Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

 

Vergeblich hielt ich ihm vor Augen, daß im Jahre 1922, also vor zwei Jahren, Colin 
Ross, von Baku kommend, ganz Turkestan durchfahren habe. Das stimme zwar, 
meinte der Konsul, er selbst habe mit Herrn Ross gesprochen, doch habe dieser eine 
besondere Erlaubnis von Moskau gehabt und außerdem die zentralasiatische 
Bahnlinie keinen Schritt verlassen dürfen. Ein Tschekabeamter sei ständig hinter Herrn 
Ross hergewesen, mit dem Auftrag, ihn sofort zu verhaften, falls er seinen Weg abseits 
der Bahnlinie nehmen sollte.

 
(Krist 1937, S. 16) 
Dieses Zitat erklärt auch, aus welchem Grund Ross immer nur mit dem Zug reiste, 
auch nach Buchara. Er fuhr mit der Bahn durch die Wüste, hielt sich in der Oase Merw 
auf, beobachtete die turkmenischen Frauen, bewunderte ihre Kleidung, wollte sie 
sogar filmen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang (vgl. Ross 1924, S. 244-246).
Der eigentliche Buchara-Teil beginnt mit dem schönen, wenn auch nicht unbedingt 
originellen Periphrasen-Titel: „
Ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Buchara
“ (ebd.: 
S. 260)
.
Ross versucht, diese Periphrase zu erklären, und vergleicht Buchara mit 
Bagdad (vgl. ebd.). Die nächste Stadt Turkestans, die er besichtigte, war Samarkand. 
Ross war überwältigt von der Timuriden-Architektur: Er ließ „
[s]eine Augen sich satt 
trinken an dem Bild, was sich ihnen bietet
“ (ebd.: S. 267). Die Moscheen und Minarette 
empfand er wie „
die blauen Wunder
“ (ebd.).
Anders beginnt der nächste Abschnitt, verfasst in Taschkent, betitelt als „
Das 
zentralasiatische Nationalitätenproblem
“ mit dem Gerücht über den Tod Enver-
Paschas. Ross schildert hier seine politischen Überlegungen unter anderem zum 
Machtwechsel in Zentralasien und zu religiösen Konflikten zwischen Sunniten und 
Schiiten. Er schlussfolgert die mögliche Entstehung einer nationalen Bewegung in 
Zentralasien und vergleicht es mit der Lage in Indien 
(vgl. ebd.: S. 276).
Im Abschnitt „
Turkestanische Wirtschaftsfragen
“ behandelt er die neue politische 
Situation in der Turkestanischen Republik, die vorteilhaften Veränderungen, die durch 
die Machtübernahme der Sowjets hervorgerufen wurden, wie z. B. die Restaurierung 
der Baudenkmäler in Samarkand, die Beseitigung der Unruhen im Land usw. Auch 


