Leopold-Franzens-Universität Innsbruck



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Bog'liq
Jugendliche im Risikosport

1.
 
Context / Rahmen 
2.
 
Challenge / Herausforderung 
3.
 
Suffering / Leid 
4.
 
other people / andere Menschen 
5.
Mastery and Skill/ Bewältigung und Eigenkönnen 
6.
Contrasts / Kontrasterfahrung 
7.
being in the present / „Im Moment sein“ 
8.
Compulsion / Druck 
9.
Pleasure / Vergnügen 
Kerr & Mackkenzie (2012) und auch Gardner & Steinberg (2005) kritisierten in der 
Motivforschung von Erwachsenen und auch Jugendlichen, dass in Forschungsstudien 
Teilnehmer diverser Extrem-, Risiko- und Abenteuersportarten oft zu einer homogenen 


25 
Gruppe zusammengefasst werden, um eine statistische Analyse zu ermöglichen. Diese 
Homogenisierung liefert zwar gewisse Erkenntnisse, jedoch werden auch diverse Motivgründe 
übersehen. Barlow, Woodman & Hardy (2013) verglichen daraufhin die Motivgründe aus zwei 
verschiedenen Risikosportarten, dem Fallschirmspringen und dem Bergsteigen. Diese 
Ergebnisse zeigten, dass bei den Fallschirmspringern das Motiv Sensation Seeking sehr stark 
zu beobachten war und bei den Bergsteigern mehr die Motive Selbstbestimmung und 
Emotionsregulation wichtig waren. Daraus folgerte man, dass Risikosportler mehr 
sportartspezifisch betrachtet werden sollen, um an neue Erkenntnisse zu kommen. Im Bereich 
der neueren Forschung lässt sich zusammenfassen, dass ein eindeutiges Persönlichkeitsprofil 
bei unterschiedlichen Risikosportlern nicht nachzuweisen ist (Brymer & Schweitzer, 2013; Kerr 
& Mackenzie, 2012).
In Bezug auf das 1996 von Rheinberg aufgestellte Anreiztrias lieferten Stops und Gröpel (2016) 
Einblicke anhand einer qualitativen Untersuchung speziell mit professionellen Freeridern. Für 
die befragten Athleten stellten das Kompetenzerleben und die erregende 
Bedrohungswahrnehmung die stärksten Anreize dar. Als bedeutende Motive wurden öfters 
das Ausüben ungewöhnlicher Bewegungszustände, das Erleben von Rotation und 
Schnelligkeit, Naturerleben und die Freiheit genannt. Geschwächt werden können diese 
Anreize nach Stöps & Gröpel (2016) durch erhöhte Verletzungsgefahr 
oder Druck aufgrund 
von Ergebnis und Platzierung.
Brymer und Schweitzer (2013) analysierten additional zu den bisherigen Motiven noch speziell 
das Freiheitsgefühl als eigenes Feld. Insgesamt konnten sechs Arten des Freiheitsgefühls von 
Risikosportlern festgestellt werden: Freiheit von Zwängen, Freiheit in der Bewegung, Freiheit 
als Loslassen in der Notwendigkeit der Selbstkontrolle, Freiheit als Befreiung von Angst, 
Freiheit in der Unbefangenheit und schließlich Freiheit in der Wahl und der eigenen 
Verantwortung. 
Neben Stops und Gröpel analysierte auch Frühauf et al. (2017) mit einem qualitativen Ansatz 
die Motive von Freeridern. Auch hier konnte gezeigt werden, dass das bewusste Suchen von 
Gefahren kein Motiv für die Sportausübung ist, sondern dass eine Minimierung der Risiken 
durch Erfahrung und Vorbereitung angestrebt wird. Zudem bringt der Freeridesport auch 
einige positive Aspekte und Herausforderungen für die Athleten mit sich.


