Duden Allgemeinbildung: Deutschland Alles, was man wissen muss



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Binärsystem
Zahlensystem, das zur Darstellung von Zahlen nur zwei Ziffern (0 und
1) verwendet


Ein solcher 
Volksempfänger
stand während des Dritten Reiches in nahezu jedem deutschen
Haushalt.


Lise Meitner und Otto Hahn
1925 im Labor des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Berlin
Kernspaltung und Uranverein
1938 entdeckten Otto Hahn (1879–1968) und Fritz Straßmann (1902–80),
dass ein Urankern, wenn er mit Neutronen beschossen wird, in zwei
nahezu gleiche Teile zerplatzt und weitere Neutronen freigesetzt werden.
Für die Entdeckung der Kernspaltung erhielt Hahn 1944 den Nobelpreis
für Chemie.
Steckbrief
Lise Meitner
Lise Meitner (1878–1968), die lange Jahre mit Otto Hahn zusammengearbeitet hatte,
musste Deutschland aufgrund der politischen Verhältnisse verlassen. Zusammen mit
ihrem Neffen Otto Frisch (1904–79) interpretierte sie die Ergebnisse von Hahn und
Straßmann. Anhand des Tröpfchenmodells von Niels Bohr (1885–1962) erklärten die
beiden die physikalischen Vorgänge bei der Kernspaltung. Für ihre Leistungen wurde
Meitner nicht mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, womöglich vermied es Hahn, auf


Meitners Beitrag gebührend hinzuweisen.
Durch die Freisetzung weiterer Neutronen war die Möglichkeit einer
Kettenreaktion gegeben, die sowohl kontrolliert in einem Reaktor zur
Energiegewinnung als auch unkontrolliert zum Bau einer Bombe genutzt
werden konnte. Der 1939 gegründete Uranverein sollte die Möglichkeiten
der zivilen und militärischen Nutzung der Kernenergie ausloten.
Bei der Forschung lag Deutschland bis etwa 1942 mit den USA
gleichauf. Dann jedoch stuften die Machthaber das Projekt zurück und
man geriet in Rückstand.
Nach dem Krieg wurden die beteiligten Wissenschaftler, darunter
Werner Heisenberg (1901–76) und Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–
2007), auf dem englischen Landsitz Farm Hall festgehalten. Bis zum
Abwurf der Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki glaubten die
deutschen Wissenschaftler, gegenüber den USA einen Vorsprung
besessen zu haben. Danach entstand die Legende, dass die
Wissenschaftler den Bau bewusst verzögert hätten, ausreichende
überprüfbare Belege dafür liegen jedoch nicht vor
Suche nach Ersatzstoffen
Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs hatten erheblichen Einfluss auf
die nationalsozialistische Wissenschafts- und Technikpolitik. Die
Errichtung eines blockadesicheren Staates war erklärtes Ziel der
Nationalsozialisten. Mithilfe von Ersatzstoffen sollten sowohl die
militärische Schlagkraft garantiert als auch die Bevölkerung mit
genügend Konsumgütern versorgt werden. Bereits 1933 schloss die neue
Regierung mit der IG Farben den „Benzinvertrag“. Mit synthetisch
hergestelltem Benzin wollte man sich von Mineralölimporten unabhängig
machen. Fast alle Autarkieprojekte waren wirtschaftlich unrentabel und
der unmittelbaren Kriegsvorbereitung geschuldet.


Rüstung für den Luftkrieg
Der Ausbau der Luftwaffe war das ehrgeizigste Projekt des Dritten
Reiches. Die ehemals mittelständischen Flugzeugproduzenten erlebten
im Dritten Reich erhebliche Zuwachsraten in puncto Produktion und
Arbeiterzahl. Die wissenschaftliche Forschung wurde mit enormen
finanziellen Mitteln gefördert.
Schon im April 1934 wurde im Technischen Amt des
Reichsluftfahrtministeriums der Plan gefasst, die Luftwaffe extrem
aufzurüsten. Die „Industrierüstungsgrundlagen 1.4.38“ regelten, wie viele
Flugzeuge zum angenommenen Mobilmachungsfall am 1.4.1938 von
jedem Flugzeugtyp zu fertigen seien.
Entgrenzte Wissenschaft
In totalitären Systemen wird die wissenschaftliche Ethik oft missachtet.
Die Nationalsozialisten traten moralische Grundsätze mit Füßen, manche
Wissenschaftler nutzten dies, um ethisch nicht vertretbare Wege zu
gehen. In der Medizin etwa konnten im Dritten Reich Versuche an
Menschen durchgeführt werden. Josef Mengele (1911–79) unternahm in
seiner Funktion als Chefarzt des Vernichtungslagers Auschwitz
massenhaft menschenverachtende Experimente an Häftlingen, was ihm
die Bezeichnung „Todesengel“ eintrug. Aber auch in anderen
Wissensgebieten wurden Menschenversuche durchgeführt. Auf der
Schuhprüfstrecke in Sachsenhausen etwa wurden neue
Kunststoffschuhsohlen als Ersatz für Ledersohlen getestet. Dort mussten
KZ-Häftlinge auf einer gut 700 m langen Teststrecke rund 40 km am Tag
laufen – viele Häftlinge starben aufgrund von Unterernährung und
Erschöpfung.
SCHLAGZEILE


Experimentierfeld Guernica
Am 26.4.1937 bombardierte die deutsche Legion Condor die Kleinstadt Guernica
während des spanischen Bürgerkriegs, um den Diktator Francisco Franco (1892–
1975) zu unterstützen. Die Stadt war kein militärisches Ziel, sondern diente als
Experimentierfeld für die neue Luftwaffe. Das berühmte Gemälde „Guernica“ von
Pablo Picasso entstand aus Protest gegen diese Völkerrechtsverletzung.


