Vgl. Lämmert: Interpretation, S.191
Vgl. Lämmert: Interpretation, S.191
verschiedenen Romanen Fontanes. So klingt z.B. in L'Adultera das Motiv des Ehebruchs erstmals
an, als van der Straaten Melanie das Tintoretto-Gemälde mit der Ehebrecherin zeigt. Am Ende
schickt er ihr das gleiche Bild als Miniatur. In Unwiederbringlich weist der Sonnenuntergang zu
Beginn auf den Selbstmord Christines am Ende - bei Sonnenuntergang - voraus. Zu Effi Briest vgl.
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Im ersten Teil dieser Arbeit wurde, ausgehend vom ersten Teil des Romans, gezeigt,
daß bereits dort viele spätere Ereignisse und Veränderungen keimhaft angelegt sind: Die
Charakterisierung einzelner Figuren weist auf Entwicklungen dieser selbst und auch
später neu hinzukommender Figuren voraus. In den verschiedenen Gesprächen wird auf
mehrere bevorstehende Ereignisse angespielt: Die Erinnerung an den Abstieg der
Ratenkamps nimmt den der Buddenbrooks vorweg, der sich bis in Einzelheiten hinein
genauso vollziehen wird; die Begegnung Pastor Wunderlichs mit den plündernden
napoleonischen Soldaten, von der dieser berichtet, präfiguriert die spätere Plünderung
der Wäscheschränke bei Buddenbrooks durch das eigene Personal; Doktor Grabows
Reflexionen über die Gesetzmäßigkeit von Leben und Sterben in den Kaufmannsfamilien
deuten auf die zahlreichen Tode voraus, Gottholds Brief ist Auslöser des ersten Streits in
der Reihe derer, die noch ausstehen.
Im zweiten Teil wurde am Beispiel der Namensgebung, der Buddenbrookschen
Heiratspolitik und der Tode ausgewählter Romanfiguren gezeigt, daß sich das Schicksal
in Buddenbrooks selbst in kleinsten Begleitumständen notwendig und folgerichtig
vollzieht. Am Ende stand die Erkenntnis, daß der individuelle Charakter jeder Figur mit
dem jeweiligen persönlichen Schicksal zusammenhängt. Dabei erwies sich, daß die
Tode als eine "individuelle Schlußcharakteristik"
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das vorherige Leben nachträglich
deuten.
Aus den beiden ersten Teilen unserer Untersuchung kann der Schluß gezogen
werden, daß die Technik der Vorausdeutung als besonders geeignet erscheint, um eine
Weltdeutung, die von Schopenhauers Fatalismus wesentlich beeinflußt ist, in einem
Roman zu vermitteln.
Im dritten Teil schließlich wurde gezeigt, welche Instanzen den ordnungsgemäßen
Verlauf des Schicksals in Buddenbrooks kontrollieren. Die Götterstatuen im Speisesaal
begleiten mit ihrem Lächeln gleichmütig jedes Ereignis, und die erst bei genauerem
Hinsehen erkennbaren Moiren regeln das Auf und Ab, das Kommen und Gehen, das
Leben und Sterben. Das Muster, nach dem der Verfall sich vollzieht, ist zu Beginn des
Romans vorgegeben durch das Schicksal der Ratenkamps, und diesem Muster folgt der
Abstieg der Buddenbrooks ebenso wie - darauf deutet vieles hin - später einmal der
Abstieg der Hagenströms.
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