Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum


 Zum Begriff „Sprache“ aus Sicht der Linguokulturologie



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Diss Rakhimova 2018

2.2.3 Zum Begriff „Sprache“ aus Sicht der Linguokulturologie 
Unter 
Sprache
[lat. 
lingua
; engl. 
language
; frz. 
langue, langage, parole
] wird ein 
System von Lauten und graphischen Zeichen verstanden, das Menschen sowohl 
mündliche als auch schriftliche Kommunikation ermöglicht und ihnen bei der 
Orientierung in der Welt hilft. Die Sprachen teilen sich in natürliche Sprachen (z. B. 
Deutsch, 
Englisch, 
Französisch 
usw.), 
künstliche 
Sprachen 
(z. 
B. 
Programmiersprachen, speziell erfundene Sprachen wie Esperanto) und partikulare 


31 
Zeichensysteme (z. B. Gebärdensprache) (vgl. Schweikle/Oschmann 2007, Sp. 723).
Der Text als Produkt entsteht an der Schnittstelle von Linguistik und Kulturologie, denn 
er gehört zum Sprachlichen und gilt als eine Ausdrucks- und Existenzform der Kultur. 
Jeder Text ist dabei kontextabhängig und hat eine eigene Entstehungsgeschichte. 
Durch die Sprache werden die Semiotik der Kultur und das Weltbild eines Individuums 
oder einer Masse vermittelt.
Zur wissenschaftlichen Bedeutung der Sprache haben verschiedene Denker Theorien 
über deren Rolle und Funktion entwickelt. Angesichts der großen Zahl an Theorien 
werden hier ausschließlich diejenigen Sprachtheorien kurz beschrieben, die für die 
vorliegende Studie von Wichtigkeit sind. Diese sind:
1) Sprache als Symbolsystem zur Kommunikation (Edward Sapir) 
Der amerikanische Sprachwissenschaftler Edward Sapir definiert Sprache als „
eine 
ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur 
Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei 
geschaffenen Symbolen
“ (Sapir 1972 [1961], S. 17). Nach Sapirs Verständnis ist die 
Sprache also eine ‚Übermittlungsmethode‘ und ein ‚System von Symbolen‘. Kultur sei 
das, „
was die Gesellschaft macht und denkt
“ (Sapir 1996 [1934], S. 32). Die Rolle der 
Sprache bezieht sich auf die Beschreibung der Art und Weise des Denkens (vgl. ebd.). 
2) Sprache als Organon (Karl Bühler) 

Die Sprache ist dem Werkzeug verwandt; auch sie gehört zu den Geräten des 
Lebens, ist ein Organon wie das dingliche Gerät, das leibesfremde materielle 
Zwischending; die Sprache ist wie das Werkzeug ein geformter Mittler. Nur sind es 
nicht die materiellen Dinge, die auf den sprachlichen Mittler reagieren, sondern es sind 
die lebenden Wesen, mit denen wir verkehren
“ (Bühler 1965 [1934], S. XXI-XXII). Mit 
diesen Worten deutet Karl Bühler schon im Vorwort seines Buches „Sprachtheorie“ auf 
den Sinn seines Organon-Modells der Sprache hin. Er antwortet auf die Frage „
Was 
ist Sprache
?“ mit vier Unterscheidungen:

Die Trichotomie 
Ausdruck – Appell – Darstellung

Die Unterscheidung zwischen 
Zeichen
und 
Symbol

Die Doppelunterscheidung zwischen 
Sprechhandlung
– 
Sprachwerk
und 
Sprechakt
– 
Sprachgebilde


Die Unterscheidung zwischen 
Wort
und 
Satz
(vgl. Rolf 2008, S. 17). 


32 
Als Oberbegriff für diese Unterscheidungen nennt Bühler Lehrsätze bzw. Axiome. Die 
Axiome teilen sich nach seiner Theorie in vier Gruppen.
 