26 
Einblicke bezüglich Risikoeinschätzung und risikoverhalten im Extremsport liefert unter 
anderen die Studie von Raue et al (2017). So verändert sich die Risikoeinschätzung bei 
sportlicher Aktivität, was zu einem Anstieg von riskanten Verhaltensweisen führen kann. 
Durch Bewegung werden Neurotransmitter ausgeschüttet, welche für ein angenehmes Gefühl 
sorgen und so die Risikowahrnehmung beeinflussen. Den Grad der Auswirkung von Bewegung 
auf Risikowahrnehmung war jedoch abhängig von der Erfahrung der Getesteten. So 
veränderte sich die Risikoeinschätzung bei den Teilnehmern mit mehr Erfahrung über den 
gemessenen Zeitraum nicht. Da anhand dieser Studie vor allem unerfahrene Sportler in Gefahr 
sind, höheren Risiken ausgesetzt zu sein, legen Raue et al. (2017) nahe, dass mit einfachen 
objektiven Hilfsmittel, wie Lawinenskalen und Winkelmesser, interveniert werden kann. 
Zudem sind Raue et al. (2017) der Meinung, dass Risikoeinschätzung nicht nur von 
Persönlichkeitsmerkmalen, wie dem Sensation Seeking abhängig ist, sondern auch von dem 
jeweiligen Zustand des Subjekts, beeinflusst durch Erfahrung, Emotionen und dem Kontext, in 
welchem sich die Situation abspielt.
Entscheidungen im Risikokontext sind ein komplexer Prozess, abhängig von Faktoren wie 
Erfahrung, Fähigkeiten und individuellen menschlichen Faktoren (Pector et al. 2013). Die 
Ergebnisse der Studie von Haegelie (2010) legen nahe, dass die verschiedenen Zielgruppen 
(Professionelle und Amateure) signifikante Unterschiede in ihrer Beurteilungskapazität von 
Risiko aufweisen. Zudem legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass Amateure im freien 
Gelände, im Vergleich zu Bergführern, signifikant weniger komplexe Entscheidungen treffen 
und Sicherheitsfaktoren teilweise außer Acht lassen.
Da Wintersportler meistens in Gruppen unterwegs sind, untersuchten Zweifel & Haegeli 
(2014) das Risikoverhalten speziell im Hinblick auf die Auswirkung von Gruppendynamiken 
und deren komplexen Entscheidungsfindungen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bildung von 
Gruppen positive Auswirkungen auf das Risikoverhalten der Wintersportler hatte. So wurde 
die Gruppengröße stets beachtet und das Mitführen von Personen, die als riskant und 
unberechenbaren angesehen wurden, wurde vermieden. Gleichzeitig wird betont, dass vor 
allem sich gerade bildende Gruppen oder Gruppen, die von dritten gebildet werden, erhöhten 
Risiken ausgesetzt sein können. Bei diesen zwei Beispielen können sich durch fehlende 
Strukturen negative Gruppendynamiken entwickeln. 


27 
4.
Jugendliche und Risikosport 
a.
Die Lebensphase Jugend 
Eine einheitliche Definition des Begriffs 
Jugend gib es weder in der Alltags- noch in der 
Fachsprache. Aus Entwicklungspsychologischer Sicht, befindet sich das Kind ab dem 12. 
Lebensjahr in der Entwicklungsstufe, beziehungsweise in der Entwicklungsphase, die als 
Jugend oder Adoleszenz bezeichnet wird (Oerter & Dreher, 2002). Diese Phase ist nach Erikson 
(1966) durch die psychosoziale Krise „Identität vs. Identitätsdiffusion“ (Phase V) geprägt. In 
der Soziologie definiert man Jugend nach folgenden Elementen (Schäfers, 2001):

Altersspanne im Lebenszyklus von jedem Individuum. Diese beginnt mit dem Einsetzen 
der Pubertät um das 13. Lebensjahr. Der Jugend als Altersphase geht die Kindheit 
voraus und es folgt das Erwachsenenalter. 

Altersgruppe von circa 13- bis 25-Jährigen mit typischen Verhaltensweisen und 
Einstellungen für diese Lebensphase. Die 13- bis 18-Jährigen (pubertäre Phase) stellen 
hierbei die eigentlichen Jugendlichen dar; für die 18-25-Jährigen ist der Begriff Post-
Adoleszenz gebräuchlich. 

Biologisch mitbestimmte, aber sozial und kulturell „überformte“ Lebensphase, in der 
das Subjekt die Voraussetzungen für ein selbstständiges Handeln in allen 
Gesellschaftsbereichen erwirbt.

