Evangeliar Heinrichs III.
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Evangeliar
Textsammlungen der vier Evangelien des Neues Testaments, die vor
allem zu den hohen Festen des christlichen Jahres zum Einsatz kamen
Mittelalter
Die Malerei des Mittelalters, also etwa in der Zeit von 700 bis 1400 n. Chr.,
stand in einem völlig anderen Kontext als heutige Kunst. Drei Merkmale
lassen sich benennen. Mittelalterliche Kunst
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war nicht autonom, sondern zweckgebunden,
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war christlich geprägt,
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betrachtet den Künstler als Handwerker im Dienste Gottes.
Evangeliare und Fresken
Wichtigster Auftraggeber für künstlerische Werke, die Kirchen und
Klöster schmückten, war die Kirche. In einer Zeit, in welcher der größte
Teil der Menschen Analphabeten waren, kam dem Bild die Hauptaufgabe
zu, den Gläubigen die Bibel nahezubringen. Dementsprechend bilden die
Heilsgeschichte Jesu, die Verehrung der Muttergottes und die
Lebensgeschichten der Evangelisten und Heiligen den Kern aller
Darstellungen. Die Art und Weise war genau festgelegt und ließ dem
ausführenden Künstler nur wenig Freiraum.
In den Klöstern entstanden in oft jahrelanger Arbeit prachtvolle
Evangeliare. Herausragend war die Reichenauer Malschule – als typisch
werden etwa 40 prachtvolle liturgische Handschriften zusammengefasst,
Kunstwerke und Geschichtsquellen ersten Ranges aus ottonischer Zeit
(10./11. Jh.).
Im Mittelalter waren viele Kirchen in bunten Farben mit Fresken
ausgeschmückt. Die meisten davon sind im Lauf der Jahrhunderte
vollständig zerstört oder übermalt worden und befinden sich in einem
ruinösen Zustand.
Plastische Kunst
Mit der gotischen Architektur, die im 12. Jh. u. a. mit den Domen von
Worms, Speyer und Bamberg herausragende Beispiele hervorbrachte,
entwickelte sich auch die Skulptur zu eigenständigem Format.
Berühmteste Beispiele sind die Figur der Stifterin Uta im Dom zu
Naumburg (Mitte 13. Jh.) und der Bamberger Reiter (um 1230).
Renaissance
Die zwei Jahrhunderte zwischen 1400 und 1600, die heute als
„Renaissance“ bezeichnet werden, stehen für eine künstlerische
Zeitenwende. Kunst und Wissenschaft erneuerten und entwickelten sich
aus dem Geist der wiederentdeckten Antike. Und auch die mittelalterliche
Heilsgeschichte wurde durch die Einbeziehung antiker Versatzstücke
zusätzlich aufgewertet. Von jetzt an wurde der Künstler als individuelle
Persönlichkeit wahrgenommen und erfuhr große Anerkennung.
Italienische Ursprünge
Zu einer Zeit, als Deutschland noch in der Spätgotik verharrte, stieg
Italien mit der Frührenaissance zum Maßstab aller künstlerischen Dinge
auf. Die Keimzelle der neuen Weltsicht lag in Florenz und breitete sich
von dort zunächst nach Venedig und Rom aus. Stellvertretend für die
Vielzahl an herausragenden Künstlern in Malerei und Skulptur stehen
Masaccio, Donatello, Piero della Francesca, Sandro Botticelli („Die Geburt
der Venus“), Leonardo da Vinci („Das Abendmahl“/„Mona Lisa“),
Michelangelo („Sixtinische Kapelle“/„David“), Raffael („Stanzen“ im
Vatikan) und Tizian („Himmelfahrt Mariens“).
Karolingische Renaissance (um 800)
Unter der Herrschaft von Kaiser Karl dem Großen (768–814) kam es zu einem
enormen Aufschwung von Kunst und Malerei. Aachen wurde zu einem
Zentrum für die Gelehrten, mit einer Hofschule und einer Hofbibliothek. Die
Klöster erhielten die kaiserliche Anordnung, ihr gesammeltes Wissen
niederzuschreiben. Dazu wurden nicht nur „Skriptorien“ (Schreibstuben)
eingerichtet, sondern es entstand auch eine spezielle Buchschrift, die
„karolingische Minuskel“.
Deutsche Künstler
Aus Deutschland erlangte neben Albrecht Dürer vor allem Hans Holbein
der Jüngere (1497–1543) europäischen Ruhm.
Schon früh illustrierte er Martin Luthers Bibelübersetzung. 1526 kam
Holbein nach London, wo er als Hofmaler Heinrichs VIII. lebensnahe
Porträts englischer Adeliger malte. Als hervorragender Porträtist gilt
auch Lucas Cranach der Ältere (1472 bis 1553). Waren zuerst Kaiser
Maximilian I. und dessen Sohn seine Auftraggeber, so wurde Cranach, ein
überzeugter Anhänger der Reformation, später vor allem durch seine
Porträts von Luther und Melanchton berühmt. Auch Matthias Grünewald
(16. Jh.) gilt als großer deutscher Maler der Renaissance. Diesen Ruf
verdankt er vor allem dem Gemäldezyklus auf dem Isenheimer Altar
(Elsass), geschaffen um 1510.
Steckbrief
Albrecht Dürer
Der Nürnberger Albrecht Dürer (1471–1528) steht an Talent und Können gleichberechtigt
neben den größten Malern der italienischen Renaissance. Als Monogramm wählte er die
Anfangsbuchstaben AD. Dürer war ein Universalkünstler, der neben 70 Gemälden und 900
Zeichnungen auch 350 Holzschnitte und 100 Kupferstiche von höchster Qualität anfertigte.
Sein Interesse galt der minutiösen Beobachtung der Natur (Zeichnung „Der Hase“, 1502),
zentralen Motiven der Bibel („Die vier Apostel“, 1526) und universellen Themen („Ritter,
Tod und Teufel“, 1513). Seine Selbstbildnisse spiegeln das neue Selbstbewusstsein als
Künstler wider.
An der Schwelle von der Spätgotik zur Frührenaissance entstanden die
bildhauerischen Werke von Veit Stoß (um 1450 bis 1533), so der
Marienaltar in Krakau und der Bamberger Altar. Überwältigte Stoß durch
seinen kühnen Realismus, setzte Tilman Riemenschneider (um 1460–
1533) auf Harmonie.
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