Robert Koch
, der am 24.3.1882 auf einer Sitzung der
Physiologischen Gesellschaft in Berlin seine Entdeckung des Tuberkelbazillus bekannt gibt.
Finanziert wurde die KWG durch private Stiftungen vor allem aus der
Industrie. In der Wahl ihrer Forschungsthemen jedoch waren die
einzelnen Institute frei, obwohl es vonseiten der Industrie durchaus
Bemühungen gab, Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen. So sicherte
der jüdische Bankier Leopold Koppel (1854 bis 1933) erst seine finanzielle
Unterstützung für die Errichtung des Instituts für physikalische Chemie
zu, nachdem er Fitz Haber (1868–1934) als dessen Direktor durchgesetzt
hatte.
Die Dominanz der deutschen chemischen Industrie während der
Kaiserzeit spiegelte sich auch in der Errichtung der ersten beiden „KWI
(Kaiser-Wilhelm-Institute)“ für Chemie sowie physikalische Chemie und
Elektrochemie 1911 wider. Während der beiden Weltkriege stellten sich
die danach entstandenen einzelnen Institute unterschiedlich stark in den
Dienst der Kriegsforschung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die KWG
unter der Leitung von Max Planck (1858-1947) und Otto Hahn (1879–1968)
reorganisiert. Durch Erlass der Militärregierung musste die KWG in Max-
Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften umbenannt
werden.
→
Harnack-Prinzip
Die Gründung der einzelnen Institute der KWG erfolgte nach dem
sogenannten Harnack- Prinzip: Um einen herausragenden Wissenschaftler wurde ein in
materieller und personeller Hinsicht gut ausgestattetes Institut eingerichtet.
Ausgezeichnete Wissenschaft
Die herausragende Stellung der deutschen Naturwissenschaft
dokumentiert auch die imposante Zahl von 14 im Zeitraum von 1901 bis
1914 nach Deutschland vergebenen einschlägigen Nobelpreisen (fünf in
Chemie, fünf in Physik, vier in Medizin). Die heute bekanntesten
Preisträger sind wohl der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923)
und der Mediziner Robert Koch (1843–1910). Röntgen, der die später nach
ihm „Röntgenstrahlen“ genannten X-Strahlen entdeckte, ermöglichte
damit nicht nur neue Wege der medizinischen Diagnostik, sondern auch
neue Methoden der zerstörungsfreien Materialprüfung. Robert Koch
wurde für seine Entdeckung des Tuberkulose- und Cholera-Virus
ausgezeichnet und gilt heute als Begründer der experimentellen
Bakteriologie. Untersuchungsmethoden wie das Färben und das
Herstellen von Bakterien-Reinkulturen gehen auf ihn zurück.
Deutsche Nobelpreisträger 1901–14 (Naturwissenschaften)
Jahr
Chemie
Physik
Medizin
1901
Wilhelm Conrad
Röntgen
Emil Adolf von Behring
1902
Emil Hermann Fischer
1905
Adolf von Baeyer
Philipp Lenard
Robert Koch
1907
Eduard Buchner
1908
Paul Ehrlich
1909
Wilhelm Ostwald
Ferdinand Braun
1910
Otto Wallach
Albrecht Kossel
1911
Wilhelm Wien
1914
Max von Laue
Erster Weltkrieg
Technisierter Krieg
Der Erste Weltkrieg war der erste industriell geführte Krieg der
Geschichte. Die großen Materialschlachten setzten rationalisierte
Produktionsmethoden voraus, um standardisiertes Kriegsgerät
schnell und in ausreichender Menge an die Front bringen zu
können.
Nie zuvor war die „Heimatfront“ stärker in das Kriegsgeschehen involviert
als im Ersten Weltkrieg, der auch ein Krieg der Chemiker und Physiker
war. Die Wissenschaftler waren mitverantwortlich für „Quantensprünge“
in Sachen Vernichtung. Zudem wurden die Schlachtfelder des Ersten
Weltkriegs zu Begegnungsorten altertümlicher und moderner
Kriegstechnik. Kriegswaffen wie Panzer Flugzeuge und
Maschinengewehre sowie Gasmasken tragende Soldaten stehen
symbolisch für die Modernität des Ersten Weltkriegs. Im Nahkampf
allerdings wurde nicht selten mit Lanze und Knüppel gekämpft.