Subkultur; eine gesellschaftliche Teilkultur.
Die Adoleszenz erstreckt sich über ca. zehn Jahre und weist quantitativ, sowie qualitativ sehr 
heterogene Entwicklungsprozesse auf. Steinberg (1993) unterteilt hier drei Phasen: 

frühe Adoleszenz zwischen 11 und 14 Jahre
n


mittlere Adoleszenz zwischen 15 und 17 Jahre
n
und 

später Adoleszenz zwischen 18 und 21 Jahren. 


28 
Die Abgrenzung zwischen Jugend und dem Erwachsenenalter erfolgt nicht über das Alter, 
sondern über Funktionsbereiche (Einstieg in das Arbeitsleben), Rollenübergänge und Kriterien 
sozialer Riefe. Durch die Verlängerung der Bildungszeit und den späteren Einstieg in das 
Berufsleben ergibt sich eine Ausdehnung der Jugendphase, die sich bis zum 30. Lebensjahr 
erstrecken kann. Diese Verlängerung der Jugendphase ist für die heutige Jugend 
kennzeichnend (Raithel, 2011). Der Eintritt ins Jugendalter wird zumeist mit der beginnenden 
Geschlechtsreife definiert, aber eine genaue Festlegung der Zeitspanne der Jugendphase ist 
nur begrenzt möglich. Die traditionelle Beendigung des Jugendalters, mit der Aufnahme eines 
Berufs und den damit einhergehenden Ablösungsprozessen aus der elterlichen Abhängigkeit 
und damit die Übernahme neuer Pflichten und Verantwortungen, hat sich weitgehend 
aufgelöst.
Die Ziele dieser Lebensphase sind hingegen deutlicher ersichtlich. Nämlich mit der Ausbildung 
der Ich-Identität, beziehungsweise der Individuation (Ortner & Dreher, 2002; Hurrelmann, 
1986; Erikson 1966). In der Sozialisationstheorie geht die Ausbildung von Identität mit dem 
Erwerb von Handlungskompetenz einher. Handlungskompetenz meint die Fähigkeit, mit den 
Anforderungen der Umwelt produktiv umgehen zu können und gleichzeitig die eigenen 
Motive, Interessen und Bedürfnisse einbringen zu können. 
Die heutige Jugendphase wird zunehmend individueller und neue jugendliche Verlaufsmuster 
und Lebensstile lösen bisherige chronologische Übergangsereignisse und Verlaufsmuster ab 
(Kohli, 1998). Die Effekte der Modernisierung werden im jugendsoziologischen Kontext 
ambivalent bewertet. Einerseits wird die Individualisierung 
als positiv angesehen, da sie 
einzigartige, chanceneröffnende Perspektiven mit sich bringen kann. Andererseits wird dieser 
Prozess aufgrund von Vereinzelung, Entfremdungstendenzen und Selbstkontrollzwängen als 
problematisch betrachtet. Diese gesellschaftliche Individualisierung und Differenzierung kann 
also weder eindeutig positiv noch negativ gesehen werden, da der Umgang mit den 
erweiterten Möglichkeiten und dem größeren Handlungsspielraum von den Eigenschaften, 
Fähigkeiten und auch den Umweltbedingungen abhängig ist (Raithel, 2011). Nach Hurrelmann 
(1994, S.288) „hat sich die Jugendphase in den heutigen Industriegesellschaften in 
historischen Perspektive tiefgreifend geändert.“ 


