Und ich weiß gar nimmermehr, ob ich überhaupt ah im Unterricht ob ich überhaupt nur
mehr einen gescheiten Unterricht, einen Unterricht machen könnte mit Frontalunterricht.“
(L7_Ö_2.3.B #00:35:11#)
5.4.1
Die Selbstwahrnehmung der Lehrer/innen-Rolle
Interessant ist, dass Lehrer/innen im Zuge der Frage, wie sie ihre Rolle definieren, nicht primär über die
Fähigkeiten der eigenen Person gesprochen haben, sondern ihre Rolle über zu erreichende Prinzipien und
Ziele beschreiben. Einige Aspekte (siehe oben) wurden diesbezüglich bereits genannt. Formulierungen wie
„in eine neue Welt einführen“, „Menschen prägen“ oder „Initiator von Denkprozessen“ zeugen davon, dass
sich Lehrer/innen, auch als eine/n entscheidenden Initiator/in für zu erreichende Ziele wahrnehmen.
136
„IN EINE NEUE WELT EINFÜHREN“
L5: „Ich bin jemand, der sie in eine neue Welt einführt, in ein neues Thema, ein neues Fach.
Ich versuche sie zu verwickeln und den Bezug zur Realität herzustellen. Dann bin ich
Begleiterin, sobald sich die Schüler bewegen, kann ich sie begleiten. Das ist allerdings auch der
springende Punkt. Wenn sich jemand nicht bewegen will, dann wird das mit der Begleitung
anspruchsvoll, weil ich ihnen sage, solange sie nur sitzen, kann ich sie nicht begleiten. Da
braucht es eine neue Haltung der Lernpartner, die oft als Konsumenten kommen. Setzen sich
hin und warten. Sie sind es nicht gewohnt, dass sie eigentlich die Lernenden sind und wir nur
die Begleiter. […] Und ich falle dann sehr ungern in die Polizisten / Lehrer- Rolle zurück,
wenn ich sage, jetzt sind sie nicht mehr Lernpartner, sondern Schüler. Dann sage ich, dass sie
etwas tun müssen.“ (L5_CH_2.3 #00:33:10#)
INITIATOR VON DENKPROZESSEN
L7: „Als Initiator von Denkprozessen frage ich sehr oft Warum-Fragen, obwohl ich selber
darüber noch gar nicht nachgedacht habe, was ich dann eigentlich erwarte. Aber ich möchte
einfach irgendwie haben, dass da etwas rauskommt und eventuell umgedacht wird und
probiere das Konträre aus. Ich möchte es nicht haben, dass das als gegeben angesehen wird.
(L7_Ö_2.3 #00:33:35#)
MÄDCHEN FÜR ALLES
L5: „Ja, ich tät ja meinen, dass meine Rolle ist, dass die gescheiter raus gehen aus der Klasse,
als sie reingegangen sind. Also das wäre meine Vorstellung. Aber die Gesellschaft hat ja eine
ganz andere Vorstellung. […] Aber natürlich bin ich ja ein Mädchen für alles, ja. […] dass
ich ihnen so ziemlich sage, wie sie sich benehmen sollen, dass ich ihnen sage, was Fremdwörter
heißen. […] Dass ich ihnen zeige, dass man schön und leserlich schreiben kann, dass man was
anders ausdrücken kann. Dass man Tische halt nicht anschmiert.“ (L5_Ö_2.3 #00:32:17#)
Interessant ist in dem Zitat der Schweizer Lehrerin (oben L5_CH_2.3 #00:33:10#) die exakte
Differenzierung zwischen der Lehrerinnen-Rolle und der Lernbegleiterin. Die klassische Form des
Lehrer/innen-Daseins setzt sie mit der Polizei gleich, also einem Kontrollorgan, das nur in extremen
Ausnahmefällen zum Einsatz kommt. Ansonsten steht sie stark hinter der Beschreibung, eine Begleiterin für
die Jugendlichen zu sein, eine Rolle, die sowohl in den österreichischen als auch den schweizerischen
Stellungnahmen genannt wurde. Ähnlich der konstruktivistischen Lerntheorie wird diese als Coach,
Begleiter/in oder Trainer/in beschrieben.
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FAKTOR: ROLLENVERTEILUNG
L2: „Ich meine dadurch, dass wir hier nicht prüfen, weil es eine externe Matura ist, ist man
viel mehr Begleitperson als an einer anderen Schule. Und die Beziehungen sind viel ehrlicher,
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