Offenes handbuch für gemeinden „Auf dem Weg zur integrations- freundlichen Gemeinde“


)Kaltenbach, Bezirk Schwaz, Tirol



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9)Kaltenbach, Bezirk Schwaz, Tirol


  • Bürgermeister: Klaus Gasteiger

  • EinwohnerInnen: 1.271, Flüchtlinge: 6

  • Website der Gemeinde www.kaltenbach.at

  • Website des Vereins „Freundeskreis Flüchtlingsheim Landhaus St. Gertraudi“ www.fluechtling.org

Was tut die Gemeinde?


Da unerwartet die einzige Gemeindewohnung, welche die Gemeinde Kaltenbach vermietet, im September 2015 frei wurde, konnte diese Mitte Oktober 2015 an die Tiroler Soziale Dienste Gmbh vermietet werden. Der Gemeinderat war einstimmig dafür, eine sechsköpfige Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan dort unterzubringen. Die ersten Kontakte mit der Bevölkerung waren unkompliziert und bis jetzt entwickelt sich das Zusammenleben sehr ohne Komplikationen.

Offensiv pro Flüchtlinge, Vereinsgründung


Im Februar 2014 gründeten neun Personen den Verein „Freundeskreis Flüchtlingsheim Landhaus St. Gertraudi“, „um die Begegnung von Flüchtlingen und Tiroler Bevölkerung zu ermöglichen und zu fördern“, so die Website der Initiative. Sie wollten einen Beitrag leisten, um die Haltung der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen positiv zu verändern, Möglichkeiten der Integration zu schaffen und den oftmals negativen Vorurteilen entgegenzuwirken. Der Kaltenbacher Bürgermeister Klaus Gasteiger wurde zum Obmann des Vereins gewählt. Die Gründung des Vereins sei ein bedeutender Schritt im Funktionieren des Miteinanders gewesen, schilderte Gasteiger. Im ehemaligen Gasthaus „Landhaus St. Gertraudi“ in der Gemeinde Reith i. Alpbachtal (KU), Ortsteil St. Gertraudi – am Eingang des Zillertales – sind seit ca. 13 Jahren ca. 60 Flüchtlinge untergebracht. Dieses Gebäude steht im Eigentum des Landes Tirol. Zwei Personen sind für die Betreuung bei der Tiroler Soziale Dienste Gmbh angestellt, der Verein koordiniert unter anderem die freiwilligen Helfer. Ziel ist, Menschen für eine möglichst stabile und langfristige Mitarbeit zu finden.

Die Mitarbeit vieler Menschen und auch die Einbindung ehemaliger „Gegner“ des Heims haben zum Gelingen des Projekts beigetragen, sagte der Obmann.



Die Gründung des Vereins habe vorher bestehende Konflikte entpolitisiert, so Gasteiger. Nun arbeite man gemeinsam an einer Verbesserung der Situation.

Kommunikation über Facebook


Wichtig war natürlich die Kommunikation nach außen. Kurz nach der Gründung wurde bereits die Website www.fluechtling.org erstellt, die Kommunikation mit Interessierten findet u.a. über Facebook statt. Die Vereinsgründung sei ein Türöffner in der Kommunikation zwischen „drinnen“ und „draußen“ gewesen. Der langfristige Erfolg der Initiative zeige sich auch darin, dass ehemalige Bewohner, die nun selbstständig leben, auch weiterhin mit dem Haus und dem Verein in Kontakt bleiben und Flüchtlinge unterstützen. Sie seien dankbar für das, was sie erhielten, und möchten etwas „zurückgeben“, indem sie die neuen Flüchtlinge unterstützen. Ein gelungenes Miteinander ist möglich, betonte Gasteiger. Essenziell sei, die Bevölkerung einzubinden und von der Sache zu überzeugen. Das Haus St. Gertraudi habe schließlich auch gezeigt, dass Christen und Muslime problemlos miteinander leben können.

Erfolgsfaktoren


  • Gemeinde stellt Gemeindewohnung zur Verfügung.

  • Aktive BürgerInnen gründen den Verein „Freundeskreis Flüchtlingsheim Landhaus St. Gertraudi“, der Bürgermeister ist Obmann.

  • Kommunikation nach außen durch www.fluechtling.org und Facebook-Seite

  • Einbindung der Bevölkerung, Überzeugungsarbeit durch Bürgermeister und andere Engagierte

  • Die Mitarbeit vieler Menschen und auch die Einbindung ehemaliger „Gegner“ des Heims haben zum Gelingen des Projekts beigetragen.