29 
Durch 
die Ablösung von Traditionen und alten Klischees besteht für jedes Individuum die 
Chance, einen eigenen Lebensstil aufzubauen. Gleichzeitig hat dies auch einen gesteigerten 
Erwartungs- und Originalitätsdruck zur Folge (Engel & Hurrelmann, 1993). 
Durch den Verlust von kollektiver Stabilität, Traditionen und Verbindlichkeiten ist die 
Identitätsfindung von der Rollenidentität zur Ich-Identifikation zunehmend gefährdet. Diese 
Verluste können Identitäts- und Integrationskrisen zur Folge haben und schmälern so die 
Chancen auf autonome Handlungsfähigkeiten und eine eigenständige Ich-Identität (Oerter & 
Dreher, 2002). 
Die Sicherung der Lebensqualität und vor allem die Befriedigung von Bedürfnissen erfolgt 
immer stärker durch die Orientierung an Freizeitbeschäftigungen. Die jugendliche 
Lebensphase ist heute eine mit viel frei einteilbarer Zeit. Das bedeutet jedoch nicht gleichzeitig 
Freisein. Oft kommt es einerseits zu Langeweile, ausgelöst durch Vereinsamung oder auf der 
anderen Seite zu einer Gefährdung durch Stress und Überangebot (Opaschowski, 1994). 
Vereinsamung meint hier, Kontaktarmut und den Zwang zur Freizeit mit mangelndem 
Selbstvertrauen.
Da die Langeweile zum Problem der modernen Gesellschaft geworden ist, wird diese heute 
als verlorene Lebenszeit bewertet. Langweilige Freizeit ergibt sich aus einem Mangel an 
Interessen und Zielstrebigkeit. Unzählige Freizeitangebote und Konsumoptionen bereiten 
immer mehr Probleme, die Jugendliche nach der Schule nur noch schwer zur Ruhe kommen 
lassen. Erschwerend hinzu kommt noch, dass auch im Bereich des Freizeit- und 
Konsumbereichs der Erwerb von Titeln und Laufbahnen eine immer größere Rolle einnimmt 
(Raithel, 1999). Hier kann es zu großer psychosoziale Belastung kommen, da zwischen 
Schulstress und Freizeitstress nur noch sehr wenig Zeit für Erholung bleibt

b.
Risikoverhalten bei Jugendlichen 
Die Lebensphase Jugend ist also durch die Suche und Entwicklung einer eigenen Identität 
charakterisiert. Kennzeichen dieser Altersspanne sind Aufbruch und starke Veränderungen 
sowohl auf biologischer, als auch auf der Beziehungsebene. Gruppen Gleichaltriger im 


30 
schulischen, beziehungsweise im beruflichen Kontext rücken gegenüber dem familiären 
Umfeld in den Vordergrund. Der Übertritt in das Rollensystem der Erwachsenen ergibt für 
Jugendliche neuartige Handlungsmöglichkeiten, aber auch Handlungsanforderungen. 
Massive biologische und soziale Veränderungen machen die Jugend zu einer hoch riskanten 
Entwicklungszeit. Das Austesten eigener Handlungskompetenzen und der gemeinschaftlichen 
Norm sind Gründe dafür, ein im Vergleich zum Erwachsenen, erhöhtes Risikoverhalten 
(Hurrelmann, 1994; Fend, 2001; Raithel, 2001). Jugendliche üben oft gesundheitsriskantes 
Verhalten aus (Seiffge-Krenke 1994; Kolip, 2000; Silbereisen & Reese 2001), überschreiten 
häufiger Grenzen und missachten Gesetze in Form von kriminellen Handlungen. Zudem 
beteiligen sich Jugendliche häufiger an risikoreichen Verhalten in Form von „Ausprobieren“, 
„Testen“, „Grenzen überschreiten“. (Muuss, 1993, S.189). Riskante Verhaltensweisen sind 
also ein wesentliches Bestimmungselement der jugendlichen Entwicklungsphase. Raithel 
(1999) geht davon aus, dass riskantes Verkehrsverhalten, ebenso wie der Alkohol-, 
Medikamenten- und Drogenkonsum als eine mögliche Überforderungsfolge aus 
psychosozialen Belastungen und Problemen während des Statusüberganges anzusehen ist.
Das Risikoverhalten, spezifisch bei Jugendlichen, wird in vielen Arbeiten als mögliches Resultat 
von langfristig wirkenden überdurchschnittlichen psychosozialen Belastungen und damit 
einhergehenden unzureichenden Bewältigungskapazitäten gesehen. Hinzu kommen 
Orientierungskrisen, Verhaltensunsicherheiten und das Testen, beziehungsweise 
Überschreiten der elterlichen und gesellschaftlichen vorgeschriebenen Grenzen (Mansel & 
Hurrelmann, 1991; Engel & Hurrelmann, 1993; Schnabel, 2001). Diese Verhaltensweisen 
werden als Lösungsversuch einzelner Herausforderungen und Problemen im 
Entwicklungsprozess der Jugendlichen gesehen (Silbereisen & Reese, 2001). Zudem kann über 
das Risikoverhalten Anerkennung und Integration bei Gleichaltrigen erlangt werden.
Die Auseinandersetzung mit den Lebensanforderungen ist in der sensiblen Jugendphase sehr 
wichtig, da neue Verhaltensweisen ausprobiert und verfestigt werden können. Wenn es 
jedoch zu Bewältigungsproblemen kommt, so kann sich das in problematischen 
Verhaltensweisen äußern (Raithel 2011).


