Gegenüber den oben gemachten Ausführungen kann der Einwand erhoben werden, außer den Volksmusikern sei noch eine weitere Gruppe von Musikausübenden bzw. -schaffenden übergangen worden : diejenige Gruppe nämlich, deren Angehörige in den Massenmedien auftauchen.
Diese Personengruppe soll zunächst in folgende zwei Untergruppen eingeteilt werden :
i.) Musiker, die in Fernseh- und/oder ggf. “Live”-spielenden Rundfunkorchestern oder -combos agieren
Hier wäre darauf hinzuweisen, dass derartige Ensembles zumindest im Rahmen von z.B. Fernsehsendungen eine Art Statisterie bilden, die etwa wegen bestimmter Inszenierungsgepflogenheiten in Unterhaltungssendungen mitwirken - weil eine Unterhaltungsshow mit einer in der Kulisse herumsitzenden Big-Band eben einem bestimmten populären Produktionsmuster Genüge tut, “man hat das halt so” usw. . “Live” in einer Fernsehsendung spielende Ensembles können zudem helfen, den spontanen, unmittelbaren, nicht gestellten Charakter einer Sendung zu unterstreichen, auch wenn diese Ensembles dann gar nicht tatsächlich “Live” spielen 186.
Von der Funktion her wären solche Big-Bands/Combos am ehesten mit Ensembles zu vergleichen, die bei bestimmten gemischten Unterhaltungsveranstaltungen/-darbietungen, die nicht für die Medien produziert werden (z.B. im Varieté) das musikalische Rahmenprogramm zu bestreiten haben.
Es ist anzunehmen, dass die in diesen Ensembles “mitwirkenden” Musiker sich entweder aus dem Lager der Tanzkapellen/-orchester rekrutieren oder dass in solchen Zusammenhängen gelegentlich Mitglieder von öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsorchestern auftauchen - ggf. das gesamte Ensemble.
ii.) Populäre Musiker
Hier seien zunächst solche Musiker genannt, die einem gerade beliebten Genre angehören - etwa dem der Volksmusik, bestimmten anderen zeitweilig nachgefragten Popularmusikspielarten (Musik-Moden u.ä. ; natürlich auch Vertreter der im Vorangegangenen diskutierten “Traditionen”), gewissen Saison-abhängigen Genres wie z.B. Karnevalsmusik u.a. . Nicht selten sind auch die in diesem Bereich agierenden Musiker mehr dem Lager der Tanzmusiker zuzurechnen.
Der Bereich der Tanzveranstaltungen, die z.B. in ländlichen Regionen Publikumsresonanz in vierstelligen Größenordnungen erreichen können, bietet den betreffenden Musikern auch nach dem Abklingen ihres Medienerfolges ein Art Refugium : Z.B. konnte zeitweilig der 1960-er-Jahre-Beat-Star Graham Bonney (bekannt durch die Fernsehsendung “Beat-Club”) mit einem Unterhaltungsprogramm für Betriebs- und Zeltfeste engagiert werden, in deren Zusammenhang er auf Wunsch auch seine alten Hits darbot 187. Das durch sein Auftreten in zahlreichen Unterhaltungssendungen eher “volkstümlichen” Charakters (“Zum Blauen Bock”, “Aktuelle Schaubude”, “Musik aus Studio B” u.ä.) ebenfalls in den 1960-er Jahren bekannt gewordene “Medium-Terzett” bestritt angeblich noch in den 1990-er Jahren häufig das Unterhaltungsprogramm auf Luxuskreuzfahrt- schiffen und wurde darüber hinaus auch schon mal von Vereinen im Ausland lebender Deutschstämmiger zu ganzen Tourneen eingeladen (Interview S.B.).
Das Auftauchen solcher Musiker in Medienangeboten dürfte demnach im Wesentlichen davon abhängen, ob ihr jeweiliges Genre gerade aus irgendwelchen Gründen Konjunktur hat, also ein entsprechend großes Publikum davon außerhalb der Medien angesprochen wird in einer Weise, dass den Medienmachern, die durch ihre Angebote ebenfalls ein möglichst großes Publikum erreichen möchten, eine Präsentation der betreffenden Künstler opportun erscheint.
