22)Wolfau, Bezirk Oberwart, Burgenland -
Bürgermeister: Walter Pfeiffer
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EinwohnerInnen: 1.354, Flüchtlinge: 74
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Website der Gemeinde http://www.wolfau.at/
Aufregung mit fundierter Information begegnet
In Wolfau sind seit November 2014 in einer ehemaligen Pension wieder 62 Flüchtlinge – ausschließlich Männer – untergebracht. Obwohl in dieser Pension bereits in der Polen- und Jugoslawien-Krise und auch vor ca. zehn Jahren Flüchtlinge einquartiert worden waren, war die Aufregung in der Gemeinde zunächst sehr groß.
Der Bürgermeister hat daher noch im November 2014 zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, bei der alle „Beteiligten“ (Betreiber der Pension, Leiter des Flüchtlingsreferats des Landes, Caritas, Diakonie, Polizei) anwesend waren. Sie referierten über ihre Bereiche und standen für Fragen zur Verfügung. In ruhiger und sachlicher Atmosphäre konnten alle relevanten Informationen an über 200 WolfauerInnen weitergegeben werden. Durch die Weitergabe aller wichtigen Informationen und die Präsentation der verschiedenen Ansprechpersonen konnten Ängste und Bedenken ausgeräumt werden. Der Bürgermeister hat die Namen und Telefonnummern aller beteiligten Personen auch auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht.
Deutschkurse durch Ehrenamtliche und Verkehrsunterricht in Zusammenarbeit mit der Polizei
Danach hat sich rasch eine Gruppe von WolfauerInnen zusammen gefunden, die sich der Flüchtlinge mit dem Ziel „angenommen“ hat, das Zusammenleben zwischen ihnen und der Ortsbevölkerung so problemlos wie möglich zu gestalten.
Im Frühjahr 2015 wurden dann in einem Privatquartier weitere 12 Flüchtlinge untergebracht. Von den HelferInnen wurden in der Zwischenzeit Deutschkurse mit ehrenamtlichen „LehrerInnen“ organisiert, wobei die Flüchtlinge je nach Lernfortschritt in vier Gruppen eingeteilt wurden. An drei Nachmittagen gab es in Zusammenarbeit mit der Polizei „Verkehrsunterricht“ für die Flüchtlinge, da sie mit ihren Fahrrädern beinahe Unfälle verursacht hatten. Ihre Fahrräder wurden auch mit Lampen ausgestattet.
Kennenlernen bei Spiel und Sport
Zur Verbesserung der Kommunikation in der Pension wurde mit den Flüchtlingen intern ein „Abenteuernachtmittag“ organisiert, bei dem sie gemeinsam verschiedene Aufgaben erledigen mussten. Den Abschluss bildete ein gemeinsam zubereitetes Essen am Grillplatz.
Im Herbst gab es ein Kleinfeld-Fußballturnier („3-Kontinente-Cup“) mit gemischten Mannschaften. Jede der acht Mannschaften setzte sich aus Spielern aus Afrika, Asien und Europa (Wolfau) zusammen. Das Essen für diese Veranstaltung wurde von den Flüchtlingen zubereitet.
Einbindung der Flüchtlinge in das Vereinsleben
Für das heurige Jahr sind „Vereinsnachmittage“ geplant, bei denen die Flüchtlinge an verschiedenen Tagen zu den Wolfauer Vereinen (Eisschützenverein, Tennisverein, Musikverein, Feuerwehr, Reitverein, Teichfischer, …) eingeladen werden. Es wird sich dabei der jeweilige Verein präsentieren. Die Flüchtlinge können die jeweilige Sportart bzw. Aktivität selbst ausprobieren. Dabei sollen soziale Kontakte geknüpft werden.
In Wolfau gab es bisher keine Zwischenfälle mit den Flüchtlingen.
