Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

4.4.3 Buchara: „das Rom des Islam“ 
Die historische Stadt Buchara, die an der Route der großen Seidenstraße liegt und 
nach Mekka als zweiter Stützpunkt des Islam dient, wurde von den meisten Reisenden 
besichtigt und findet in fast jedem Reisebericht Erwähnung. 
Hermann Vámbéry, der berühmte 
Derwisch
, wählte diese Stadt zum Hauptziel seiner 
Reise. Der ungarische Derwisch verbrachte mit seinen turkestanischen Derwisch-
Gefährten insgesamt achtzehn Tage in Buchara, der Aufenthalt bot im Vergleich zu 
seiner Zeit in Chiwa „
alles nur Händedrücke und keinen Heller Almosen
“ (Vámbéry 
1873 [1865], S. 157), sodass sich die Gesellschaft schon bald nach Samarkand begab.
Sein erster Eindruck vom 
edlen
Buchara, 
Bochara Scherif
, den er von der Ferne aus 
gewann, waren „
[die] plumpen Türme, die ohne Ausnahme von Störchennestern 
gekrönt sind
“ (ebd.: S. 154). In der Fußnote erwähnt er nochmals die vielen Störche in 
Buchara: 
„
In Chiwa gibt es viele Nachtigallen und keine Störche, in Bochara dagegen ist kein 
Turm oder sonstiges erhöhtes Gebäude zu finden, wo nicht diese Vögel ihre einfüßigen 

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Schildwachen aufgestellt hätten. Der Chiwaer verspottet daher den Bocharioten mit 
den Worten: ‚Dein Nachtigallenlied ist das Schnabelgeklapper der Störche.‘
“

(Vámbéry 1873 [1865], Fußnote 14) 
Vámbéry nennt Buchara zunächst „
Hauptstadt Mittelasiens
“ (ebd.: S. 159), später 
jedoch „
Hauptstadt Turkestans
“ (ebd.: S. 161, 162). Er genoss zunächst die Ruhe am 
„
Lebi Haus des Divanbeg
“ (ebd.: S. 160), dem berühmten Teich Bucharas, den er 
„
wirklich allerliebst
“ (ebd.) und „
anmutig
“ (ebd.: S. 165) fand. Er sah „
die 
unvermeidlichen Theebuden mit ihren kolossalen Samowars (Theekesseln
)“ (ebd.: S. 
160), umgeben von „
Süßigkeiten, Brot, Obst, warme[n] und kalte[n] Speisen auf 
Gestellen
“ (ebd.), „
Hunderte[n] von improvisirten Läden, die von der lüsternen und 
hungerigen Menge wie von Bienen umsummt werden
“ (ebd.), die „
ein eigentümliches 
Schauspiel
“ (ebd.) darboten.
Der Ark des Emirs weckte bei Vámbéry Angst und Grauen, er fürchtete die Enthüllung 
seines Inkognitos. So umschreibt er die Residenz des Emirs als „
Nest der Tyrannei
“, 
mit den charakterisierenden Epitheta „
düster
“, „
abschreckend
“ sowie „
unglücklich
“:
„
Das Portal, über dem eine Uhr angebracht ist, hat ein düsteres, abschreckendes 
Aussehen, und ein geheimes Grauen ergriff mich, wenn ich an diesem Neste der 
Tyrannei vorüberging, wo viele meiner Vorgänger ermordet wurden und auch 
gegenwärtig drei unglückliche Europäer fern vom Vaterland und jeder Hilfe 
schmachteten.
“
 
(Vámbéry 1873 [1865], S. 165)
Vámbéry wunderte sich über den Grad der Religiositätsstrenge und des -fanatismus 
in Buchara und zog Parallelen zu Mekka und Medina. Er zitiert die Mollahs in Buchara, 
die diese Stadt mit einer Allegorie als Licht des Islams beschreiben: 
„
Wenn ich die Mollahs in Bochara fragte, wie es käme, daß sie bessere 
Mohammedaner wären als die Leute in Mekka und Medina, wo Mohammed gelebt und 
gewirkt hatte, antwortete man mir, daß ‚die Fackel, die ihre Strahlen in die weite Feme 
sendet, am eigenen Fuße immer Finsternis hat‘. Mekka wäre demnach der Fuß der