SCHLAGZEILE
Erster Giftgasangriff der Geschichte
Die in Flandern gelegene Stadt Ypern war Schauplatz des ersten Giftgasangriffs
der Welt. Unter der persönlichen Aufsicht von Fritz Haber wurden 150 t Chlorgas
in den deutschen Schützengräben vergraben. Am 22.4.1915, als der Wind in
Richtung des französischen Gegners wehte, öffneten die Soldaten die
Chlorgasflaschen. Eine giftige Wolke in der typisch gelbgrünen Farbe des
Chlorgases verursachte unter den ungeschützten französischen Soldaten
ungeheure Verluste. Fritz Haber wurde für seine Verdienste um das Vaterland in
den Rang eines Hauptmanns befördert.
Fritz Haber und die „Janusköpfigkeit“ der Wissenschaft
Wohl kaum ein Wissenschaftler verkörpert die „Janusköpfigkeit“ der
Wissenschaft besser als Fritz Haber Habers wissenschaftliches Wirken
kreist pointiert um das kontrastierende Begriffspaar „Leben und Tod“.
Leben ermöglichte er durch die synthetische Herstellung von Ammoniak,
Tod durch die Entwicklung von Giftgas im Ersten Weltkrieg.
Das „Haber-Bosch-Verfahren“ (Ammoniaksynthese)
Im Zuge des „Salpeterkriegs“, hatte sich Chile 1844 nahezu alle
bekannten Vorkommen des stickstoffhaltigen Salpeters gesichert. Mit der
Erschöpfung dieser Vorkommen wurde um die Jahrhundertwende ein
Stickstoffnotstand prognostiziert. Daher wurde die Entwicklung eines
Verfahrens forciert, um dem drohenden Mangel vorzubeugen. Der in der
Luft enthaltene Stickstoff galt als unreaktiv.
Im September 1913 eröffnete der spätere Chemieriese
BASF
seine erste Ammoniakfabrik in
Oppau (Gemälde von Otto Bollhagen).
Daher galt auch die direkte Herstellung von Ammoniak aus seinen
Bestandteilen Stickstoff und Wasserstoff als unmöglich. Dennoch
befasste sich Haber mit diesem Problem. In der Firma BASF fand er
einen Kooperationspartner. Tatsächlich konnte 1909 flüssiges Ammoniak
gewonnen werden. Für seine Leistungen zur Ammoniaksynthese, mittels
derer man sowohl Stickstoffdünger als auch Sprengstoff herstellen
konnte, erhielt Haber 1918 den Nobelpreis für Chemie.
Die großtechnische Umsetzung gelang dann Carl Bosch (1874–1940) mit
dem Haber-Bosch-Verfahren. Dabei wird Ammoniak (NH
3
) aus seinen
Bestandteilen Stickstoff (N
2
) und Wasserstoff (H
2
) industriell hergestellt.
Das Verfahren ist auch heute noch das gebräuchlichste Verfahren zur
Herstellung von Ammoniak. 1931 erhielt Bosch zusammen mit Friedrich
Bergius (1884–1949) für seine Leistungen den Nobelpreis für Chemie.
Wissenschaft und Krieg
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte Fritz Haber sein Institut in den
Dienst des Krieges. Damit ermöglichte er die Verwendung von Giftgas
(Chlor- und Senfgas). Die so begonnene gastechnische Aufrüstung
machte es zudem nötig, die eigenen Truppen vor feindlichem Gas zu
schützen. Daher wurde an Habers Institut auch am Gasschutz gearbeitet.
Steckbrief
Fritz Haber
Fritz Haber wurde am 9.12.1868 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Breslau geboren.
Er studierte Chemie, promovierte 1891 und erhielt 1898 eine Professur in Karlsruhe. Von
1911 bis 1933 war er Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie in
Berlin. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war der „Jude“ Haber
jedoch nicht mehr tragbar. Haber starb am 29.1.1934 in Basel.
Auch heute noch wird das
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