Angehöriger solcher Genres müssen nicht unbedingt gleich zu “Medien-Stars” avancieren, auch wenn sie phasenweise durchaus häufig in irgendwelchen Unterhaltungssendungen auftauchen und in ihrem sonstigen Wirkungsbereich bereits eine Art Star-Status bekleiden können - z.B. als Karnevalsmusiker, als Jazz- oder als klassischer Musiker o.ä. . Der letztendlichen Beantwortung der Frage, ob sie da dann ihren Status durch ihr Auftauchen in anderen spezielleren Medien erreicht haben, die sich bisweilen jedoch durch eine etwas weniger massenweise Verbreitung auszeichnen - z.B. Jazz-Zeitschriften, Lokal-Presse o.ä. -, kann hier nicht weiter nachgegangen werden, da dieses man Rahmen der Arbeit sprengen würde.
Als “Medien-Stars” sollten hingegen solche Personen bezeichnet werden, denen es gelingt, über einen gewissen Zeitraum hin das Interesse derjenigen Massenmedien auf sich zu ziehen, die über eine große Publikumsverbreitung verfügen, z.B. auflagenstarke Printmedien, Rundfunk-/ Fernsehsender mit durchschnittlich hoher Einschaltquote.
Der Auftauchenszeitraum solcher “Medien-Stars” kann ggf. sehr kurz sein - das hinge dann davon ab, ob und wie lange das, was sie machen, für eine massenmediale Präsentation interessant wäre. “Medien-Star” kann im Prinzip jeder werden - ob Krimineller, Sportler, Politiker, Erfinder, besonders hässlicher oder besonders schöner Mensch, natürlich immer wieder auch Musiker oder ggf. Vertreter der im Vorangegangenen diskutierten “Traditionen” -, vorausgesetzt, er steht für etwas, was den Medien berichtenswert erscheint.
Die in solchen Zusammenhängen stattfindende Berichterstattung durch die Massenmedien sieht Frith (1983) am Beispiel der sich der Popularmusik widmenden Musikpresse - mit Frith (ebd., S. 177) selbst ein Massenmedium - vor dem Hintergrund einer Art Symbiose zwischen diesen Medien und den jeweiligen Musikverwertern 188. Dabei übt die Musikindustrie nicht irgendeine Art wirtschaftlicher Kontrolle über die besagten Massenmedien aus, vielmehr ist Frith folgender Meinung : “Music papers and record companies work together not because the papers are `controlled´ by the companies advertising, but because their general images of the world, their general interpretations of rock, are much the same.” (ebd., S. 173)
Zeitweiliger Gegenstand massenmedialer Berichterstattung zu sein, muß nicht zwangsläufig zu einem entsprechenden “Medien-Star”-Status führen, wie bereits weiter oben am Beispiel der Musiker angesprochen wurde.
Warum manche Leute diesen Status erlangen und/oder eine gewisse Zeit lang auch behalten, kann wenigstens hinsichtlich des Musikbereiches gelegentlich Gegenstand verschiedentlicher Erklärungsakrobatik werden, in deren Zusammenhang bisweilen Items wie “Zeitgefühl”, “Fluidum”, “Charisma”, “Genialität” u.a.m. bemüht werden. Zumindest die Großkonzertereignisse der jüngeren Vergangenheit im Popularbereich zeigen, dass in diesem Zusammenhang bereits vorhandene Popularität und eine gewisse geschäftliche Machtposition zu noch mehr und besseren Geschäften ausgenutzt werden 189.
Sicherlich kann vor diesem Hintergrund gesehen werden, dass bereits als Medienlieblinge etablierte oder auf eine andere Weise in die Unterhaltungsbranche involvierte Personen gelegentlich Versuche unternehmen, in anderen Genres zu reüssieren oder überhaupt zu -üssieren - z.B. als Schlager singender Eiskunstläufer/Schauspieler/Bankräuber o.ä., bisweilen sogar als ehemalige Ehepartner-Innen bereits sich in den Medien exponierender Personen.
Gerade der Popularmusikbereich scheint sich hierfür besonders zu eignen, weil mit einem gewissen “Popularitätsbonus” leichter ein Platz in einer beliebten Unterhaltungssendung gebucht werden kann und Schlager- bzw. Rockstücke-Einsingen unter Mithilfe kompetenter Arrangeure/Produzenten/Komponisten nicht wirklich schwer ist 190.