Erfolgsfaktoren -
Offen auf die Flüchtlinge zugehen und ihnen signalisieren, dass man ihnen helfen will und für sie da ist
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Gegenüber der Ortsbevölkerung mögliche Probleme offen ansprechen
Bewährte Vorgehensweisen -
Deutschkurse mit ehrenamtlichen „LehrerInnen“ in vier Gruppen
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Verkehrsunterricht für sicheres Fahrradfahren
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Fußballturnier („3-Kontinente-Cup“) mit gemischten Mannschaften
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Kennenlernen der Vereine und ihrer Aktivitäten
Stand: März 2016
23)Zeiselmauer-Wolfpassing, Bezirk Tulln, NÖ -
Bürgermeister: Eduard Roch
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EinwohnerInnen: 2.224; Flüchtlinge: 22
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Website der Gemeinde http://www.zeiselmauer-wolfpassing.at
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Website über die Flüchtlingshilfe http://zeiwo.hilft.at
ZeiWo.hilft und erzählt wie
ZeiWo.hilft ist eine ehrenamtliche Vernetzungsplattform für die Flüchtlingshilfe. Sie zeichnet sich durch eine klare Organisationsstruktur und rege Beteiligung der Bevölkerung aus. Beim Vernetzungstreffen in Wieselburg hat Bürgermeister Roch die Entstehungsgeschichte der Flüchtlingshilfe vorgestellt. Alles begann im Juni 2015 mit der Initiative einiger Gemeindebewohner, zwei Flüchtlingsfamilien bei sich aufzunehmen. Gleichzeitig erkennen mehrere Bürger, dass ein leerstehendes Gebäude als Flüchtlingsunterkunft adaptiert werden kann. Der Bürgermeister greift die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung auf, und was danach kam, ist folgerichtiges, partizipatives Management. Eine Gemeinderatssitzung wurde einberufen. Mit einem einstimmigen Beschluss wurde die Entscheidung getroffen, die gefundene Unterkunft fertigzustellen und dem Roten Kreuz zu vermieten. Danach ist die Akzeptanz der Bevölkerung auf den Prüfstand gekommen: Eine Infoveranstaltung war in Planung. „Je besser das Training, desto besser das Ergebnis“ sagt Bürgermeister Roch in Wieselburg über die Vorbereitung der öffentlichen Diskussion. Das Ergebnis dieses Treffens war, dass sich aus ca. 200 TeilnehmerInnen 80 Personen bereit erklärt haben, an der Flüchtlingshilfe mitzuwirken! Im nächsten Schritt war die Gemeinde gefordert, die angebotene Hilfe sinnvoll einzusetzen. Der ehrenamtliche Koordinator handelt überparteilich, nimmt mit allen relevanten Gruppen Kontakt auf (z.B. Pfarre, Volksschule, Elternverein, Pfadfinder, Freiwillige Feuerwehr). Bei der Konstituierung dieses sogenannten Leitungskreises wird die Flüchtlingshilfe „ZeiWo.hilft“ gegründet. Neben einem Gremium, das auch für die Verwaltung der Spenden verantwortlich ist, gibt es fünf Helferkreise: „Alltag“, „Freizeit“, „Sprache-Schule“, „Integration“ und „Begleitung zu Arzt/Behörden“. Die Freiwilligen werden eingeladen, sich gleich beim Treffen im Saal gemäß ihrem Interesse in einen der fünf Helferkreise einzuteilen. Als erster Ansprechpartner für Flüchtlinge und auch für den Koordinator wurde ein Buddy bestimmt. Das Fremdsprachenpotenzial wurde in einer Dolmetscherliste gebündelt. Gleich am nächsten Tag haben die Helferkreise angefangen, hochaktiv an den gesetzten Zielen zu arbeiten. Die Leiter der Helferkreise treffen sich seither alle 4-6 Wochen.
Für mehr Information steht Koordinator Mag. Christoph Wychera zur Verfügung (E-Mail: christoph.wychera@gmx.at; Tel.: 0664 4127310).
Erfolgsfaktoren -
Ressourcen in der Gemeinde erkennen und bündeln
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Treibende Kräfte der Meinungsbildung identifizieren. Zustimmung der Personen mit Reputation gewinnen.
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Als Bürgermeister den Gesamtprozess des Hilfeaufbaus im Auge behalten; operative Aufgaben engagierten Vertretern der Gemeinde anvertrauen.
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Die organisatorischen und sprachlichen Kompetenzen der Bevölkerung erkennen, und die Leute (auch Vereine) zur Zusammenarbeit einladen.
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Eine vielseitige zielgruppen-spezifische und gut überlegte Kommunikation ist für die Akzeptanz entscheidend.
Bewährte Vorgehensweisen -
Lehrstehende umbaufähige Gebäude als zentrales Flüchtlingsheim vorbereiten. Das Rote Kreuz als betreibenden Partner gewinnen.
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BürgermeisterIn. hat die Mandatare ins Boot geholt. Die Unterstützung der Gemeinderäte war die Voraussetzung für weitere Schritte.
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Flüchtlingshilfe als langsam sich etablierender Vorgang mit Stationen wie: Initiative aus der Bevölkerung > Unterstützung des Bürgermeisters > Unterstützung der Gemeinderäte > Infoveranstaltung > Konstituierung als Plattform mit klaren Zielen.
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Ausgehend vom praxisrelevanten Hilfsbedarf wie Unterstützung im Alltag (z.B. Verkehrssicherheit, Besuch beim Arzt, Freizeitgestaltung), wurden Helferkreise mit einem verantwortlichen Koordinator wirkungsvoll organisiert.
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In der Kommunikation wurden folgende Formate verwendet: Infoveranstaltung, Info im Gemeindeblatt, Vier-Augen-Gespräche mit kritischen Stimmen. Essenziell bei einer öffentlichen Diskussion war auch die Auswahl der Podiumssprecher.
Stand: März 2016
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