Zum Usbeken- und Usbekistanbild im deutschsprachigen Raum



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Bog'liq
Diss Rakhimova 2018

2.4.1.2 Symbol 
Der Begriff 
Symbol
hat in der Kulturologie eine besondere Stellung. Symbole spielen 
in der Kultur eine einzigartige Rolle, indem sie die Welt der Bedeutungen mit der Welt 
der Gegenstände und pragmatischen Beziehungen verbinden. Was ist ein Symbol? 
Das Wort 
Symbol
entstammt dem griechischen 
symbolon
und bedeutet lexikalisch 
ʻWahrzeichenʼ. In der Antike bestand das Symbol als Erkennungszeichen aus zwei 
Hälften, die z. B. bei einer Nachrichtenübermittlung oder Vertragserneuerung als 
Beglaubigung dienten. Der Begriff 
Symbol
wird in verschiedenen Disziplinen, wie z. B. 
in der Theologie, Psychoanalyse und Soziologie, verwendet, seine Bedeutung bleibt 
aber zum Teil sehr vage. Es ist nicht klar abzugrenzen von sprachlichen Phänomenen 
wie Allegorie, Emblem, Metapher, Metonymie und Synekdoche. Fest steht jedoch, 
dass das Symbol keine rhetorische Figur ist; es bezieht sich immer auf etwas Reales 
und Gegenständliches (vgl. Peil 2008 [1998], Sp. 696).
In der vorliegenden Untersuchung werden unter Symbolen solche Sinnbilder 
verstanden, die eine tiefere kulturelle Bedeutung tragen als auf den ersten Blick 
erkennbar ist. Dieser Ansatz, der Begriff des Symbols als Träger kultureller Bedeutung, 
ist dem Philosophen Cassirer zu verdanken. Cassirers Theorie des Symbols bzw. der 
symbolischen Formen basiert auf der Vorstellung, dass die gesamte Menschheit in 
symbolischen Formen lebt und jeden Gegenstand aus einer bestimmten 
Sinnperspektive wahrnimmt. Cassirer nennt dies „
symbolische Prägnanz der 
Wahrnehmung
“ (Cassirer 2009 [1923-1929], S. XI). 
Der Begründer des französischen Strukturalismus und Ethnologe Claude Lévi-Strauss 
fand mit seinen ethnosoziologischen Studien, in denen er die Struktur von Familien, 
totemischen Clans und Mythen der Menschheit untersuchte, wichtige Ansätze zur 
Symbolik: 
 

Wenn, wie wir meinen, die unbewußte Tätigkeit des Geistes darin besteht, einem 
Inhalt Formen aufzuzwingen, und wenn diese Formen im Grunde für alle Geister, die 
alten und die modernen, die primitiven und zivilisierten dieselben sind – wie die 
Untersuchung der symbolischen Funktion, wie sie in der Sprache zum Ausdruck 
kommt, überzeugend nachweist –, ist es notwendig und ausreichend, die unbewußte 
Struktur, die jeder Institution oder jedem Brauch zugrunde liegt, zu finden, um ein 
Interpretationsprinzip zu bekommen, das für andere Institutionen und andere Bräuche 


53 
gültig ist, vorausgesetzt natürlich, daß man die Analyse weit genug treibt.

 
(Lévi-Strauss 2008 [1971], S. 35) 
Lévi-Strauss bezeichnet soziales Leben als einen Austausch von Zeichen und ein 
Lesen von Symbolen. Er weist auf die Bilder hin, die in den Köpfen der Menschen 
unbewusst entstehen und den gemeinsamen und spezifischen Charakter der sozialen 
Gegebenheiten schaffen. Das Unbewusste sei verantwortlich für das symbolische 
Denken, es sei eine Kategorie des kollektiven Denkens. Das Vokabular bekomme 
Bedeutung für uns selbst und für die anderen nur insoweit, als das Unbewusste es 
gemäß seinen Regeln organisiere und aus ihm einen Diskurs mache. Das Vokabular 
sei weniger wichtig als die Struktur oder Strukturgesetze. Die Struktur bleibe dieselbe 
und durch sie erfülle sich die symbolische Funktion (vgl. ebd.: S. 224). Unter Struktur 
(-gesetzen) versteht Lévi-Strauss „
Antriebe, Emotionen, Vorstellungen, Erinnerungen
“ 
(ebd.: S. 223). Nach Lévi-Strauss ist Kultur ein Zusammenhang symbolischer 
Systeme, an deren Spitze die Sprache, die Heiratsregeln, die Wirtschaftsbeziehungen, 
die Kunst, die Wissenschaft und die Religion stehen (vgl. Lévi-Strauss 1978, S. 15). 
Da das Symbol ein Sinnbild ist, also ein Bild, das in den Köpfen entsteht, das aber 
zugleich gesehen werden kann, ist es neben der Metapher zu Recht ein Instrument 
der linguokulturologischen Analyse, denn die Linguokulturologie untersucht vor allem 
sprachliche (Fremden-)Bilder. 
Nach Maslova kann für Symbole eine ganze Reihe von Eigenschaften aufgezählt 
werden: Bildlichkeit (Ikonizität), Motiviertheit, Komplexität des Inhalts, Mehrdeutigkeit, 
Verschwommenheit der Bedeutungsgrenzen im Symbol, Ähnlichkeit des Symbols mit 
Archetypen, Universalität in einer bestimmten Kultur, Überschneidung von Symbolen 
in verschiedenen Kulturen, national-kulturelle Spezifität einer ganzen Reihe von 
Symbolen, strukturelle Ähnlichkeit des Symbols mit Mythen und Archetypen (vgl. 
Maslova 2001, S. 98).
Symbol und Metapher dienen somit einem Resultat, wirken jedoch auf verschiedene 
Art und Weise: 
 

