Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


 Zum Begriff „Linguokulturelles Konzept“



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Diss Rakhimova 2018

2.2.5 Zum Begriff „Linguokulturelles Konzept“
Der Begriff 
Konzept
(lat. 
conceptus
ʻerste Niederschriftʼ; oder lat. 
concipere
ʻauffassenʼ) ist heutzutage weitgehend populär und wird in der modernen 
Wissenschaft auf verschiedene Art und Weise interpretiert. Was wird aber unter 
dem Begriff 
linguokulturelles Konzept
verstanden? In der vorliegenden 
Dissertation 
dienen 
linguokulturelle 
Konzepte 
als 
ein 
wichtiges 
Analyseinstrumentarium, weshalb eine Erläuterung nötig ist.
Der erste russische Wissenschaftler, der diesen Begriff als Objekt der 
interdisziplinären linguistisch-philosophischen Forschung einführte, war der 
russische Philosoph und Linguist Askol‘dov. In seinem Artikel „Wort und Konzept“ 


36 
definiert er das Konzept als „
denkerische Bildung, die uns im Denkprozess eine 
unbestimmte Vielzahl der Gegenstände einer und derselben Art ersetzt
“ 
(Askol‘dov 1997, S. 269). 
Heutzutage gilt es in der Linguokulturologie als unbestritten, dass Konzepte als 
Teile des Wahrnehmungsprozesses nicht nur beschreibend-klassifizierende, 
sondern auch emotional-subjektive Charakteristika umfassen.
Laut Stepanov werden Konzepte nicht nur wahrgenommen, sondern auch 
nachempfunden (vgl. Stepanov 1997, S. 41). Slyshkin versteht unter dem Begriff 
linguokulturelles Konzept
subjektive Elemente der Kultur, die sich auf die 
Sprache auswirken (vgl. Slyshkin 2004, S. 21). Linguokulturelle Konzepte sind 
also mentale Bildungen, die mit Hilfe der Sprache verbalisiert werden. 
Der russische Linguist Vorkacev betont in seiner Definition des Konzepts die 
ethnokulturelle Spezifik, für ihn ist ein linguokulturelles Konzept „
eine Einheit des 
kollektiven Wissens/Bewußtseins […], die einen sprachlichen Ausdruck hat und 
von der ethnokulturellen Spezifik geprägt ist
.“ (Vorkacev 2001, S. 70). 
Linguokulturelle Konzepte haben somit eine semiotische Natur und werden 
mithilfe bestimmter Verbalmittel versprachlicht, die ein sogenanntes 
konzeptuelles Feld
(russ. 
концептуальное поле
) bilden. Dabei bleibt es nicht in 
einem bestimmten Rahmen, mit der Zeit kann sich die Aktualität dieses oder 
jenes Konzeptes und die Intensivität seiner Wertung ändern (vgl. 
Karasik/Slyshkin 2003, S. 50-55).
Die Struktur eines linguokulturellen Konzepts setzt sich aus Begrifflichkeit, 
Bildlichkeit und Wert- und Bewertungsschicht zusammen. Den Kern des 
Konzepts bilden bildliche Charakteristika, die als Ergebnisse der emotionalen 
Wahrnehmung der Welt ein Bild des Objekts gestalten. Neben dem Kern hat ein 
Konzept auch einen Interpretationsteil, in diesem Teil werden einzelne 
konzeptuelle Merkmale dargestellt. Ein linguokulturelles Konzept besteht daher 
oft aus mehreren Schichten, zur Struktur des Konzepts gehört alles, was es zur 
Tatsache der Kultur macht (vgl. Stepanov 1997, S. 40). Stepanov beschreibt drei 
Teile des linguokulturellen Konzepts: „
das aktuelle Hauptmerkmal, das jedem 
Kulturträger bekannt und wertvoll ist; ein oder mehrere zusätzliche passive 
Merkmale, die für manche Gruppen der Kulturträger aktuell sind; die innere Form 
des Konzepts, die im Alltag nicht wahrgenommen wird und lediglich den 
Fachleuten bekannt ist, die aber die äußere symbolische Ausdrucksform des 


37 
Konzepts festlegt
“ (ebd.: S. 41-42).
Ein linguokulturelles Konzept weist im Allgemeinen folgende Merkmale auf (vgl. 
Vorkačev 2014, S. 18, z. T. auch Földes 2019, S.104-105): 
a) Mehrdimensionalität als Folge seines Synthetismus, d.h. Existenz der 
semantisch verschiedenartigen Anteile; 
b) hierarchischer Aufbau, die Systemabhängigkeit seiner Eigenschaften; 
c) Ethnospezifik;
d) Begrenztheit durch das Bewusstsein des Sprachträgers; 
e) Dreikomponentenstruktur (Bildlichkeit – Begrifflichkeit – Wertung); 
f) Methodologische Zugänglichkeit. 
Da das Konzept im Bewusstsein entsteht, kann es in individuelle, 
gruppenspezifische, kulturspezifische und universale Typen geteilt werden. Die 
existierende Klassifikation der Konzepte zeugt von der Komplexität und 
Vielseitigkeit der inhaltlichen und strukturellen Organisation der Konzepte.
In vorliegender Dissertation sind linguokulturelle Konzepte nach folgenden 
Komponenten analysiert und klassifiziert worden (siehe Abb. 1): 
a) Entstehungskontext/historischer Hintergrund der Reiseberichte: Hier ist es 
wichtig zu beachten, in welcher Epoche der Reisebericht entstand und von 
wem er unter welchen Bedingungen verfasst wurde. Welche typischen 
Wahrnehmungsstrukturen lassen sich identifizieren? Ist dabei eine 
Kontinuität festzustellen? Welche linguokulturelle Konzepte sind je nach 
historischem Zeitraum besonders stark vertreten?
b) Ziel/Motive der Reise: Mit welcher Absicht reiste der Reiseautor in das 
fremde Land? Welche expliziten und impliziten Motive sind dabei zu 
erkennen?
c) Intertextualität: Existieren gewisse Bezüge unter Reiseberichten? Auf 
welche Weise stehen Texte miteinander in Verbindung? 
d) Kulturelle Stereotype: Welche Stereotype sind für den jeweiligen 
historischen Zeitraum als typisch anzusehen?
e) Sprachpersönlichkeit: Auf welche Weise hängen die sprachlichen 
Konstrukte mit eigenen kulturellen Traditionen des Autors zusammen? Bei 


38 
der linguokulturellen Analyse werden Stilmittel identifiziert, die nur für 
diesen oder jenen Autor typisch sind.
f) Authentizität: Welche Rolle spielen Realienwörter als Ausdrucksmittel der 
Beweisführung?
g)
Bildlichkeit und Bildhaftigkeit: Wie oft werden die Ausdrucksmittel der 
Bildlichkeit und Bildhaftigkeit in den untersuchten Reisetexten verwendet? 
Welche Funktionen kommen ihnen dabei zu?
Die oben angeführten Komponenten sollen zur adäquaten Interpretation des 
Usbeken- und Usbekistanbildes verhelfen, das in den deutschsprachigen 
Reiseberichten identifiziert wird. 
Abbildung 1. Komponenten des linguokulturellen Konzepts 

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