Dass man “Medien-Star” andererseits auch nicht als Beruf erlernen kann, steht wohl ebenfalls außer Frage, auch dass gewisse Promoter - z.B. Malcolm McLaren, der Manager der “Sex Pistols” - ihren Klienten über geschickt inszenierte Skandale zu Medienresonanz verhalfen, steht zu dieser Sichtweise nicht unbedingt im Widerspruch 191.
Frith (1981 u. 1983), gemäß dessen Auffassung Popmusik als Phänomen der modernen Massenmedien ohne deren Funktion und Wirkungsweise undenkbar wäre 192, ist insofern zuzustimmen, als dass vor dem Hintergrund entsprechend weltweit zu bemerkender, auf die Wirkung moderner Massenmedien zurückführbarer Nivellierungseffekte (vergl. Danielou 1975 sowie ders. 1973, S. 38) einzelne Künstler/Musikgruppen dieses Genres zu einer Art Popularitätsphänomen werden können.
Die Einstellung zum Aspekt der Massenmedienpräsenz zumindest der eigenen Musik - nicht unbedingt auch gleich der eigenen Person - unterliegt in dem interessierenden Personenkreis einem relativ deutlichen zeitlichen Wandel. War dem Medienpräsenz-Aspekt von den lokalen Beatmusikern der 1960-er Jahre eher mit Desinteresse begegnet worden - man betätigte sich in erster Linie als “reproduzierende Musiker” (Spaß) mit einer gewissen Nähe zur Tanzmusik (Beat ; Spaß), wobei die dargebotenen Musikstücke in aller Regel sowieso schon als Bestandteile des massenmedialen Popularmusikangebotes firmierten und von einschlägigen Medien oft der in Verpackung einer Art “Fernseh-Tanzmusik für Jugendliche” vermittelt wurden (“Beat-Club”/Radio Bremen) -, so änderte sich diese Attitüde gegen Ende der 1960-er/ Beginn der 1970-er Jahre mit dem Eintritt von Adepten des “progressiven Rockmusik”-Genres in die lokale “Szene”. Diese sahen in einer selbstinitiierten Verbreitung ihrer “authentischen” und “originären” Popularmusik-Kreationen u.a. durch das Medium der Schallplatte eine, wenn auch für Spaß, einen älteren beteiligten Interviewten, etwas unrealistisch anmutende Chance, sich für ihre Musik ein breiteres Publikum zu schaffen (Spaß II.). Auch in den Interviews von MusikernInnen aus der “Vorstudie 81/82” finden sich Aussagen, die die Bedeutung massenmedialer Präsenz für die eigene popularmusikalische Tätigkeit betonen. Den Akteuren schien jedoch in erster Linie daran gelegen zu sein, dass ihre Musik auf Tonträgern verbreitet und im Rundfunk gespielt würde. U.a. wurden sie aus diesem Grund auch in einem lokalen Selbsthilfezusammenschluß initiativ und formulierten in diesem Zusammenhang entsprechende an die Medien und die Tonträgerhersteller gerichtete Vorschläge und Forderungen. Das und darüber hinaus die Tatsache, dass gelegentlich auch in Eigenregie Publikationen vorgenommen wurden, wird hier als Aufscheinen einer Einstellung interpretiert, die in Ansätzen einer “gewerkschaftlichen Position” - etwa der oben von Harker geschilderten - vergleichbar wäre.
Als “Medien-Musiker” firmierten Angehörige der interessierenden “Szene” eher selten, und es kann angenommen werden, dass es - nicht zuletzt wegen der Positionierung der lokalen “Szene” im gewissermaßen Medien-Abseits - an einschlägigen Kontakten zu entsprechenden Programmverantwortlichen bislang gefehlt haben dürfte (Profi/teilnehmende Beobachtung).
In Interviewstatements, die während der 1980-er Jahre von professionell ambitionierten Akteuren abgegeben wurden, finden sich stattdessen Aussagen über solche Strategien, die eine Orientierung auf einen “Medien-Star”-Status zum Gegenstand hatten (Lederjacke I./II.).