Das Symbol ist ein Konzept, das mit dem Bild verwandt ist, deshalb ist oft die Rede 
von symbolischen Bildern. Das Symbol wird von erhabenem Sinn begleitet, derweil 
sich das Bild mit einem Objekt jedes Niveaus assoziieren kann. Wurde der Übergang 
vom Bild zur Metapher durch semantische und literarische Bedürfnisse erzeugt, ist der 
Übergang zum Symbol (sowohl vom Bild als auch vom Zeichen) durch 


54 
extralinguistische Faktoren bedingt.

14
(Maslova 2001, S.100) 
Der kognitive Inhalt der Metapher veranschaulicht die Vereinigung von zwei 
verschiedenen Teilen eines 
Weltmodells
, ein Symbol verbindet dagegen ein 
Weltmodell
mit einem 
Verhaltensmodell

 
Der symbolische Ansatz von Lotman definiert Kultur als „
symbolisches Weltall
“ (russ.: 
ʻсимволическая вселеннаяʼ) (Lotman 1996, S. 148) und untersucht die Verwendung 
von Symbolen in der Kultur. Texte werden dabei als eine Schatzgrube an 
Informationen bezeichnet, die methodengeleitet entziffert werden müssen. Diese 
Informationen gelten als unikal, denn sie spiegeln die besondere persönliche 
Beziehung des Autors zur fremden Kultur wider: 

Das Symbol […] bleibt auf der Ausdrucks- wie der Inhaltsebene immer ein Text, das 
heißt, es besitzt eine einheitliche, in sich geschlossene Bedeutung und eine klar 
markierte Grenze, die erlaubt, es vom umgebenden semiotischen Kontext zu trennen. 
Der letzte Umstand erscheint uns besonders wesentlich für die Fähigkeit, ‚Symbol zu 
sein‘.
“ 
(Lotman 2010, S. 148)
Dabei können nicht zuletzt Traditionen, Sitten und Bräuche, die einer 
Kulturgemeinschaft zugehörig sind, kulturelle Symbole beinhalten und empirisch 
zugänglich sein. Somit sind sie ein Teil des kulturellen Gedächtnisses dieser 
Gemeinschaft:
 

Die Symbole haben sich die Fähigkeit erhalten, in konzentrierter Form extrem 
umfangreiche und bedeutsame Texte zu speichern. […] Das Symbol gehört niemals 
einem einzelnen synchronen Schnitt der Kultur an – es durchstößt diese Schicht immer 
vertikal, kommt aus der Vergangenheit und reicht in die Zukunft. Das Gedächtnis des 
Symbols ist immer älter als das Gedächtnis seiner nichtsymbolischen Textumgebung.

 
(Lotman 2010, S. 148-149)
Eine linguokulturologische Analyse basiert neben dem Erkennen von 
Ausdrucksmitteln der Bildlichkeit und ihrer Funktionen auf der hermeneutischen 
Vorgehensweise, d. h. Symbole, die in Texten vorkommen, werden aus kultureller 
14
Im Original: „Символ -концепт, родственный образу, поэтому часто говорят о символических образах. Символу 
сопутствуют высокие смыслы, в то время как образ может ассоциироваться с объектом любого уровня. Если 
переход от образа к метафоре вызван семантическими и художественными нуждами, то переход к символу (и от 
образа, и от знака) определяется факторами экстралингвистического характера.“


55 
Sicht entziffert und/oder interpretiert. Eine linguokulturologische Analyse der Symbole 
könnte neue kulturelle Erkenntnisse mit sich bringen und somit zu interessanten 
Forschungsergebnissen führen.
Ein weiteres Ausdrucksmittel, das die Texte lebendiger macht und zum Entstehen 
eines Fremdbildes beiträgt, ist der Vergleich. 

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