Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

ein universelles, für eine 
Nation, 
Gesellschaft, 
Organisation 
und 
Gruppe 
aber 
sehr 
typisches 
Orientierungssystem
“ (Thomas 1993, S. 380). Dieses Orientierungssystem bestimmt 
die Art und Weise, wie die Mitglieder dieser Gruppe denken und handeln, woraus sich 
dann die sogenannten 
Kulturstandards
entwickeln. Thomas definiert 
Kulturstandards
als „
zentrale Merkmale des kulturspezifischen Orientierungssystems[, also] alle Arten 
des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns […], die von der Mehrzahl der 
Mitglieder einer bestimmten Kultur […] als normal, selbstverständlich, typisch und 
verbindlich angesehen werden. Eigenes Verhalten wird auf der Grundlage dieser 
Kulturstandards beurteilt und reguliert
“ (ebd.: S. 381). 
In der vorliegenden Forschung werden folgende Ansätze zur wissenschaftlichen 
Begriffsdifferenzierung eingeführt: 
1) 
Dichte Beschreibung
von Clifford Geertz (1973), der 
Kultur als Text
darlegt, 
wobei er seine subjektive Wahrnehmung als Beobachter betont. Seine Methode hat 
nicht nur reichlich für Diskussionen gesorgt, sondern sie hat auch eine sogenannte 
kulturelle Wende
in der Ethnologie und Literaturwissenschaft ausgelöst.
Geertz schreibt dazu: 

Der Kulturbegriff, den ich vertrete und dessen Nützlichkeit ich in den folgenden 
Aufsätzen zeigen möchte, ist wesentlich semiotischer. Ich meine mit Max Weber, daß 
der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, 
wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe. Ihre Untersuchung ist daher keine 
experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, 
die nach Bedeutungen sucht. Mir geht es um Erläuterungen, um das Deuten 
gesellschaftlicher Ausdrucksformen, die zunächst rätselhaft scheinen.

 
(Geertz 1987, S. 9) 
Um dieses 
Bedeutungsgewebe
zu interpretieren, entwickelte Geertz 1973 mit seinem 
Beitrag „Thick Description. Toward an Interpretive Theory of Culture“ eine 
ethnologische Methode, die den Namen 
dichte Beschreibung
(thick description) trägt 
und auf den Philosophen G. Ryle zurückgeht. Sein Ziel war, sich gegen die 
dünne
Beschreibung zu wenden, die in der damaligen traditionellen ethnographischen 
Kulturauffassung üblich war und lediglich auf Beobachtungen basierte. Geertz war der 


29 
Meinung, dass Texte aus Verhalten geformt sind und entsprechend interpretiert 
werden müssen (vgl. Geertz 2010 [1926], S. 209). Dichte Beschreibungen der 
Ethnologie beziehen sich auf die Textsorte des Essays, wo Kultur und kulturelle 
Konzepte analysiert werden, als deren Grundlage die Weltanschauung des Einzelnen 
betrachtet wird. Linguokulturologie spricht in diesem Fall von der 
Sprachpersönlichkeit

deren kulturelle Werte sich in der Sprache widerspiegeln (siehe dazu Abschnitt 2.2.5). 
Dieser Ansatz ist auch der literaturwissenschaftlichen Hermeneutik analog, weshalb 
Geertz Kultur als ein Dokument beschreibt, das interpretiert werden könnte und sollte 
(vgl. Hejl 2008 [1998], Sp. 393). Aus diesem Grunde sind die in Reiseberichten narrativ 
dargestellten Konstellationen zwischen dem Fremden und dem Eigenen zu 
entschlüsseln und zu interpretieren. 
2) Hermeneutische Differenzierung von Lotman, der 
Kultur
als Gesamtheit der 
Texte
versteht. Texte werden dabei als eine Schatzgrube an Informationen bezeichnet, 
die methodengeleitet entschlüsselt werden müssen. Diese Informationen gelten als 
unikal, denn sie spiegeln die besondere persönliche Beziehung des Autors zur 
fremden Kultur wider (vgl. Lotman 1997, S. 202-212). 
Das symbolische Herangehen von Lotman konzentriert sich auf die Verwendung 
von Symbolen in der Kultur (vgl. Lotman 1987, S. 754). Kultur ist nach Lotman 