Aus teilnehmender Beobachtung ergibt sich, dass zu diesem Zweck bisweilen - nach dem Vorbild der englischen Punkbands der späten 1970-er Jahre - auch überregional Staub aufwirbelnde Skandale inszeniert wurden, in deren Zusammenhang der Musik eher zweitrangige Beachtung zukam. Zumindest in einem landläufigen Beispiel, in dessen Zusammenhang sich ein lokales “Comedy-Rock”-Ensemble mit einer bekannten deutschen Tennis-Spielerin angelegt hatte wegen der Veröffentlichung eines Liedes, in dem sexuelle Anspielungen auf die Sportlerin vorkamen, war der zeitweilige Bekanntheitsgrad dieser Combo wohl mehr auf den Umstand der Rufschädigung einer in der Öffentlichkeit exponierten Person zurückzuführen als auf künstlerische Qualitäten. Die dieser Episode folgende gerichtliche Auseinandersetzung ging zum Nachteil der “Comedy-Rocker” aus 193.
Am Beispiel einzelner professioneller Angehöriger der interessierenden “Szene” war zudem zu beobachten, dass das Bemühen um gutes Einvernehmen zumindest mit solchen Angestellten lokaler Medien, zu deren Aufgabengebiet die Bearbeitung popularmusikalischer Themen gehörte, gelegentlich auch die Vermittlung von Honoraraufträgen und/oder - ebenfalls bezahlten - regelmäßigeren Nebentätigkeiten umfassen konnte.
Resümee
Da sich unter den in der “Vorstudie 81/82” vorkommenden und unter den später befragten Musikern nur sehr wenige befanden, die direkt mit dem Orchestermusikwesen oder einer entsprechenden Ausbildungsinstitution in Berührung gekommen waren, ist davon auszugehen, dass diesbezügliche Aussagen der Musiker eher ideologischen Charakter haben und weniger auf einschlägigen persönlichen Erfahrungen beruhen.
Allerdings andere wirkten zum Zeitpunkt der “Vorstudie 81/82” gelegentlich einige Akteure an den “Städt. Bühnen Osnabrück” als Aushilfsmusiker mit 194. Es ist insofern anzunehmen, dass der Orchestermusikbereich im Zusammenhang der musikalischen Tätigkeit dieser Befragten mehr die Bedeutung einer gelegentlichen Zubroterwerbsmöglichkeit hatte - wie sie für andere später interviewte Musiker ebenso dem Tanzmusikbereich zukam bzw. noch zukommt.
Hinsichtlich der am Anfang dieses Abschnittes gestellten Frage nach Traditions-bedingten Hintergründen für die interessierende musikalische Tätigkeit im Popularbereich sei an dieser Stelle festgehalten :
Aus mehreren musikalischen Biographien von “Vorstudien”-Musikern geht hervor, dass hier der Einstieg in überhaupt eine musikalische Tätigkeit zunächst über den Weg der musikalischen Grundausbildung im klassischen Bereich erfolgte. Das Erlernen bestimmter Instrumente konnte bereits sehr früh entweder mit Hausmusikpraxis oder mit der Teilnahme an - klassischen, manchmal auch Jazz-orientierten - Jugend- bzw. Laienorchestern, ggf. auch mit beidem, zusammengehen.
Zumindest in einigen Aussagen, die sich in Interviews aus der “Vorstudie 81/82” und/oder den später dazu “nachgelegten” finden, ist jedoch kaum zu überhören, dass sowohl die klassisch ausgerichtete Orchestermusik als auch die Tanzmusik eher als eine Art Synonyme für “nicht-kreative musikalische Tätigkeit” betrachtet wurden. Gegenteilige Auffassungen bestehen im Hinblick auf musikalische Tätigkeit im Bereich der Popularmusik und/oder des Jazz, obschon die musikalische Praxis im Rock-/Popbereich zumindest bezüglich des Aspektes der “authentisch wiederholbaren” Aufführung von Kompositionen eher mit der klassischen musikalischen Praxis zu vergleichen wäre als mit der des Jazz.
Der o.g. “musikalischen Grundausbildung”, zu deren Aufgaben u.a. die Pflege und/ oder Erhaltung solcher klassischer Traditionen wie Hausmusik und Orchestermusik gerechnet werden kann - u.U. auch die Teilnahme an eventueller späterer “Versorgung” der Orchester mit Nachwuchsmusikern -, käme also im Hinblick auf die popularmusikalische Tätigkeit wenigstens einiger der in der “Vorstudie 81/82” vorkommenden Musiker so etwas wie die Rolle einer indirekten Einstiegshilfe zu 195.