31 
c.
Sport bei Jugendlichen 
Seit Ende 
der 1980er Jahre lässt sich ein Trend zur Versportlichung des jugendlichen Alltags 
nachweisen (Zinnecker 1898). Die Interessen und Motive für die Teilnahme in den 
verschiedenen Bereichen der Jugendsportkultur sind bereits differenziert erforscht worden. 
Im Bereich der ländlichen Regionen liefen Bauer & Burrmann (2000) Erkenntnisse, ebenso zum 
sporttreiben auf Vereinsebene forschten Kurz & Sack & Brinkhoff (1996) und bezüglich 
jugendlichem Engagement im Leistungsbereich geben Richartz &Brettschneider (1996) einen 
Überblick. Im Bereich der sozialisatorischen Wirkung von Sport gibt es jedoch noch eher 
bescheidene Erkenntnisse.
Generell wird der Sportausübung bei Jugendlichen, Gesundheits- und Entwicklungsförderliche 
Effekte zugeschrieben (Lampert, 2010). Jedoch sind, abseits von den kardiovaskulären 
Effekten, soziale und psychische Wirkpotenziale bisher ungesichert (Raithel, 2003). 
Auch im Hinblick auf den Einfluss von sportlicher Aktivität auf das Selbstbild konnte empirisch 
bisher weder ein eindeutig positiver, als auch negativer Zusammenhang nachgewiesen 
werden. Vielmehr konnte man eine uneinheitliche Befundlage feststellen. Hei & 
Brettschneider (2002) gingen der Frage nach, ob sportliches Engagement, sowohl im 
Leistungs- als auch im Freizeitsport, zur Entwicklungsförderung im mittleren Jugendalter 
beitragen kann. Die Untersuchung zeigte, dass es den Heranwachsenden zwischen dem 14. 
und 16. Lebensjahr gut gelingt, ein recht positives Verhältnis zur eigenen Person 
aufrechtzuerhalten. Die entscheidenden Weichenstellungen im Bereich des Selbstkonzeptes, 
spielen sich nach Heim & Brettschneider (2002) wohl schon im Übergang von der Kindheit zur 
Adoleszenz ab. Jedoch wurde bemerkt, dass das Selbstbild der sozialen Beziehungen zu Peers 
des anderen Geschlechtes teilweise davon ausgenommen ist. Bezüglich der Verbindung von 
Selbstwertgefühl und sportlichem Engagement gibt es zwei Ansätze nach Sonstroem (1997): 

„self-enhancement hypothesis“ – Selbstwertgefühl als Motivation. Jugendliche mit 
positiver Selbsteinschätzung, vor allem in körperlicher Hinsicht, werden verstärkt 
sport- und körperbezogene Situationen aufsuchen, da sie in diesen Bereichen 
Selbstwirksamkeit erfahren und das Selbstwertgefühl so steigern können. 