Axiom A
beschreibt das Organon-Modell der Sprache. Dabei greift Bühler auf Platons 
Worte zurück: „
Ich denke, es war ein guter Griff Platons, wenn er im Kratylos angibt, 
die Sprache sei ein organum, um dem andern etwas mitzuteilen über die Dinge
.“ 
(Bühler 1965 [1934], S. 24). Gemäß diesem Modell hat ein sprachliches Zeichen drei 
semantische Funktionen: 
 

Es ist Symbol Kraft seiner Zuordnung zu Gegenständen und Sachverhalten, Symptom 
(Anzeichen, Indicium) Kraft seiner Abhängigkeit vom Sender, dessen Innerlichkeit es 
ausdrückt, und Signal Kraft seines Appells an den Hörer, dessen äußeres oder inneres 
Verhalten es steuert wie andere Verkehrszeichen.

 
(Bühler 1965 [1934], S. 28)
Bei 
Axiom B
steht die Zeichennatur der Sprache im Vordergrund. Bühler unterscheidet 
zwischen 
Gegenstandszeichen
(Repräsentation eines Dinges oder einer Klasse von 
Dingen) und 
Feldzeichen
(Stellung im Satz oder im Kontext). Jedes Wort besitzt also 
einen 
Symbolwert
und einen 
Feldwert. 
Axiom C
behandelt das sogenannte 
Quadrifolium
, das die Relationen zwischen 
Sprechhandlung
– 
Sprachwerk
und 
Sprechakt
– 
Sprachgebilde
näher betrachtet.
 
Axiom D
analysiert das Verhältnis von 
Wort
und 
Satz
(vgl. Rolf 2008, S. 18). 
Die Sprache ist also nach Bühlers Theorie ein Vermittlungssystem, das den Regeln 
der oben beschriebenen vier Axiome entspricht.
Sprache ist aber auch ein wichtiger Bestandteil der Kultur, die sich unter anderem in 
der Sprache widerspiegelt; sie ist „
das deutlichste Zeichen dieses frühen 
Eingebundenseins in eine übergreifende Identitätsstruktur
“ (Definition von Dieter 
Claessens) (Schäffter 1991, S. 46). Linguokulturologie betont dabei, dass Sprache 
nicht nur ein Mittel zur Kommunikation und zum Ausdruck der Gedanken ist, sondern 
auch zur Speicherung kulturellen Wissens und darüber hinaus zur Übermittlung, 
Nutzung und Umwandlung von Informationen dient. Kultur ist, wie Sprache auch, ein 
semiotisches System, das Informationen übermitteln kann. Aber anders als Sprache 
ist Kultur nicht zur Selbstorganisation fähig, da sie vor allem als Gedächtnis einer 
Gemeinschaft angesehen wird. Die Triade 
Sprache
– 
Nation
(nationale Persönlichkeit)
– 
Kultur
gilt als Fokus, wo sich die wichtigsten Fragestellungen dieses 
Wissenschaftszweigs kreuzen und gelöst werden können (vgl. Vorob’ev 1997, S. 12-


33 
13). 
Die Bedeutung der Sprache bei der Aufbewahrung und Vermittlung der Kultur 
unterstreicht auch Kulturwissenschaftlerin Ter-Minasova: 
 

Sprache ist eine mächtige Gesellschaftswaffe, die den Menschenstrom in eine Ethnie 
verwandelt und die durch Aufbewahrung und Vermittlung der Kultur, der Traditionen 
und des gesellschaftlichen Selbstbewusstseins einer Nation dieses Sprachkollektiv 
bildet.

10
(Ter-Minasova 2000, S. 15) 
Maslova betrachtet die Sprache als einen Mechanismus, der dem Kodieren und der 
Übertragung einer Kultur dient. Die Texte seien dabei die wahren Bewahrer der Kultur. 
Nicht die Sprache, sondern Texte würden die geistige Welt des Menschen 
widerspiegeln und gerade Texte seien unmittelbar mit Kultur verbunden, da sie 
mehrere Kulturcodes und Informationen über Geschichte, Ethnologie, nationale 
Psychologie und nationales Verhalten enthielten, also alles, was den kulturellen Inhalt 
bildet (vgl. Maslova 2010, S. 87).

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