheimische Industrie schickt Baumwoll- und
Seidengewebe, Mützen und Stickereien, Teppiche und Lederwaren, Pflugschare und
Spaten, Tischler- und Töpferwaren, Russland bringt Baumwollstoffe, Stabeisen,
Zucker, Kurz-, Galanterie- und Manufakturwaren. Das alles wird in unendlichen
Budenreihen, Nebengängen, Magazinen und Karawansareien verkauft. Dazwischen
sorgen auch hier Garküchen, Theehäuser und Bäckereien während der von 10 bis 16
Uhr dauernden Bazarzeit für den Magen der Käufer und Verkäufer.
“
(Ebd.: S. 82-83)
Oder:
„
Während der Bazarstunden ist der Platz gedrängt voll. Verkäufer von Obst, Konfekt,
Brod, Naschwerk, von Kürbisdosen für Tabak, von Wasserpfeifen etc., ambulante
Barbiere, Musikanten, Taschenspieler, Märchenerzähler, Derwische und Publikum, all
das hockt, sitzt, steht, liegt da herum, wühlt durcheinander, bildet Gruppen, die sich
finden und lösen.
“
(Karutz 1904, S. 84)
In deutschsprachigen Reiseberichten taucht bei der Beschreibung der Bazare
vermehrt das Wort
Bewegung
auf. Anders als Vámbéry und Moser, nimmt Karutz die
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Bewegung sogar als Ganzes in den Blick und verbildlicht sie mit Metapher und
Personifikation:
„
Alles ist Bewegung, und diese Bewegung wirkt doppelt durch den Wechsel der grellen
Farben, und die Farben wieder leuchten doppelt unter der verschwenderischen
Lichtfülle, die die Sonne vom blauen Frühlingshimmel heruntersendet.
“
(Ebd.: S. 84)
Karutz besucht Basare in Buchara, Samarkand, Taschkent und auch in Kokand, er
findet jedes Mal Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Überall sieht er „
die malerischen
Bilder des Volkslebens
“ (ebd.: S. 105), „
Durcheinander von Bewegung und Farbe
“
(ebd.), als Ethnologe ist er fasziniert und das alles „
zwingt [ihn] […] auf Schritt und Tritt
in den Bann seiner Fremdartigkeit und seiner Reize
“ (ebd.).
Hans-Hermann von Schweinitz ist über das Basarleben erstaunt und stellt ein
multikulturelles Bild dar, indem er verschiedene Ethnien, „
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