Fackel, Bochara die weite Ferne.
“
(Ebd.)
In einem anderen Beispiel gebraucht er originelle Periphrasen „
die wahre Stütze des
Islam
“, „
Rom des Islam
“) und personifiziert die Stadt:
194
„
Ich hörte immer sagen: ‚Bochara ist die wahre Stütze des Islam‘, doch scheint mir
dieser Titel zu gering, man könnte es ‚das Rom des Islam‘ nennen, denn Mekka und
Medina sind nur sein Jerusalem. Bochara ist sich dieser Superiorität bewußt und
brüstet sich damit vor allen Völkern des Islam […].
“
(Vámbéry 1873 [1865], S. 169)
Vámbéry findet, dass Buchara trotz seiner „
Armseligkeit
“ (ebd.: S. 173) auch die
Eigenschaften einer Hauptstadt habe (vgl. ebd.). Der ungarische Orientforscher
berichtet von einer in Buchara typischen Krankheit, dem Hautwurm „Rischte“ (Filaria
medinensis), weshalb er auf frisches Wasser verzichtete und nur warmes Wasser oder
Tee trank (vgl. ebd.: S. 167). Er reflektiert darüber, wie sich diese und andere
Krankheiten durch den unbedachten Umgang mit dem Wasser entwickelten und
verbreiteten, das alle acht oder vierzehn Tage über einen Kanal in die Stadt geleitet
wurde (vgl. ebd.: S. 168). Er vermittelt ein krasses Bild, wie im folgenden Beispiel:
„
Das Erscheinen der schon beim Eintritt in die Stadt ziemlich schmutzigen Wellen ist
immer ein freudiges Ereignis für die Bewohner. Zuerst stürzt jung und alt in die Gräben
und Reservoire, um ein Bad zu nehmen, später werden die Pferde, Kühe und Esel
darin gebadet, und nachdem auch die Hunde sich ein wenig darin abgekühlt haben,
wird das Hineingehen verboten, das Wasser setzt sich alsdann, wird klar und lauter,
hat aber alle Arten von Schmutz in sich aufgelöst. Das ist die Wasserversorgung des
‚edlen‘ Bochara, wo Tausende von Zöglingen jene Religion lernen, die da sagt: ‚Die
Reinlichkeit stammt von der Religion her.‘
“
(Ebd.: S. 168-169)
Heinrich Moser reiste zwei Mal nach Buchara: das erste Mal im Alter von zwanzig
Jahren, die zweite Reise unternahm er fünfzehn Jahre später. Seine Reisebilder von
Buchara entstanden bereits auf dem Weg in diese Stadt, und zwar mit der
Beschreibung des Esels als „
das wichtigste Reitthier für die armen Volksklassen
“
(Moser 1888, S. 120) in Buchara. Der Autor hatte Mitleid mit den Tieren und zeichnete
ein Bild, das für europäische Verhältnisse unzulässig erscheint:
„
Oft genug sieht man zwei grosse Kerle auf einem elenden Langohr reiten; um das
Maass der Grausamkeit voll zu machen, schlitzt man ihnen die Nüstern auf, um ihnen
das Athmen zu erleichtern, wie man mir sagte.
“
(Ebd.: S. 121)
195
Er reiste in Begleitung des Botschafters, Generalmajor Ferdinand von Sayn-
Wittgenstein-Berleburg, nach Buchara (vgl. ebd.: S. 122). Die Mission des
Botschafters bestand darin, die Genehmigung des Emirs für den Bau der
Telegraphenlinie von Taschkent bis Buchara zu bekommen. Die gesamte Delegation
wurde bereits auf dem Weg in die Stadt fürstlich empfangen, bewirtet und beschenkt.
Nach mehreren Empfangszeremonien mit „
de[m] ewige[n] Dostarchan, de[m] Thee
und eine[r] Unmasse bocharische[n] Leibspeisen
“ (ebd.: S. 134) klagt er jedoch, „
diese
Dinge satt
“ zu haben (ebd.).
Die Vorstädte von Buchara fand Moser „
ungeheuer ausgedehnt und viel bevölkerter
als die von den Mauern umfangene Stadt
“
Do'stlaringiz bilan baham: |