Eingeborenen(-)
und
Sarten
zeugt.
e. Als Mittel der Spannungssteigerung werden in den analysierten Reiseberichten
neben Periphrasen oft Hyperbeln gebraucht, die der Autorenrede eine
besonders emotionale Stimmung verleihen (siehe Tab. 14).
Samarkand bleibt also kontinuierlich Objekt der Faszination über den gesamten
analysierten Zeitraum. Kommentarlose, nüchterne Aufzählungen sind nicht
anzutreffen.
226
3) Das Konzept „Buchara“ weist folgende linguokulturelle Merkmale auf:
a. Buchara wird im Vergleich zu Samarkand von deutschsprachigen Autoren
relativ wenig romantisiert und exotisiert, einige Autoren staunen jedoch über
einen „
wahrhaft unverfälschten Orient
“ (Karutz 1904, S. 60) oder stellen diese
Stadt als „
das Ursprünglichste vom Ursprünglichen
“ (Ross 1923, S. 260) dar.
Zu den wenigen Ortschaften, die von mehreren Autoren als Symbol der
orientalischen Ruhe und des Genießens wahrgenommen werden, gehört der
beliebteste Teich Bucharas, Labi-Haus (genannt auch Lebi Haus, Labi-Chaus).
b. Vielmehr bestätigen die Reiseautoren den Ruf dieser Stadt als „
Stütze des
Islam
“ (siehe Tab. 16). Dabei kritisieren sie den religiösen Fanatismus und den
übertriebenen Formalismus der Bucharer. So bleibt der „
Ruf beispielloser
Religionsstrenge
“ (Christ/Kállay 1979, S. 112) kontinuierlich bestehen.
c. Eines der wichtigsten Merkmale des Konzepts ist die von den meisten Autoren
thematisierte grausame Vergangenheit Bucharas (siehe Tab. 17). In den
Textkorpora kommen vor allem zwei Objekte Bucharas als Symbole der
Grausamkeit vor: die Residenz des Emir, auch
Ark
genannt, und das Gefängnis
von Buchara, auch
Sindan
oder
Turma
genannt. Die Wortwahl der Autoren,
Adjektive wie
abschreckend
,
düster
,
schwer
,
barbarisch
,
elend
,
unmenschlich
,
grauenvoll
,
finster
,
grausam
oder Substantive wie
Tyrannei
,
Zwingburg
,
Grausamkeit
,
Despotismus
,
Blutherrschaft
rufen beim Leserpublikum starke
Emotionen hervor und haben eine stereotypisierende Wirkung (siehe Tab. 17).
d. Ein weiteres Konzeptmerkmal ist der Wassermangel bzw. der unhygienische
Wassergebrauch der Bucharer. Die Autoren verspotten die damit verbundenen
islamischen Regeln der ‚Reinlichkeit‘ und formulieren die durch die „
abstoßende
Unreinlichkeit
“ (Moser 1888, S. 163) entstehende typisch bucharische Wurm-
Krankheit
Rischta
. Beide Probleme blieben bis in die Zeit der Usbekischen
Sozialistischen Sowjetrepublik aktuell, denn Richard Christ konstatiert, dass es
nun „
kein[en] Mangel an Wasser
“ (Christ/Kállay 1979, S.125) mehr gebe, und
erwähnt auch die bekannte Krankheit der Bucharer
Rischta
nicht mehr (siehe
Tab. 18).
227
e. Im Vergleich zu Taschkent oder Samarkand ist in den untersuchten Textkorpora
keine klare Einteilung Bucharas in Alt- und Neustadt festzustellen. Lediglich
Graf v. Schweinitz erwähnt, dass der neue Stadtteil auf ihn einen „
wenig
erfreulichen Eindruck
“ (v. Schweinitz 1910, S. 112) mache, und zog in die
Altstadt um.
f. Es wird allgemein konstatiert, dass die Stadt aus engen Gassen oder schmalen,
ungepflasterten Straßen mit grauen fensterlosen Lehmhäusern bestehe. Nicht
zuletzt wegen der einheitlichen Farbe und Bauweise entsteht ein
metaphorisches Bild von einem großen
Häusermeer
(siehe Tab. 18).
g. Störche auf den Minaretten Bucharas werden von den Reiseautoren vielfach
bewundert oder gar als Wahrzeichen Bucharas wahrgenommen (siehe Tab.19).
Kisch jedoch betrachtet diese Vögel als Last der Vergangenheit und umschreibt
sie ironisch als „
Funktionäre Allahs
“ (Kisch 1932, S. 62).
4) Das Konzept „Basar“ hat folgende linguokulturelle Merkmale:
a. In den analysierten Textkorpora ist eine deutliche Marktromantik nachzuweisen,
somit gehört
Basar
zu einem der typischsten Wahrnehmungskonstrukte über
die usbekische/zentralasiatische Kultur. Die Reiseautoren schwärmen für die
Basare Turkestans oder der USSR, widmen oftmals einen separaten Abschnitt
ihres Buches diesem wichtigen Orientmerkmal.
b. Die
Autoren
beobachten
das
Leben
und
Treiben
der
Usbeken/Sarten/Zentralasiaten auf dem Basar und kommen zum Schluss, dass
die Basare eine große Bedeutung für die einheimische Bevölkerung haben. Am
besten ist das in den gebrauchten Periphrasen und Metaphern zu sehen (siehe
Tab. 20). Somit ist der Spruch von Richard Christ „
der Orientale liebt den Basar
“
(Christ 1979, S. 127) als ein Stereotyp zu bewerten.
c. Ein vielfach erwähntes Konzeptmerkmal ist die Buntheit der Basare. Vámbéry,
v. Schweinitz und Karutz verbinden diese Buntheit mit dem Gemisch
verschiedener Ethnien, Moser und Ross sehen bunte Kleider und Stoffe (siehe
Tab. 20). Christ zieht eine Parallele zu den verschleierten Frauen Turkestans
und gebraucht dazu die Farbkonstellation ‚bunt-grau‘.
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d. Die meisten Autoren berichten von der Bewegung und Lebhaftigkeit in den
Basaren, wobei die Verkäufer meistens ruhig bleiben und kein reges Interesse
an den Kunden zeigen (siehe Tab. 20).
e. Ein einheitlicher Gebrauch von basarbezogenen Realienwörtern, mit
Ausnahme des Wortes
Karawan
(inzwischen in den deutschen Wortschatz als
„die Karawane“ integriert), ist in den analysierten Reiseberichten nicht
vorhanden (siehe Tab. 21).
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