Hinsichtlich der Frage danach, welche der Traditions-bedingten Hintergründe der interessierenden musikalischen Tätigkeit im Popularbereich subkultureller Prägung sein könnten, sei hier festgehalten :
Keiner der im Zusammenhang der hier intendierten Arbeit Interviewten ist afrikanischer Herkunft oder schwarzer US-Amerikaner bzw. hat mit entsprechenden Kulturkreisen und/oder deren musikalischen Traditionen für eine gewisse Zeit direkt Berührung gehabt.
Der Umstand, dass wenigstens eine der in der “Vorstudie 81/82” vorkommenden Musikgruppen deutlich hörbar Einflüsse aus derzeit aktuellen schwarzen US-amerikanischen Popularmusikgenres in ihrer Musik verarbeitete und dass andere Interviewte die Wichtigkeit von Impulsen aus schwarzer Popularmusik im Zusammenhang der Herausbildung ihrer eigenen Musikpräferenzen und der Entwicklung ihrer jeweiligen musikalischen Tätigkeit betonten, würde zunächst ein Schlaglicht auf Effekte der Funktionsweise moderner massenmedialer Verbreitung von Popularmusik werfen - in diesem Fall von Popularmusik “schwarzer” Provenienz.
Eine vertiefende Erörterung des letztgenannten Aspektes, ob und ggf. welche Effekte die internationale massenmediale Verbreitung von Popularmusik auf die musikalische Tätigkeit der in dieser Arbeit interessierenden Musiker hat - ob z.B. das Aufscheinen bestimmter “fremder” Musikelemente in ihrer Musik auf solche Effekte zurückgeführt werden kann -, muß jedoch der Bearbeitung des empirischen Materials vorbehalten bleiben.
Zumindest zeichnen sich in allen Ausführungen der “Vorstudien-Musiker”, aber auch in der Mehrzahl der später durchgeführten Interviews, wenigstens bezüglich der Musik deutlich hedonistische Einstellungen ab - “Spaß-haben-wollen am Musik-machen”. Ebenso wurde bisweilen eine starke Affinität zu subjektiven Attitüden sichtbar - man müsse bei der Gestaltung der Musik nach dem eigenen “Gefühl” gehen, was man selber in der Musik wolle, sei entscheidend usw. - sowie zu Selbstverwirklichungsabsichten - in der Musik “sich selber darstellen” zu wollen, “wie man selber sei” u.ä. . Dieses ging nicht zuletzt auch mit einer mehrheitlich ablehnenden Haltung gegenüber der Tanzmusik und gegenüber dem Tanzmusikerstatus zusammen - z.B. äußert sich Spaß in dieser Weise.
An dieser Stelle führt das zu einer die “Hypothese I)” modifizierenden zusätzlichen “Hypothese II)”:
II) Dauerhafte musikalische Tätigkeit in dem interessierenden Bereich geht zusammen mit der - zumindest zeitweiligen - Teilnahme an einem Bohemien-Status im Sinne von Frith und Brake.
Die meisten Musiker zumindest der “Vorstudie 81/82” gaben an, dass sie gerne von ihrer Musik leben möchten und dass in diesem Zusammenhang die Medienpräsenz wenigstens ihrer Musik von großer Bedeutung, wenn nicht sogar unbedingt erforderlich sei. Einer dieser Musiker sowie einer der später Befragten äußerten, dass sie anstrebten, Pop-Stars zu werden. Die Unwahrscheinlichkeit dieses Status dürfte bereits 1981/82 (Zeitpunkt der “Vorstudie 81/82”) auch unter nicht wissenschaftlich vorgebildeten Zeitgenossen und schon gar unter Musikern bekannt gewesen sein, nicht zuletzt war dieser Aspekt Gegenstand der beiden Exkurse aus Kap. I). Es sei deswegen an einen Gedanken Festingers erinnert : “Es kommt gelegentlich vor, dass es einer großen Gruppe von Menschen gelingt, weiterhin an einer Überzeugung oder Meinung festzuhalten, obwohl fortwährend eindeutige Beweise für das Gegenteil sichtbar werden.” (Festinger 1978, S. 196).
Vor diesem Hintergrund wird eine weitere modifizierende “Hypothese III)” formuliert :
III) Die interessierende musikalische Tätigkeit ist nicht selten von “falschen Vorstellungen” seitens der Akteure hinsichtlich ihrer Möglichkeiten begleitet (im Sinne von Festinger).
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