Duden Allgemeinbildung: Deutschland Alles, was man wissen muss



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Haber-Bosch-Verfahren
bei der Herstellung von Ammoniak
angewandt. Das Foto, auf dem ein Arbeiter in Essen flüssiges Aluminium in einem Kessel reinigt,
stammt aus dem Jahr 2014.
Die Geburtsstunde der deutschen
Ersatzstoffkultur
Der Erste Weltkrieg und der daraus resultierende Mangel diente als
Triebfeder naturwissenschaftlich-technischer Innovationen. Unter
anderem konnte mancher Naturstoff durch einen künstlichen Stoff
ersetzt werden.
Deutschland war bedingt durch die britische Seeblockade von
ausländischen Märkten abgeschnitten. Dadurch drohte dem Reich u. a.
ein Mangel an kriegswichtigen Rohstoffen.


Salpeter
Als die für die Herstellung von Munition wichtige Salpeterversorgung
nahezu zum Erliegen kam, gab Carl Bosch das „Salpeterversprechen“ zu
dessen synthetischer Herstellung ab. In großtechnischen Anlagen wurde
dann synthetischer Salpeter hergestellt. Ausgangsstoff war das nach dem
Haber-Bosch-Verfahren hergestellte Ammoniak.
Aluminium ersetzt Kupfer
Aufgrund der Seeblockade wurden auch verschiedene Metalle knapp. Für
diese kriegswichtigen Materialien suchte man nach Ersatzstoffen. So
wollte man Kupfer durch Aluminium ersetzen, das ähnlich gute
Eigenschaften als elektrischer Leiter hat. Darüber hinaus machte der
Umstand, dass Aluminium zudem als Ersatzstoff in der
Munitionsherstellung dienen konnte, seine Herstellung in Deutschland
wichtig, ebenso wie die Tatsache, dass das Land schon vor dem Krieg
einer der größten Aluminiumkonsumenten weltweit gewesen und nun
stärker denn je auf eigene Produktionskapazitäten angewiesen war.
Deutsche Aluminiumindustrie
Um den großen Bedarf zu decken, mussten die Produktionskapazitäten
also erheblich ausgebaut werden. Eine wirtschaftliche industrielle
Aluminiumherstellung war zu dieser Zeit jedoch nur dort zu
bewerkstelligen, wo günstige Wasserkraft zur Verfügung stand. Diese ist
in Deutschland jedoch rar und die Produktion musste daher sehr teuer
werden. Dennoch entschied man sich für den Aufbau einer deutschen
Aluminiumindustrie.
Tonerde
Um Aluminium produzieren zu können, benötigte man auch Bauxit. Es
war erforderlich, um Tonerde, die Vorstufe des Aluminiums, herzustellen.
Deutschland verfügte jedoch nicht über nennenswerte Bauxitvorkommen.
Um dieses Problem zu lösen versuchte man, Tonerde aus deutschem Ton


zu extrahieren und Aluminium mit sogenannten nichtbauxiten Rohstoffen
herzustellen.
Diese Idee war nicht neu. Schon 1907 hatte die Chemische Fabrik
Griesheim-Elektron (Griesheim am Main) in Labortests ein solches
Verfahren erprobt. In Lauta in der Niederlausitz wurde nun 1917 ein
Aluminiumwerk errichtet, das konzeptionell auf die alternative
Herstellung von Aluminium auf der Basis von deutschem Ton ausgelegt
war. Mit dem Ende des Krieges 1918 wurde die weitere Forschung
überflüssig und das Aluminiumwerk Lauta produzierte auf klassischem
Weg mit bauxiten Rohstoffen.
Drittes Reich und DDR
Die Idee einer alternativen Produktion von Aluminium wurde dann wieder
im Dritten Reich und in der DDR aufgegriffen, wobei auch hier der
Übergang von Laborversuchen, in denen man das Problem prinzipiell
gelöst hatte, zur großtechnischen Produktion nicht gelang. Zu groß war
die Unwirtschaftlichkeit gegenüber dem klassischen Verfahren mit
bauxiten Rohstoffen.
Das Aluminium als Ersatzstoff am Beispiel des
Elektromotorenbaus
Aufgrund des Kupfermangels wurde in der Zeit des Ersten Weltkriegs damit
begonnen, Elektromotoren mit Aluminiumwicklungen herzustellen.
Allerdings war deren Zuverlässigkeit äußerst gering, was dazu führte, dass
sie in den Nachkriegsjahren auf Kupfer umgewickelt oder verschrottet
wurden. In der Weimarer Republik wurde mit dessen Verfügbarkeit wieder
das traditionelle Kupfer verwendet. In der nächsten Autarkiephase zwischen
1933 und 1945 kam es erneut zu einer Verwendung von Aluminium, wobei
die grundsätzlichen Nachteile dieser Motoren (schlechterer Wirkungsgrad
und niedrigere Leistungsfähigkeit) in Kauf genommen werden mussten.
Während es der Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer Integration in
den Welthandel gelang, diesen Pfad zu verlassen, wurde er in der DDR
weiter verfolgt bzw. weiter ausgebaut. Den Betrieben des volkseigenen


