alten Samarkand […], dessen
Geschichte in den Bauten versteinert ist
“ (ebd.), von Tamerlan und den Timuriden, von
den Baudenkmalen. Den Registan beschreibt er mit Hyperbeln: „
Samarkands
berühmtester Platz, […] einer der schönsten in der Welt
“ (ebd.: S. 158-159). Die
Moschee Bibi-Chanim als „
ein majestätisches Bauwerk
“ (ebd.: S. 159) soll der
Tamerlan für seine Lieblingsfrau errichten lassen haben. Christ stellt rhetorische
Fragen, die betonend und einprägsam sind:
„
Ein majestätisches Bauwerk – und wie viele mögen beim Bau zugrunde gegangen
sein? Was hatten die Steinmetzen, die sich hier die Staublunge holten, die
Mosaikleger, die Maurer und Mörtelhucker mit der Lieblingsfrau, mit den
Lieblingsplänen des Emirs zu schaffen?
“
(Ebd.: S. 159)
In seinem zweiten Reisebuch über Usbekistan „Taschkent, Buchara, Samarkand“
(1979) umschreibt Christ Samarkand mit den Beinamen „
Perle der
mohammedanischen Welt
“, „
Rom des Ostens
“, „
Stadt der Heiligen
“, „
Asyl des
189
Friedens und der Gelehrsamkeit
“, „
Glanzpunkt des ganzen Erdballs
“ (Christ/Kállay
1979, S. 69). Er plädiert für die Märchenhaftigkeit der Stadt, „
des einen, einzigen
Samarkand
“ (ebd.):
„
Was über die Beschaffenheit und Geschichte der transoxanischen Stadt nach Europa
drang, klang so fabelhaft, daß es zum Ende aus dem Bereich der wahrhaftigen Welt
aufstieg in den Dunstkreis der Erfindung: ‚Ich bitte Sie, Samarkand ist doch eigentlich
bloß Märchen…‘ So gesagt bei Fontane, vor der Jahrhundertwende.
“
(Christ/Kállay 1979, S. 69)
Diese Märchenhaftigkeit, die Christ im oben angeführten Bespiel bei Cécile von
Theodor Fontane zitiert, malt er gleich im nächsten Absatz „
in den blutigsten Farben
“
(ebd.) aus:
„
Keine zweite Stadt der Erde hat mit so vielen Glanzzeiten so viele Zerschmetterungen
hinter sich gebracht und lebt dennoch fort in der Gegenwart.
“
(Christ/Kállay 1979, S. 69)
Richard Christ bietet klassischerweise einen kurzen geschichtlichen Rückblick, indem
er „
wie der Gott Janus nach vorn und zurück
“ (ebd.: S. 69) schaut und über die Zeit
Tamerlans und der Timuriden erzählt, über „
die Zeit von Tamerlans Weltreich, als
Samarkand zur Hauptstadt des Erdballs herausgeputzt werden sollte, der Fürst der
Welt höchstselbst brachte den Ehrgeiz mit, sich solch kunstvolle Stadt zu leisten
“
(ebd.: S. 69). Er schaut aus seinem Hotelzimmer und bewundert Samarkands blaue
Kuppeln:
„
Eine Kuppel, wie sie im Orient kein zweites Mal gebaut wurde, schwebt türkis im Blau
des Himmels. Und über die Stadt hin mehr der Kuppeln, Portale, schlanken Türme.
Märchenstadt, gespiegelt in unterschiedlich heißen Luftschichten, aufgestiegen aus
der Gruft der Epochen als Fata Morgana?
“
(Christ/Kállay 1979, S. 70)
Die Beschreibung der Bauwerke Samarkands erfolgt bei Christ nach der Chronologie
ihrer Entstehung. Das erste Baudenkmal, das Christ in seinem usbekistanbezogenen
Buch beschreibt, ist das Gur-Emir-Mausoleum. Auch hier staunt er über die blaue
rippenförmige Kuppel des Timuriden-Mausoleums:
190
„
Die Rippen auf der Gur-Emir-Kuppel, vierundsechzig, beiläufig, durch Farbe und
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