schätzen wie, was wir haben.“ (L7_Ö_2.6 #00:31:35#)
Ein sehr ehrliches Bekenntnis stammt von einer Lehrerin der Wiener Schule. Sie fühlt sich für manche
der an sie gestellten Anforderungen nicht entsprechend ausgebildet. Für viele Bereiche würde es eine/n
Sozialarbeiter/in oder Schulpsychologe/in brauchen. Dieses Argument wird von einer Schweizer Kollegin
bekräftigt, die selbst aufgrund dieser fehlenden Kompetenzen eine Zusatzausbildung zur
Familientherapeutin gemacht hat.
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FAKTOR: QUALIFIKATION
L3: „Ich fühle mich auch oft nicht qualifiziert dafür bestimmte Probleme zu lösen. Ich denke
mir wirklich oft ah, nein weiß ich nicht, keine Ahnung. Und vielleicht ist man dann erfahrener
auch mit den Jahren oder wenn man selber Kinder hat und so weiter. Aber ich kann mich an
mein Unterrichtspraktikum erinnern. Da hat eine Mutter zu mir gesagt: na, was würden sie
denn machen? Und ich habe mir nur gedacht, ich bin 26 und die Tochter ist 16, also das ist
so absurd. Also oder: wissen sie, was ich tun soll in punkto Erziehung. Natürlich kann man
vielleicht ein, zwei Tipps geben, ist eh klar, ja. Aber oft […] geht es auch auf eine Ebene, wo
ich mir denke: Nein, das sollen bitte kompetente Leute machen.“ (L3_Ö_2.3 #00:20:47#)
L5: „Ja, dass man merkt, wer bin ich, was sind meine Projektionen, was bin ich geneigt dem
Anderen überzustülpen. Das finde ich extrem wichtig. Damit ich mich abgrenzen kann. So
dass ich nicht in Verhaltensmuster verwickelt werden kann, die hier vorherrschen. Wir haben
sehr anspruchsvolle Lernpartner, dass ein normales Elterngespräch nicht funktioniert. Sie sind
plötzlich in einer Familientherapie, wobei nur ein Gespräch über Berufswahl oder schulische
Leistungen geplant war.“ (L5_CH_2.1 #00:19:31#)
Es gibt zwar im Fall der SBW Häuser des Lernens eine Schulsozialarbeiterin, die jedoch nur für 25%
angestellt ist, wobei der Bedarf aber viel größer wäre. Diese Argumentation zeigt, dass Lehrer/innen aufgrund
des Defizits in der Ausbildung auf subjektive Theorien und ihre Erfahrungswerte zurückgreifen müssen.
Diese werden zum Teil von den Lehrer/innen nicht nur nicht negativ, sondern sogar als tatsächliche Stütze
wahrgenommen.
FAKTOR: SELBSTERFAHRUNG
L2: „Und natürlich durch Selbsterfahrung, das muss ich auch ganz deutlich sagen. Ich bin
Mutter einer 11jährigen Tochter. Und bin Klassenvorstand in einer ersten Klasse, das heißt,
die sind im selben Alter wie meine Tochter. Und es hat mir selten jemand so viel beigebracht,
was Pädagogik und Umgang angeht als meine Tochter selbst, die kann das sehr gut, die leitet
mich auf einen anderen Weg.“ (L2_Ö_2.6 #00:22:57#)
Wie bereits erwähnt, ist für die Lehrer/innen die Reflexion zur eigenen Person und über seine/ihre
Handlungen von großer Bedeutung. REICH (2008) betont in seinen Anforderungen des didaktischen
Menschenbilds (Textfeld 21), dass eine ständige Weiterentwicklung und die forschende, neugierige
Einstellung eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung konstruktivistischer Didaktik sind. Damit
verbunden ist auch eine stetige Überwindung der subjektiven Theorien. Dieses wichtige Prinzip fordern
auch einige der befragten Lehrer/innen in der Schweiz und in Österreich ein.
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FAKTOR: SELBSTREFLEXION
L5: „Das setzt auch voraus, dass jede Lehrperson eine Psychotherapie, Selbstarbeit eigentlich
machen müsste, bevor er auf die Jugendlichen losgelassen wird. Und ich denke die Selbstarbeit,
in welcher Form auch immer, finde ich absolut wichtig.“ (L5_CH_2.1 #00:19:31#)
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