Maschinenbaus waren die Nachteile durchaus bewusst, doch mussten sie
aufgrund der Devisenknappheit der DDR Aluminium statt Kupfer nutzen.
Weitere Ersatzstoffe
Weitere wichtige Ersatzstoffe in den Weltkriegen waren Buna als
Gummiersatz und synthetischer Treibstoff, aber auch Produkte für die
Zivilbevölkerung wie Fleischersatz, Kunstlimonade und Brotimitate.


Weimarer Republik
Neustart nach der Niederlage
Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg stand das ganze Land vor
großen Problemen. Für die Wirtschaft galten in wichtigen Sektoren
Beschränkungen, zudem musste sie nach langer Abschottung vom
Weltmarkt ein Modernisierungsdefizit aufholen. Das einstige
Renommee der deutschen Wissenschaft des Kaiserreichs war
zerstört.
Die in der Zeit des Kaiserreichs international hoch angesehne deutsche
Wissenschaft wurde nach dem Krieg isoliert. Deutsche Wissenschaftler
wurden von Kongressen ausgeschlossen, ihre Forschungsbeiträge nicht
einmal mehr in internationale Bibliografien aufgenommen.
Steckbrief
Albert Einstein
Am 14.3.1879 in Ulm als Sohn einer jüdischen Familie geboren, offenbarte Einstein bereits
als Schüler außergewöhnliches naturwissenschaftliches Talent. Nach seinem Studium am
Polytechnikum in Zürich nahm er zunächst eine Stelle am Berner Patentamt an, 1909
folgte der Ruf an die Universität Zürich. Ab 1914 leitete er das Kaiser-Wilhelm-Institut für
Physik in Berlin, 1933 emigrierte er unmittelbar nach der nationalsozialistischen
Machtergreifung nach Princeton in den USA. 1939 warnte er in einem Brief an den US-
Präsidenten Franklin D. Roosevelt vor dem Bau einer deutschen Atombombe. Nach dem


Zweiten Weltkrieg trat Einstein für Frieden und Abrüstung ein. Am 18.4.1955 starb er in
Princeton.
Notgemeinschaft
Die wirtschaftliche Krise der Weimarer Republik hatte erheblichen
Einfluss auf die Forschung. Am 30.10.1920 schlossen sich nahezu alle
wissenschaftlichen Forschungsstellen zur „Notgemeinschaft der
Deutschen Wissenschaft“ zusammen, um die Forschung vor dem
Zusammenbruch zu bewahren. Da der Staat als Förderer der
Wissenschaft nahezu wegfiel, bemühte sich die Notgemeinschaft, in der
Wirtschaft Geldgeber zu finden. 1929 wurde ihr Name zum noch heute
bestehenden „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ geändert.
Einstein als Galionsfigur
Einen großen Beitrag zur Wiederherstellung des einst glänzenden Images
der deutschen Wissenschaft leistete Albert Einstein. Seit der damals 26-
jährige Patentangestellte im Jahr 1905 mit der Veröffentlichung von vier
bahnbrechenden Arbeiten in der Fachzeitschrift „Annalen der Physik“ die
Fachwelt erstaunt hatte – darunter der grundlegende Artikel zur
Speziellen Relativitätstheorie –, wird 1905 als „annus mirabilis“
(Wunderjahr) der Physik bezeichnet. Von der breiten Öffentlichkeit
allerdings wurde Einstein damals noch nicht als „Newton des 20. Jh.“
angesehen.



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