„skill-development hypothesis“ – Selbstwertgefühl kann sowohl durch positive als 
auch negative Erfahrungen verändert werden, zum Beis
piel im Umgang mit 


32 
motorischen Fähigkeiten. 
Selbstwertgefühl ist hier eine Auswirkung von Engagement 
als Motivation.
Beide Theorien verdeutlichen die Wichtigkeit sportlicher Aktivität für die Entwicklung eines 
positiven Selbstbildes.
Bei Risiko-, Abenteuer- oder Extremsportarten ist das Gesundheitsrisiko ein elementarer 
Bestandteil der Tätigkeit, da nur über die Aussetzung der Gefahr ein „Kick“ erreicht werden 
kann. Bei vielen dieser Aktivitäten geht es um „Coolness“, die Selbstdarstellung in der Szene, 
den „ultimativen Kick“, bzw. Grenzerfahrungen und die vertiefte Selbsterfahrung (vgl. Apter 
1994; Semler 1997; Neumann 1999; Raithel 2001a; 2003b).
d.
Identitätsfindung im Risikosport 
Um Motivation zu Risikosport erklären zu können, muss man neben den bereits dargelegten 
Theorien auch die „Suche nach Identität“ als weiteren Faktor, speziell bei Jugendlichen, 
berücksichtigen.
Den 
Beitrag von sportlichem Engagement zur Entwicklung von Jugendlichen darzustellen 
würde den Rahmen dieser Arbeit gewiss sprengen, jedoch werden im Folgenden einige 
Konzepte aufgezeigt, die aufzeigen sollen, dass das Ausüben von Risikosport eine Funktion zur 
Konstruktion von Identität innehaben kann.
Hurrelmann (2003) zeigte im Rahmen der Shell-Jugendstudie 2002, dass in unserer 
Gesellschaft Lebenskonzept und Identität die großen Herausforderungen für Jugendliche sind. 
Auch Heinzlmaier (2013) beschreibt die Vielfalt an Wahlmöglichkeiten 
als dominantes Thema 
im Zuge der Identitätsbildung der jungen Erwachsenen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass 
die Identitätsbildung und Kontinuität des Selbsterlebens angesichts der zunehmenden 
Instabilität, Gegensätzlichkeit und Partikularisierung von Lebensbereichen in unserer 
Gesellschaft erschwert ist (Hurrelmann, 1999; Junge, 2004). 
Nach Kurz & Brinkhoff (1989) in Anlehnung an Erikson (1973) kann Identität durch drei 
einfache Merkmale gekennzeichnet werden: 


33 

Identität besteht wesentlich aus der wahrgenommenen Gleichheit mit sich selbst, d.h. 
darin, dass jemand in der eigenen Wahrnehmung und der anderer „sich selbst treu 
bleibt“ und dennoch 
s
ituationsgemäß handelt. Dies ist vor allem für Jugendliche, die 
plötzlich die ganze Komplexität der Erwachsenenwelt erfahren, eine schwere Aufgabe.

Identität beinhaltet, dass diese zu erarbeitende Kontinuität sich auf ein akzeptiertes 
Ich bezieht, ein Ich, dessen wahrgenommene Eigenschaften in den für bedeutsam 
angesehenen Ausschnitten nicht aussichtslos vom Ich-
I
deal abweichen. Ein positives 
Selbstwertgefühl ist ein Aspekt der Identität. 

Identität ist Voraussetzung und Folge gelingender menschlicher Beziehungen
. S
ie kann 
prinzipiell besser begründet und aufrechterhalten werden, je weniger diese 
Beziehungen von einseitigen 
Abhängigkeitsverhältnissen abhängig sind. Daraus erklärt 
sich die fast unersetzbare Bedeutung der Gruppe von Gleichaltrigen für die 
Identitätsbildung in der Jugend. 
(Kurz & Brinkoff, 1989, S. 103) 
Als Indizien, dass sportliches Engagement die Identitätsfindung im Jugendalter fördert, kann 
die Selbstbestätigung durch sportliche Leistung, die Sicherheit im Umgang mit dem eigenen 
Körper und Verhaltenssicherheit durch die Sportgruppe genannt werden (Kurz & Brinkhoff, 
1989, S. 103) 
Der Gesellschaftliche Wandel ist ein wichtiger Faktor und im Bereich der Identitätsfindung 
nicht zu vernachlässigen. In der Postmoderne kommt es in den Industrieländern zur Öffnung 
der traditionell akzeptierten Lebenskonzepte (Keupp, 2003, S. 9) und eindeutige Muster zum 
Erwerb sozialer und kultureller Identität gehen verloren (Hurrelmann, 2003). 
Instabilität und Wahlmannigfaltigkeit ergeben nun ein neues Anforderungsprofil für 
Jugendliche, die in einer westlichen Gesellschaft Fuß fassen wollen. Vor diesem Hintergrund 
kann das Ausüben von Risikosport als Hilfestellung gesehen werden, um zu einem „eigenem 
Lebenskonzept“ zu kommen. Das Subjekt kann hier nämlich eine bereits bestehende Rolle 
übernehmen, die trotzdem gegenüber der Gesamtgesellschaft sehr individuell ist. So wird ein 
Mindestmaß an Unterschiedlichkeit zu anderen erlangt, das dem Grundbedürfnis „need for 
uniquness“ (wird im Folgenden vorgestellt) gerecht wird.