96 
von den Ausbeutungsmöglichkeiten Turkestans ist die Rede. Ross beschreibt, welche 
Bodenschätze Turkestan hat, wie sich die Baumwollindustrie wiederbeleben lässt und 
die wirtschaftliche Lage und das Unternehmertum im Land sich stabilisieren lassen 
(vgl. ebd.: S. 276-282). Von Taschkent fuhr er mit dem Zug nach Russland. 
Seine weiteren Reisen wurden in die andere Welt, nach Afrika (1926), China (1928) 
und Indien (1928), unternommen. Über die Reise nach Afrika verfasste er zwei Bücher 
– „Die erwachende Sphinx. Durch Afrika vom Kap nach Kairo“ (1927) und „Mit Kamera, 
Kind und Kegel durch Afrika“ (1928) (vgl. Baumunk 1999, S. 64). 
Zu den erfolgreichsten Reisebüchern von Ross zählt das Buch „Die Welt auf der 
Waage“ (1929), das insgesamt 37 Auflagen hatte. Ross gehört somit neben Kisch zu 
den bekanntesten Reisereportern seiner Zeit. Als Pendant zum „rasenden Reporter“ 
Kisch bekam er den Beinamen „fliegender Reporter“.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1931 hatte Ross einen neuen Reiseplan: 
Diesmal wollte er Europa neu entdecken. So fuhr er im Sommer 1931 in die Schweiz, 
nach Frankreich, Spanien und Großbritannien. Im Herbst 1932 erschien sein Buch 
„Der Wille der Welt“ (vgl. Baumunk 1999, S. 76). 
Durch die Machtübernahme Hitlers änderten sich Ross’ Vorhaben. Seine Reise nach 
Nordamerika, für die er bereits einige Vorbereitungen durch das Auswärtige Amt 
getroffen hatte, wurde verschoben. Colin Ross sorgte sich um die Sicherheit seiner 
Familie, denn er hatte außer seiner revolutionären Vergangenheit, wenn auch indirekt, 
jüdische Wurzeln, wie Egon Erwin Kisch oder Sven Hedin. Zudem war sein Bruder 
Fritz Ross mit einer Jüdin verheiratet und der Verlag Ullstein gehörte einer jüdischen 
Familie. Ross kontaktierte General Haushofer, mit dem er durch seine journalistische 
Tätigkeit bekannt war – er hatte Beiträge für seine Zeitschrift geschrieben. Dieser 
pflegte eine freundschaftliche Beziehung zu Rudolf Hess, dem Stellvertreter von Adolf 
Hitler, seinem früheren Studenten. Nach dem Treffen zwischen den beiden im Mai 
1933, wo Ross Haushofer um eine Auskunft bezüglich seiner störenden revolutionären 
Vergangenheit bat, entstand eine langjährige Freundschaft zwischen Ross und 
Haushofer. Auch Fritz Ross und seine jüdische Frau konnten in Österreich unter dem 
Schutz von Familie Haushofer bis zum Kriegsende ungestört leben (vgl. ebd.: S. 81-
82). 
Später in München, mit der Protektion von Baldur von Schirach und seiner Frau 
Henriette, machte er Bekanntschaft mit Hitler. Er unternahm keine größeren Reisen 
mehr, sondern wurde von einem Weltreisenden zum Geheimagenten von Hitler bzw. 
Hess, denn nun erhielt er gezielte Erkundungsaufträge von der Partei. 1936 bereiste 


97 
er die britischen Inseln, Rom, Genua, Palma de Mallorca, Madrid und schrieb Berichte, 
sowohl an Rudolf Hess als auch für deutsche Zeitungen
33
. Seine erneute Reise in die 
USA, nach Chicago und Washington, wo er sich vor allem mit Nazi-Propaganda 
beschäftigte, brachte ihm keinen Erfolg. Unter dem Verdacht, dass er ein Geheimagent 
von Hitler sei, wurde er ständig von FBI-Agenten überwacht (vgl. Baumunk 1999, S. 
102-111).
Ende April 1944 erlebte München einen schweren Luftangriff und auch das Ehepaar 
Ross musste fliehen. Sie siedelten nach Urwald am Walchensee um, wo der Bruder 
von Henriette von Schirach ein Haus hatte. Fast genau ein Jahr danach, am 29. April 
1945, beging Ross dort Selbstmord. Zuerst schoss er seiner Frau ins Herz, dann sich 
selbst ins Genick (vgl. ebd.: S. 134-135). 
33
Auch seine weitere Tätigkeit im „Amerika-Komitee“ bei Hitler, die Mitgliedschaft in der NSDAP und die letzten Reisen nach 
Paris, Lyon und später nach Casablanca stehen selbstverständlich im Zeichen des Nationalsozialismus. 1943 erscheint sein 
letztes Reisebuch „Umkämpftes Afrika. Kriegsreise durch Marokko, Algerien und Tunesien“ in Leipzig. Doch fast die gesamte 
Auflage wurde in einem Bombenangriff auf Leipzig zerstört (vgl. Baumunk 1999,: S.120-122). 


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