Stabilität
Die Stabilität hängt mit der Idiomatizität zusammen. Der Austausch der phraseologischen Komponenten ist in vielen Fällen überhaupt nicht möglich, meistens geht es um Wortverbindungen mit archaischen Elementen
Beispiel: klipp und klar, jemanden ins Bockshorn jagen
und um Verbindungen, die einen hohen Grad der Idiomatizität haben.
Beispiel: ins Gras beißen, an jemandem einen Narren gefressen haben15
Die Stabilität bildet auch den Unterschied zwischen den phraseologischen Wortverbindungen und den freien Wortverbindungen. Es handelt sich um eine lexikalisch-semantische Stabilität.
Gustav hat bei seinem Vater ein Auto in der Garage.
Gustav hat bei seinem Vater einen Stein im Brett.16
Im ersten Satz ist es kein Problem, die Substantive Auto und Garage auszutauschen, für die übrigen Komponenten des Satzes wird das keine semantischen Konsequenzen haben. In dem zweiten Satz können die Wörter Stein und Brett nicht verstellt werden, weil es sich um eine phraseologische Wortverbindung handelt. Bei dem ersten Satz kann auch das Verb verändert werden, man kann nämlich auch sagen:
Gustav stellt bei seinem Vater ein Auto in die Garage.
Bei dem zweiten Satz ist es wieder unmöglich, das Verb auszutauschen. Man kann also nicht sagen:
Gustav wirft bei seinem Vater einen Stein ins Brett.
Variabilität
Die Stabilität von Phraseologismen ist ziemlich relativ. Es gibt nämlich auch einige Veränderungen von der Reihenfolge der einzelnen Komponenten möglich.
Manche Varianten sind völlig synonym, zwischen anderen liegt ein kleiner Bedeutungsunterschied.
Die Phraseologismen können auf drei Arten variiert werden:
1) Die morphologische und syntaktische Veränderung einzelner Komponenten.
a) Topologische Varianten
Bei den topologischen Varianten geht es um die Veränderung der Wortfolge.
Beispiel: jemanden grün und blau/blau und grün schlagen (‚sehr viel schlagen bis man blaue Flecken hat‘), wie Milch und Blut/Blut und Milch aussehen (‚schön und stark aussehen‘)
b) Grammatische Varianten
Durch die grammatischen Veränderungen entstehen Varianten die synonym sind,
die Bedeutung von den Phraseologismen bleibt unverändert. Diese Veränderungen
kann man merken bei:
Beispiel17: ● dem Numerus – seine Hand/Hände im Spiel haben
● der Rektion – mit den Achseln/die Achseln zucken
● dem Gebrauch des Artikels u.a. determinierender Elemente –
des/sein Herz auf der Zunge tragen
● dem Diminutivum – jemandem kein Haar/Härchen krümmen
● der Art der Negation – jemandem keinen/nicht den Bissen Brot
gönnen
● der Lautstruktur – etwas ist gehupft/gehüpft wie gesprungen
2) Lexikalisch – semantische Veränderungen
Durch die lexikalisch – semantischen Veränderungen kommt es zu gewissen
Differenzierungen in der Bedeutung und in der Konnotation der Phraseologismen.
Es können Synonyme:
Beispiel: jemandem Honig um den Mund/ums Maul/um den Bart schmieren (‚jemandem schöne Lügen erzählen‘), keine Ruhe geben/lassen (‚nicht in Ruhe lassen‘), auf den Arm/die Schippe nehmen, böhmische/arabische/spanische Dörfer (‚etwas Unverständliches‘), Seit Adams Zeiten/Tagen (‚seit je‘)
b) und auch Antonyme entstehen.
Beispiel: mit dem/ gegen den Strom schwimmen
3) Erweiterung und Reduktion des Phraseologismus
a) Erweiterung
Die Erweiterung eines Phraseologismus bildet einen Kontrast zu der Stabilität eines Phraseologismus. Es bestehen mehrere Sorten von möglichen Erweiterungen:18
● Erweiterung durch ein Adjektiv oder substantivisches Attribut
Dieser Typ der Erweiterung scheint am häufigsten zu sein. Er ist oft in
literarischen und journalistischen Texten zu finden.
Beispiel: unter die mehr oder minder kritische Lupe nehmen (nach: etwas unter die Lupe nehmen – ‚genau prüfen‘), mit dem politischen Feuer spielen (nach: mit dem Feuer spielen – ‚gefährliche Sachen unternehmen‘)
● Erweiterung als Adverbialbestimmung
Es handelt sich nur um Ergänzungen, die strukturell und semantisch in den
Phraseologismus integriert werden, nicht um Ergänzungen von freien
adverbialen Bestimmungen.
Beispiel: mit allen Wassern, auch mit Blut, gewaschen (nach: mit allen Wassern gewaschen – ‚raffiniert‘)
● Erweiterung von Wortpaaren durch ein drittes Element
Beispiel: Schritt für Schritt für Schritt
● Erweiterung durch Komposition mit einem Element des Phraseologismus
Beispiel: den Geldhahn zudrehen (nach: den Hahn zudrehen – ‚nicht mehr liefern‘), die kalte Rentendusche (nach: die kalte Dusche – ‚Ernüchterung‘)
● Erweiterung durch einen Relativsatz und andere Konstruktionen
Bei diesem Typ der Erweiterung wird die nominale Komponente „getrennt“
von dem Rest des Phraseologismus.
Beispiel: Das Kopf bisschen, das sie noch haben, zerbrechen sie sich …19(nach: sich den Kopf zerbrechen – ‚angestrengt nachdenken‘)
● Die Kontamination
Die Kontamination bedeutet „Vermischung“ oder „Kreuzung“ von
mehreren Phraseologismen.
Beispiel: „Einträchtig bestellten Mönch und Soldat auch andere brachliegende Äcker, säten Hirse und Hanf, erschlugen Wölfe und machten manchem Schnapphans, der langfingrig war, lange Beine.“20 (man kann hier drei Phraseologismen finden – lange Finger machen – ‚stehlen‘, hier ist eine Derivation von diesem Phraseologismus zu finden – langfingrig, der zweite Phraseologismus ist jemandem Beine machen – ‚jemanden davon jagen‘ und der dritte Phraseologismus ist lange Beine machen – ‚schnell laufen‘)
b) Reduktion
Die Reduktion ist eine Weglassung einer Komponente in einem Phraseologismus in einem bestimmten Textzusammenhang. Die Reduktion hilft auch bei der Steigerung der Expressivität des Textes.
Beispiel: Holzweg in eine gefährliche Sackgasse (nach: auf dem Holzweg sein – ‚sich irren‘), die ganze Feier fand auf des Messers Schneide statt (nach: auf des Messers Schneide stehen – ‚unentschieden sein‘)21
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