ein symbolisches Weltall
“ [russ. ʻсимволическая вселеннаяʼ] (Lotman 1996, S. 
148); jede Nation besitzt eine Sammlung eigener Traditionen, Sitten und 
Bräuche, die dieser Kultur als Symbole dienen und empirisch zugänglich sind. 
3) Anders als das Kulturkonzept von Johann Gottfried Herder (1995 [1785]), das 
unter Kulturen 
geschlossene Kugeln
versteht, was in der heutigen globalisierten Welt 
zu Störungen des interkulturellen Verständnisses und zu separatistischen 
Überlegungen führen könnte, findet die vorliegende Arbeit ihren theoretischen 
Rahmen im transkulturellen Ansatz von Wolfgang Welsch unter einer 
konstruktivistischen Perspektive. Laut Welsch haben moderne Kulturen „
de facto nicht 
mehr die unterstellte Form der Homogenität und Separiertheit, sondern sind 
weitgehend durch Mischungen und Durchdringungen gekennzeichnet
“ (Welsch 1998, 
S. 51). 
Mit diesem Ausgangspunkt entwickelt Welsch das neue Konzept der Transkulturalität. 
Die traditionellen Kulturkonzepte findet er unfähig, „
die Wurzel des Problems 
anzugehen
“, und die Konzepte der Inter- und Multikulturalität seien „
nicht radikal 
genug, sondern bloß kosmetisch
“ (ebd.: S. 48). Sein Kulturkonzept bleibt allerdings 
zunächst einmal theoretisch, es fehlen noch die klaren wissenschaftlichen Strukturen, 


30 
was die methodische Herangehensweise anbelangt. Diesem Konzept zufolge liefern 
die Reiseberichte kein Abbild der von den Reiseautoren vorgefundenen Realität, das 
zutreffend oder nicht zutreffend sein könnte, sondern sie schaffen Konstrukte bzw. 
Bilder, die oft mehr über sie selbst als über die bereisten Länder und Ethnien 
aussagen. Sprache dient dabei als Träger kulturell konstruierter Fremdbilder, denn 
diese sind erst in ihrer sprachlichen Rekonstruktion erfassbar. 
Die Gründe, warum diese Ansätze für die vorliegende Untersuchung relevant sind, 
sind folgende: 

In der Beschäftigung mit einer (fremden) Kultur entsteht eine interkulturelle 
Begegnung; verschiedene Kulturen und ihre Differenzen stehen im Mittelpunkt 
der Forschung. 

Die Untersuchung wird am Beispiel narrativen Geschehens durchgeführt, d. h., 
das Untersuchungsmaterial muss „
in Form eines Textes, eines Tagebuches, 
einer Nacherzählung, eines Kommentars vorliegen
“ (Müller-Funk 2006, S. 241).

Jeder Reisebericht konnte von anderen Autoren (anders) interpretiert und 
kommentiert werden, sodass Intertextualität zu einem Instrument der Analyse 
wird. 

Jeder Reiseautor entwickelte eine persönliche Beziehung zum Reiseland und 
die Reiseberichte spiegeln diese subjektive Wahrnehmung des Autors wider. 

Die 
Untersuchungstextkorpora 
beinhalten 
reichlich 
Kultursymbole 
und -informationen sowie Stereotype. 
Die Untersuchung beschäftigt sich somit mit verschiedenen Beziehungen, vor allem 
mit dem Verständnis des ethno-sprachlichen Weltbildes, der Sprachkenntnis und den 
mit den Besonderheiten des kulturell-kognitiven Sprachraumes verbundenen 
Aspekten. 

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