Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

geschweifte Form ziehen sie den Blick in den usbekischen Himmel, der nicht vorstellbar 
wäre ohne ebendiese blauen Kuppeln.


(Christ/Kállay 1979, S. 70) 
Christ schildert die Geschichte Tamerlans und seine Grausamkeiten. Er zitiert dabei 
Maxim Gorki. Samarkands Schönheit verbindet er mit versklavten und aus anderen 
Ländern eingeschleppten Handwerkern, Künstlern und Wissenschaftlern: 

So wuchs Samarkand. Erhielt Mauern und Tore, durch die zogen zu Tausenden 
Versklavte, die am Bau Hand anlegen mußten, womit sie freilich ihren Kopf retten 
konnten.


(Christ/Kállay 1979, S. 71) 
Die Moschee Bibi-Chanum umschreibt er als „
die schönste Moschee im 
mittelalterlichen Morgenland
“ (ebd.: S. 72) und erzählt die bekannte Legende über 
Tamerlans Lieblingsfrau und den jungen Architekten (vgl. ebd.). Er beschreibt den 
Verfall der Moschee und dessen Ursachen, wobei er Vámbéry zitiert, der angeblich ein 
Stück des Mosaiks der Bibi-Chanum-Moschee mitgenommen hatte, das er „
nur mit 
unsäglicher Mühe eine[m] Blumenkelch abhauen konnte
“ (Vámbéry 1873, S. 192).
Bei der Schilderung des Registans, „
seit alters Mittelpunkt der Stadt, Basarplatz
“ 
(Christ/Kállay 1979, S. 76), beruft sich Christ erneut auf Vámbéry und zitiert ihn: Es sei 

voll von Buden und einer summenden Menge
“ (Vámbéry 1873, S. 191) (vgl. 
Christ/Kállay 1979, S. 76). Der Autor erzählt über die Medresen Ulug-Beg, Schir-Dor 
und Tillja-Kari, jeweils mit Übersetzung ihrer Namen („
die Löwengeschmückte
“ und 

die Vergoldete
“), und der Beschreibung der Architektur. Er vergleicht ebenfalls den 
Zustand der Medresen vor und nach der Restaurierung, nachdem Lenin das Dekret 
über die Pflege historischer Denkmale unterzeichnet hatte. Der Registan wird von ihm 
immer wieder bewundert, besonders nachts: 

Ich setzte mich am Registan auf einen Steinvorsprung und betrachtete die Portale der 
Medresen. Die Bögen waren von Scheinwerfern angestrahlt, wie mit dem Messer in 
den Sternhimmel geritzt.


(Christ/Kállay 1979, S. 86) 


191 
Über den Mausoleumskomplex Schah-i Sinda, den er als „
Totenstadt
“ (ebd.: S. 77) 
umschreibt, berichtet der Reiseautor mittels einer Mischung aus Legende, Geschichte 
und Religion, indem er die Legende vom „
lebenden Schah
“ mit einer Koransure 
verbindet: „
Glaubet nicht, wer im Streit für Allah das Leben gibt, liege tot. Vielmehr, er 
lebet weiter!
“ (Zit. nach: ebd.: S. 78). Das Mausoleum ist für Christ „
wie ein Trost, eine 
Verheißung, wie ein Ausweg vom Tod zum Leben
“ (ebd.: S. 92). Er nimmt rote Farbe, 
die Farbe der Sowjetunion, in ihren verschiedenen Schattierungen als Symbol für den 
Wein, die Zahlenbänder, aber auch für Frauen, die ihren Schleier ins Feuer schickten, 
wozu er metaphorische Vergleiche gebraucht. Rot ist somit ein Symbol für den 
Fortschritt: 

Rot, so kräftig und tief wie der Kern des Granatapfels, rot wie der süße betäubende 
Wein, der aus violetten Trauben gekeltert wird. Flammendrot wie die Zahlenbänder mit 
den Verpflichtungen zur Baumwollernte. Scharlachrot. Wie die Kopftücher an jenem 
fernen Märztag, als die Freudenfeuer auf dem Registan prasselten…


(Ebd.) 
Zum Schluss des Samarkand-Abschnittes zeichnet der Autor mit Hilfe der elliptischen 
Sätze ein Bild von der modernen Stadt, wobei er Rot erneut als Symbol einsetzt: 

Eine Losung unter den Bäumen, mohnrot, zum Lob der usbekischen Sportler. Ein 
Lenin-Denkmal. Verkaufsstände für Mineralwasser, Süßigkeiten. Auf einer Bank sitzt 
ein junger Bursche, das Hemd offen die Beine weit von sich gestreckt, und liest die 
‚Prawda Wostoka‘. Wie er fertig ist, wirft er sie in den Papierkorb neben der Bank. Jede 
Parkbank hat ihren Papierkorb. […] Eine junge Frau schiebt einen Kinderwagen – das 
ist, verglichen mit Urgentsch, ein ungewohnter Anblick. Eine Kirow-Büste, davor liegt 
eine Nelke, tiefrot, blutrot.


(Ebd.: S. 93) 
In diesem Zitat sind typisch sowjetische Lebensmuster und -bilder dargestellt: ein Park 
als moderner Erholungsort, Asphaltwege statt früherer schlechter Straßen, Spielplätze 
für Kinder, eine Losung zum Lob, ein Lenin-Denkmal, die sowjetische Zeitung „Prawda 
Wostoka“ (übersetzt ʻdie Wahrheit des Ostensʼ), Parkbänke mit Papierkörben, eine 
Frau mit Kinderwagen und schließlich Nelken, die sowjetischen Blumen. Der Autor 
gebraucht elliptische Sätze für die Schaffung kurzer prägnanter Bilder. Es ist wichtig 
darauf hinzuweisen, dass er sich in seinem zweiten Buch über Usbekistan (Christ/ 
Kallay 1979) mehr historischer Quellen bedient als im ersten Buch (Christ 1976); es 


192 
sind z. B. nicht mehr nur Aussagen von Vámbéry, sondern auch indirekte Verweise 
auf die Periphrasen von Graf v. d. Pahlen und Moser in seinem Text zu finden (siehe 
Tab. 13).
Die bevorzugten Ausdrucksmittel des Samarkand-Bildes sind neben Periphrasen vor 
allem Hyperbeln, Vergleiche und Epitheta, die ein emotional prägnantes Konstrukt 
schaffen (siehe Tab. 14). Auch Samarkand wird, ebenso wie Taschkent, in zwei Teilen 
beschrieben, wobei die Altstadt von Samarkand meist negativ aufgefasst wird.
Was den Gebrauch der Realienwörter anbetrifft, so fällt es eindeutig ins Auge, dass 
die Transkription in einer Form erfolgt, die sich eher dem Russischen annähert (siehe 
Tab. 15). Das kann dadurch erklärt werden, dass einige Laute usbekischer Sprache 
(vor allem solche wie O‘, Q, G‘) in der deutschen Sprache nicht existieren. Andererseits 
ist davon auszugehen, das dies der Einfluss von russischsprachigen Dolmetschern 
und Begleitern ist, was zur Entstehung der kolonialistischen Wahrnehmungskonstrukte 
einen großen Beitrag leistete.

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