Bewährte Vorgehensweisen


  • Verein koordiniert freiwillige Helfer; Ziel des Vereins ist, langfristiges Engagement zu sichern.

  • Klare Verteilung der Aufgaben und der Verantwortung erleichterte die Organisation.

  • Tätigkeitsfelder der Freiwilligen: Lesepatenschaften; Freizeitprogramm – gemeinsame Sportbetätigungen, Kinderbetreuung, gestalterische Tätigkeiten wie Töpfern etc.; Unterstützung im Alltag – Hilfe bei Behördengängen, Übersetzungshilfe, Unterstützung bei Einkäufen

  • Nachbarschaftshilfe – Flüchtlinge helfen bei verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten bei Privatpersonen oder in verschiedenen Betrieben

  • Einmal pro Monat: Abend für Ehrenamtliche – für Austausch, aber auch um Neues zu lernen

  • Durch den Verein spannen die Mitglieder weitere Netzwerke, zu den Serviceclubs und andere Vereine und Organisationen, was u.a. Spenden und weitere UnterstützerInnen bringt.

Stand: März 2016

10)Klosterneuburg, Wien‐Umgebung, Niederösterreich


  • Bürgermeister: Stefan Schmuckenschlager

  • EinwohnerInnen: 33.000; Flüchtlinge: ca. 300

  • Website der Gemeinde: www.klosterneuburg.at

  • www.klosterneuburg‐hilft.at/ Website einer Bürgerinitiative für die Flüchtlinge in Klosterneuburg

Von Hilfsbereitschaft überrascht


Im Herbst 2014 war Traiskirchen wieder einmal überfüllt, es wurden in ganz Österreich Bundesländer und Gemeinden aufgefordert, Quartiere für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. In Klosterneuburg stand seit einiger Zeit die Magdeburgkaserne leer. Die Kaserne war vom Verteidigungsministerium zum Verkauf ausgeschrieben, das Areal will die Gemeinde Klosterneuburg für die Stadterweiterung verwenden. Doch in jenen Herbstmonaten wurde Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager zunehmend mit medialen Anfragen konfrontiert, ob er die Kaserne zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen würde. Schließlich einigten sich Verteidigungsministerium und die Gemeinde, dass die Kaserne als Winterquartier für AsylwerberInnen zur Verfügung stehen würde. Im Dezember 2014 wurde die Aufnahme von Flüchtlingen angekündigt.

Der Bürgermeister kommunizierte offen die Notwendigkeit dieser Entscheidung, die Gemeinde richtete eine eigenständige Koordinationsstelle für Flüchtlingsfragen ein. Die enorme Hilfe, die sofort von der Bevölkerung angeboten wurde, überraschte den Bürgermeister im ersten Moment. Als nächsten Schritt will die Gemeinde Freiwilligen eine Supervision anbieten. Auf allen Ebenen war es stets wichtig, Netzwerke zum Austausch zu fördern, sowohl zwischen AkteurInnen innerhalb der Gemeinde sowie mit Partnerstädten und Gemeinden mit bestehender Erfahrung mit Flüchtlingen.


Erfolgsfaktoren


  • Aktive Unterstützung der Selbstverwaltung der Helferinnen und Helfer

  • Aufbau interner Netzwerke zwischen AkteurInnen

  • Integration von Asylquartiermöglichkeiten in Zukunftsplanung

  • Schnelle, direkte und offene Kommunikation mit der Bevölkerung

  • Wenn die Bevölkerung einen Überblick über den Prozess hat, dann macht sie mit.

  • Austausch mit Gemeinden und Partnerstädten, die viel Erfahrung in der Aufnahme von Flüchtlingen haben

Bewährte Vorgehensweisen


  • Zentrale Anlaufstelle für Flüchtlingsfragen

  • Nutzung bestehenden Wohnraums bzw. leerstehender Gebäude – auch nur vorübergehend

  • Verbreitung von Informationen über bestehende, interne Netzwerke in der Gemeinde

  • Vorsichtiger Umgang mit sozialen Medien: Facebook ist gut für konkrete Informationen über umgesetzte Hilfsaktionen, aber weniger für konstruktiven Meinungsaustausch geeignet

Stand: März 2016

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