Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum

der viel körniger [ist] als der indische
“ (ebd.: S. 48). 
Graf von der Pahlen thematisiert gerechterweise auch das für Zentralasien ewig 
aktuelle Wasserproblem und die künstliche Bewässerung („
Denn ohne künstliche 
Bewässerung wächst dort kein Baum
“ (ebd.)), welche von korrupten russischen 
Verwaltungsbeamten gesteuert wurde, die sich und die eigene Familie z. B. vom 
Bucharer Emir beschenken ließen, damit Buchara mehr Wasser und damit eine 
bessere Ernte bekam als andere Provinzen (ebd.: S. 51-53). Dabei ist anzumerken, 
dass er die Schuld der Bevölkerung von Turkestan zuweist und nicht dem korrupten 
russischen Beamten, in diesem Fall dem Oberingenieur: 
„
Als ich dort war, bezog ein Oberingenieur vom Staat ein Jahresgehalt von 4000 
Rubeln, das sind rund 8000 Mark, bei freier Dienstwohnung. Man kann sich ausmalen, 
welchen Versuchungen ein solcher Mann, besonders im Orient, ausgesetzt ist, wo die 
Bevölkerung daran gewöhnt ist nichts ohne Bestechung zu erreichen. Als der Chef des 
Bewässerungswesens in Samarkand sich mir vorstellte, fiel mir auf, daß seine Brust 
von bucharischen Orden strotzte, die alle mit Diamanten besetzt waren. Er trug ein 
Vermögen an sich. Als ich ihm mein Erstaunen darüber äußerte, antwortete er: ‚Da 
müßten Sie erst den Schmuck der Gemahlin des Oberingenieurs sehen, alles 
Geschenke des Emirs von Buchara. Sie dürfen nicht vergessen, daß es von dem 
Oberingenieur abhängt, ob die Ernte in Buchara gut oder schlecht ausfällt.‘ Dabei gilt 
dieser Oberingenieur als relativ ehrlich, weil er sich keine Erpressungen zuschulden 
kommen ließ. Aber den Diamantenorden des Emirs zu widerstehen, war wohl doch zu 
viel verlangt. So kam es, daß des Emirs Land immer mehr Wasser erhielt, als er von 
Rechts wegen zu beanspruchen hatte. Infolgedessen mußte die Provinz Samarkand 
zu kurz kommen. Nicht nur der Gouverneur trug diamantblitzende Orden aus Buchara, 
sondern auch all seine Untergebenen in der Verwaltung. Dieser Ordenssegen 
veranlaßte die Beamten, ein oder mehrere Augen zuzudrücken.
“

(v. d. Pahlen 1969 [1964], S. 52-53)
Trotz dieser Zustände scheint es ihm, dass die Stadt „
immer noch genügend Wasser
“ 
(ebd.: S. 53) hat. Er zeichnet ein schönes Bild von der Stadt: 
„
Denn herrlich waren die schattigen Gärten der Stadt, üppig gediehen Baumwolle, 
Reisähren, Hirserispen und die saftige Luzerne. Die Menschen sahen zufrieden und 
wohlgenährt aus, der Luxus an Seidenkaftanen war augenfällig, besonders im 
Vergleich zu dem ärmlichen Aussehen und der zerlumpten Kleidung der Leute in 
Buchara.
“

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(Ebd.)
Er schildert orientalische, zum Teil zu Ruinen verfallene Wasserleitungen, bezeichnet 
sie aufgrund der äußeren Ähnlichkeit mit römischen Aquädukten ebenfalls als 
Aquädukte und umschreibt sie als „
die Lebensadern von Samarkand
“ (ebd.: S. 54). 
Von der Pahlen verwendet häufig Fremdwörter, sie verleihen seinem Text einen 
gewissen Grad an Originalität. Mitunter beinhalten sie auch okkasionelle oder 
bewertende Epitheta, z. B. „
die ganz unterwürfige Beamtenmenagerie
“ (ebd.), oder 
„
die Chaussee[…] in vorzüglicher Verfassung
“ (ebd.). 
Da Konstantin von der Pahlen überall in Turkestan ein hoher Gast war, wurde er als 
„
Gesandte[r] des Ak-Padischah, des Weißen Zaren, und sogar als Jarym-Padischah 
[halber Zar]
“ (ebd.) auch in Samarkand entsprechend würdevoll empfangen. Auf dem 
Weg ins Zentrum von Samarkand, zum „