Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

Eingeborenen(-)
und
Sarten
zeugt. 
e. Als Mittel der Spannungssteigerung werden in den analysierten Reiseberichten 
neben Periphrasen oft Hyperbeln gebraucht, die der Autorenrede eine 
besonders emotionale Stimmung verleihen (siehe Tab. 14).
Samarkand bleibt also kontinuierlich Objekt der Faszination über den gesamten 
analysierten Zeitraum. Kommentarlose, nüchterne Aufzählungen sind nicht 
anzutreffen.


226 
3) Das Konzept „Buchara“ weist folgende linguokulturelle Merkmale auf: 
a. Buchara wird im Vergleich zu Samarkand von deutschsprachigen Autoren 
relativ wenig romantisiert und exotisiert, einige Autoren staunen jedoch über 
einen „
wahrhaft unverfälschten Orient
“ (Karutz 1904, S. 60) oder stellen diese 
Stadt als „
das Ursprünglichste vom Ursprünglichen
“ (Ross 1923, S. 260) dar. 
Zu den wenigen Ortschaften, die von mehreren Autoren als Symbol der 
orientalischen Ruhe und des Genießens wahrgenommen werden, gehört der 
beliebteste Teich Bucharas, Labi-Haus (genannt auch Lebi Haus, Labi-Chaus). 
b. Vielmehr bestätigen die Reiseautoren den Ruf dieser Stadt als „
Stütze des 
Islam
“ (siehe Tab. 16). Dabei kritisieren sie den religiösen Fanatismus und den 
übertriebenen Formalismus der Bucharer. So bleibt der „
Ruf beispielloser 
Religionsstrenge
“ (Christ/Kállay 1979, S. 112) kontinuierlich bestehen. 
c. Eines der wichtigsten Merkmale des Konzepts ist die von den meisten Autoren 
thematisierte grausame Vergangenheit Bucharas (siehe Tab. 17). In den 
Textkorpora kommen vor allem zwei Objekte Bucharas als Symbole der 
Grausamkeit vor: die Residenz des Emir, auch 
Ark
genannt, und das Gefängnis 
von Buchara, auch 
Sindan
oder 
Turma
genannt. Die Wortwahl der Autoren, 
Adjektive wie 
abschreckend

düster

schwer

barbarisch

elend

unmenschlich

grauenvoll

finster

grausam
oder Substantive wie 
Tyrannei
,
Zwingburg
,
 
Grausamkeit
,
Despotismus
,
Blutherrschaft
rufen beim Leserpublikum starke 
Emotionen hervor und haben eine stereotypisierende Wirkung (siehe Tab. 17).
d. Ein weiteres Konzeptmerkmal ist der Wassermangel bzw. der unhygienische 
Wassergebrauch der Bucharer. Die Autoren verspotten die damit verbundenen 
islamischen Regeln der ‚Reinlichkeit‘ und formulieren die durch die „
abstoßende 
Unreinlichkeit
“ (Moser 1888, S. 163) entstehende typisch bucharische Wurm-
Krankheit 
Rischta
. Beide Probleme blieben bis in die Zeit der Usbekischen 
Sozialistischen Sowjetrepublik aktuell, denn Richard Christ konstatiert, dass es 
nun „
kein[en] Mangel an Wasser
“ (Christ/Kállay 1979, S.125) mehr gebe, und 
erwähnt auch die bekannte Krankheit der Bucharer 
Rischta
nicht mehr (siehe 
Tab. 18). 


227 
e. Im Vergleich zu Taschkent oder Samarkand ist in den untersuchten Textkorpora 
keine klare Einteilung Bucharas in Alt- und Neustadt festzustellen. Lediglich 
Graf v. Schweinitz erwähnt, dass der neue Stadtteil auf ihn einen „
wenig 
erfreulichen Eindruck
“ (v. Schweinitz 1910, S. 112) mache, und zog in die 
Altstadt um. 
f. Es wird allgemein konstatiert, dass die Stadt aus engen Gassen oder schmalen, 
ungepflasterten Straßen mit grauen fensterlosen Lehmhäusern bestehe. Nicht 
zuletzt wegen der einheitlichen Farbe und Bauweise entsteht ein 
metaphorisches Bild von einem großen 
Häusermeer
(siehe Tab. 18). 
g. Störche auf den Minaretten Bucharas werden von den Reiseautoren vielfach 
bewundert oder gar als Wahrzeichen Bucharas wahrgenommen (siehe Tab.19). 
Kisch jedoch betrachtet diese Vögel als Last der Vergangenheit und umschreibt 
sie ironisch als „
Funktionäre Allahs
“ (Kisch 1932, S. 62).
4) Das Konzept „Basar“ hat folgende linguokulturelle Merkmale: 
a. In den analysierten Textkorpora ist eine deutliche Marktromantik nachzuweisen, 
somit gehört 
Basar
zu einem der typischsten Wahrnehmungskonstrukte über 
die usbekische/zentralasiatische Kultur. Die Reiseautoren schwärmen für die 
Basare Turkestans oder der USSR, widmen oftmals einen separaten Abschnitt 
ihres Buches diesem wichtigen Orientmerkmal. 
b. Die 
Autoren 
beobachten 
das 
Leben 
und 
Treiben 
der 
Usbeken/Sarten/Zentralasiaten auf dem Basar und kommen zum Schluss, dass 
die Basare eine große Bedeutung für die einheimische Bevölkerung haben. Am 
besten ist das in den gebrauchten Periphrasen und Metaphern zu sehen (siehe 
Tab. 20). Somit ist der Spruch von Richard Christ „
der Orientale liebt den Basar
“ 
(Christ 1979, S. 127) als ein Stereotyp zu bewerten. 
c. Ein vielfach erwähntes Konzeptmerkmal ist die Buntheit der Basare. Vámbéry, 
v. Schweinitz und Karutz verbinden diese Buntheit mit dem Gemisch 
verschiedener Ethnien, Moser und Ross sehen bunte Kleider und Stoffe (siehe 
Tab. 20). Christ zieht eine Parallele zu den verschleierten Frauen Turkestans 
und gebraucht dazu die Farbkonstellation ‚bunt-grau‘. 


228 
d. Die meisten Autoren berichten von der Bewegung und Lebhaftigkeit in den 
Basaren, wobei die Verkäufer meistens ruhig bleiben und kein reges Interesse 
an den Kunden zeigen (siehe Tab. 20). 
e. Ein einheitlicher Gebrauch von basarbezogenen Realienwörtern, mit 
Ausnahme des Wortes 
Karawan
(inzwischen in den deutschen Wortschatz als 
„die Karawane“ integriert), ist in den analysierten Reiseberichten nicht 
vorhanden (siehe Tab. 21). 

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