Thema 1: Wesen und Aufgaben der Phonetik. Physiologie und Akustik der Sprachlaute

III. Die Einheiten der Phonetik.
Zu den grundlegenden phonetischen Einheiten gehören folgende Lautmittel:
1. segmentale phonetische Einheiten;
2. suprasegmentale phonetische Einheiten
Zu den segmentalen phonetischen Einheiten gehören Sprachlaute (Vokale und Konsonanten), die phonetische Silbe. Die suprasegmentalen phonetischen Einheiten sind:
1. Wortbetonung.
2. Die Intonation und ihre Komponenten.
Manchmal werden die suprasegmentalen Einheiten prosodische phonetische Mittel genannt. Prosodische oder suprasegmentale Laut­mittel sind solche, die sich den Segmenten der Rede (den Silben, rhythmischen Gruppen, Syntagmen, Sätzen) überlagern.
Sowohl segmentale als auch suprasegmentale Einheiten können da­bei vom phonetischen (im engeren Sinne des Wortes) und vom phonologischen (funktionalen) Standpunkt aus behandelt und beschrieben werden.
IV. Drei Betrachtungsweisen von Sprachlauten
Der Sprachlaut ist eine komplizierte und komplexe Erscheinung (Einheit) der Rede (des Sprechaktes) und kann, wie schon bemerkt wor­den ist, von drei Standpunkten aus analysiert und beschrieben werden:
1. vom physiologischen Standpunkt aus (als physiologische Erschei­nung, d.h. als wahrnehmbares Ergebnis der Tätigkeit der Sprechorgane;
2. vom akustisch-physikalischen Standpunkt aus (als Schallwelle);
3. vom funktionalen Standpunkt aus (als Mittel zur Differenzie­rung der bedeutungs-tragenden Einheiten der Sprache, d. h. der Wörter und Morpheme). Der Sprachforscher interessiert sich in erster Linie für die Funktionen der Sprachlaute, die sie im Sprachsystem ausüben. Aber er soll dabei die anderen zwei Seiten des Sprachlautes nicht vernachlässigen, weil die reine phonetische Forschung (akustische und physiologische) der Phonologie, der Lehre über die Funktion der sprachlichen Lautmittel, Erkenntnisse über die materielle Grundlage der Sprache liefert. Die reine phonetische Betrachtungsweise kann auch ohne phonologische (sprachlich—relevante) Erkenntnisse nicht auskommen. Im folgenden wollen wir aus diesen Gründen die ersten zwei kurz, die letzte eingehend behandeln.