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Leitfaden Geflügelhaltung
ist jedoch niemals in der Lage die anfallenden Wassermengen in einem Hähnchenstall zu binden.
Durchschnittlich kommen nämlich 140 Liter Wasser je Quadratmeter Stallboden zusammen. Also was
hält die Einstreu trocken, wenn es nicht das Wasserbindevermögen ist?
Grundsätzlich ist die Betonplatte vorzuheizen. Ihre Temperatur sollte mindestens 30 °C und mehr
betragen. Dies ist dem Praktiker oftmals zu teuer. Dennoch sollte das als unterer Grenzwert auch
tatsächlich Anwendung finden. Nach dem Aufheizen wird eingestreut, und zwar nach dem Motto:
„Weniger ist mehr!“ Bereits die Ausbringung wenige Gramm (600-1.000) pro Quadratmeter Stallboden
sind ausreichend. Wie aber kann derart wenig Einstreumasse ein genügendes Wasserbindevermögen
haben?
Hierzu muss man wissen, dass es weniger auf das Bindevermögen, sondern eher auf die Fähigkeit
einmal gebundenes Wasser wieder abzugeben, ankommt. Ob Strohhäcksel, Hobelspäne oder
Strohpellets verwendet werden, soll hier zunächst nicht grundlegend unterschieden werden. Viel
wichtiger ist bei allen Einstreumaterialien die
Temperatur der Bodenplatte
und eine
geringe
Schichtdicke
, die dadurch eine gute Beweglichkeit und eine Luftdurchlässigkeit besitzt. Die Einstreu
muss von den Tieren durchzuarbeiten sein. Dadurch wird sie belüftet und das Kotwasser kann
abtrocknen über die Lüftung abgeführt werden. Ist die Betonplatte jedoch zu kalt, bildet sich
Kondenswasser und in der Folge schwarze, faulige und schimmelige Einstreu. Ist die Einstreuschicht
zu dick, so kann diese von den Tieren nicht durchgearbeitet werden und demnach auch nicht
vollumfänglich abtrocknen. Es bildet sich eine pappige Matte. In der heutigen Masthühnerhaltung ist es
also nicht das Ziel, Wasser in der Einstreu zu binden, sondern es abzuführen.
Man kann immer wieder feststellen, dass Tiere auf einer nasseren Einstreu oftmals mit
Fußballenläsionen zu kämpfen haben. Auf einer trockenen Einstreu treten die Fußballenveränderungen
deutlich weniger auf. Trotzdem ist eine trockene Einstreu kein alleiniger Garant für eine gute
Fußballengesundheit und vor allem der Weg zu trockener Einstreu führt nicht allein über Menge und Art
des eingesetzten Materials und die Temperatur der Bodenplatte. Zusätzlich sollte auch dem Einfluss
der Fütterung, insbesondere der Proteinversorgung in der Startphase, mehr Beachtung geschenkt
werden. Wird mit der Proteinversorgung zu Beginn unter dem Soll gefahren, kann dadurch eine
verbesserte Darmgesundheit erreicht werden. Die Folge ist ein trockenerer Kot und damit eine
verbesserte Einstreuqualität. Positive Folgewirkung ist zudem ein belastbares Immunsystems und damit
eine geringere Stressempfindlichkeit. Das Soll-Gewicht holen die Tiere durch kompensatorisches
Wachstum in der Endphase wieder auf.
Neben der Trockenheit spielt auch die Struktur des Bodenbelags eine enorme Rolle im Hinblick auf
gesunde Fußballen. Scharfe Kanten und zu grobes Material sind eher ungeeignet. Das Einstreumaterial
muss also diverse Kriterien erfüllen, zudem noch verfügbar und preislich im Rahmen sein. Die
nachfolgende Beschreibung möglicher Materialien soll bei einer betriebsindividuellen Entscheidung
behilflich sein.
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