34 
Die Uniquness Theorie besagt, dass Menschen eine sehr hohe und sehr niedrige Ausprägung 
von Gleichheit und Unterschiedlichkeit zu anderen als unangenehm empfinden und daher 
danach streben, sich moderat von anderen zu unterscheiden (Lynn & Harris 1997).
i.
Soziale Medien und Identität 
Soziale Medien können im 21. Jahrhundert nicht unberücksichtigt gelassen werden, denn 
immer wichtiger wird auch die Identität, die in sozialen Netzwerken, wie Instagram oder 
Facebook, eingenommen werden. Brake (2009, S. 6) definiert „Soziale Medien als webbasierte 
Anwendungen oder Programme, die es ermöglichen, Inhalte in Form von Worten, Bildern, 
Videos und Audiodateien anzulegen und einfach zu übermitteln.“ 
Soziale Medien dienen der Kommunikation mit Gleichaltrigen, fördern Kollaboration und 
Gemeinschaft (Meraz, 2009, S.682) und bieten eine Plattform für Identitätsarbeit (Sanderson, 
2008, 2013). Diese Art der Kommunikation hat die Ausdrucksformen von Identität stark 
beeinflusst, da sie den Menschen ermöglichen, selektive Selbstpräsentationen zu betreiben 
(Walther 1996; Walther et al. 2011). Dies ermöglicht dem Individuum Autonomie in der Art

wie Identität präsentiert wird.
Soziale Medien sind aus der Sportwelt nicht mehr wegzudenken (Sanderson, 2011). Besonders 
Randsportarten
,
wie das Freeride Skifahren
,
leben von der Vermarktung über Netzwerke wie 
Facebook und Instagram, denn diese Medien werden genutzt
,
um in der Fan-Athleten-
Beziehung Werbung von Sponsoren zu platzieren. Im Freeridesport, gibt es zumindest in 
Österreich keine Mannschaftsförderungen und Athleten sind größtenteils selbst für ihre 
Vermarktung und das Akquirieren von Sponsorengeldern zuständig. Das Posten von Bildern in 
s
ozialen Medi
e
n kann also nicht rein als Identitätsarbeit gesehen werden, da dies in 
Sponsorenverträgen im Normalfall gefordert wird.
ii.
Sozialisations- und 
s
tresstheoretische Konzepte 
Sozialisation bezeichnet den Prozess der Konstituierung der Persönlichkeit und bezieht sich 
auf Prozesse der Individuation und der gesellschaftlichen Integration (Raithel, 1999). 


35 
„Mit Persönlichkeit wird, das einem Mensch spezifische, organisierte Gefüge 
von Merkmalen Eigenschaften und Handlungskompetenzen bezeichnet, das 
sich auf der Grundlage der biologischen und psychischen Ausstattung als 
Ergebnis der Bewältigung von Lebensaufgaben jeweils lebensgeschichtlich 
ergibt. Als Persönlichkeitsentwicklung lässt sich sie sequenzhafte und 
langfristige Veränderung wesentlicher Elemente des Gefüges im historischen 
Zeitverlauf und im Verlauf des Lebens bezeichnen.“(Hurrelmann 1991, S. 98) 
Die 
Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen ist nach sozialtheoretischen Modellvorstellungen 
dann gegeben, wenn das Subjekt die Interpendenz zwischen innerer und äußerer Realität 
produktiv verarbeiten kann (Hurrelmann, 1986). Der Jugendliche wird als aktiver Gestalter 
seiner Umwelt und als ein „

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