Geteiltes Deutschland
Zwei Systeme, zwei Ansätze
Nach dem Krieg waren deutsche Wissenschaftler und
Industrieanlagen begehrte Kriegsbeute der Alliierten. Die friedliche
Nutzung der Atomkraft galt in West und Ost als fortschrittlich. Die
in der DDR verfolgte Vorstellung, Innovationen planen zu können,
erwies sich als Irrweg.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unternahmen die Siegermächte
große Anstrengungen, um sich die Dienste herausragender deutscher
Wissenschaftler zu sichern.

V2
Die „Wunderwaffe“ V2 war die erste funktionsfähige mit Flüssigkeit angetriebene
Großrakete der Welt. Ihre Reichweite betrug etwa 300 km.
Die Jagd auf deutsche Gehirne
Die USA spürten im Rahmen der beiden Geheimprojekte „Operation
Overcast“ und „Paperclip“ Wissenschaftler auf und brachten sie später in
die USA. Auch die Sowjetunion deportierte deutsche Wissenschaftler und
demontierte große Industrieanlagen. Einer der begehrten
Wissenschaftler war Wernher von Braun (1912–77), der maßgeblich an
der Entwicklung der „Vergeltungswaffe“ V2 beteiligt gewesen war. Ab
1937 war er technischer Leiter der Raketenversuchsanstalt in
Peenemünde. In den USA arbeitete von Braun für die neu gegründete


Weltraumbehörde NASA. Mit der Übernahme deutscher Raketentechnik
und mit deutschem Knowhow wurde später das amerikanische
Apolloprogramm gestartet. Andere bekannte Wissenschaftler, die nach
dem Weltkrieg in die USA gingen, waren die Flugzeugkonstrukteure Hans
von Ohain (1911–98), der neben dem US-Amerikaner Frank Whittle als
Erfinder des Düsentriebwerks gilt, sowie Alexander Lippisch (1894–1976),
der vor allem für seine Experimente mit dem sogenannten Deltaflügel
bekannt ist.
Die ersten zehn deutschen Raumfahrer
Name
Gastgeber
Jahr
Sigmund Jähn
Sowjetunion
1978
Ulf Merbold
USA
1983
Reinhard Furrer
USA
1985
Ernst Messerschmid
USA
1985
Ulf Merbold
USA
1992
Klaus-Dietrich Flade
Russland
1992
Hans Schlegel
USA
1993
Ulrich Walter
USA
1993
Ulf Merbold
Russland
1994
Thomas Reiter
Russland
1994
Ost und West
Nach dem Krieg begegneten in Westdeutschland insbesondere große
Teile der akademischen Welt Technik und Wissenschaft mit Skepsis, nicht
zuletzt weil nun mit der Atombombe eine Waffe zur Verfügung stand, die
die ganze Menschheit vernichten konnte.
In der DDR gab es diese Skepsis nicht. Vor allem von offizieller Seite
wurden Wissenschaft und Technik als unverzichtbare Hilfen beim
Wiederaufbau angesehen.


Atomkraft
In der Atomenergie sah die Bundesregierung eine der
zukunftsträchtigsten Technologien überhaupt. Im Jahr 1955 erlaubten die
Alliierten die Kernforschung. Daraufhin entstand das „Atomministerium“.
Heutiger Nachfolger dieses Ministeriums ist das Ministerium für Bildung
und Forschung. 1957 wurde in Garching bei München der erste
Kernreaktor der Bundesrepublik in Betrieb genommen – ein
Forschungsreaktor, der nach Plänen von Heisenberg gebaut wurde. Das
erste Kernkraftwerk der Bundesrepublik bei Kahl am Main speiste ab
1961 Strom ins öffentliche Netz ein. Mit dem Aufkommen der
Umweltbewegung in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde die Atomkraft
im Westen immer kritischer gesehen.
In der DDR wurde ebenfalls 1957 ein Forschungsreaktor (in Rossendorf
bei Dresden) in Betrieb genommen, das erste Kernkraftwerk folgte 1966
(Rheinsberg).
Mobilität
Kein anderes technisches Produkt symbolisiert den Systemgegensatz
zwischen West und Ost besser als das Automobil. In Westdeutschland
wurde die Automobilindustrie zu einem der tragenden
Wirtschaftssektoren. In den 1950er-Jahren leistete der VW-Käfer einen
wichtigen Beitrag zur Motorisierung.
Auch in der DDR wurde nach Kriegsende wieder mit der
Automobilproduktion begonnen. Privatautos für die allgemeine
Bevölkerung waren zunächst vonseiten der Staatsführung nicht
vorgesehen. Erst nach dem Volksaufstand am 17.6.1953 wurde die
Forschungsarbeit für einen Wagen der werktätigen Bevölkerung forciert.
Der 1957 präsentierte Trabant P50 galt zunächst als modernes Auto.
Aufgrund von Metallmangel wurde bei seinem Bau sogenanntes
Duroplast verwendet, das auf eine Stahlblechkonstruktion aufgebracht
wurde. Der Trabant steht aber auch symbolisch für die technische
Innovationsschwäche der DDR. Nahezu bis zum Niedergang der DDR


wurde der „Trabbi“ unverändert produziert. Erst 1989 wurde der typische
Zweizylinder-Zweitakt-Motor vom VEB Sachsenring, der den Trabant
produzierte, durch einen Viertaktmotor ersetzt, der allerdings von
Volkswagen angekauft wurde.
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