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gültig ist, vorausgesetzt natürlich, daß man die Analyse weit genug treibt.
“
(Lévi-Strauss 2008 [1971], S. 35)
Lévi-Strauss bezeichnet soziales Leben als einen Austausch von Zeichen und ein
Lesen von Symbolen. Er weist auf die Bilder hin, die in den Köpfen der Menschen
unbewusst entstehen und den gemeinsamen und spezifischen Charakter der sozialen
Gegebenheiten schaffen. Das Unbewusste sei verantwortlich für
das symbolische
Denken, es sei eine Kategorie des kollektiven Denkens. Das Vokabular bekomme
Bedeutung für uns selbst und für die anderen nur insoweit, als das Unbewusste es
gemäß seinen Regeln organisiere und aus ihm einen Diskurs mache. Das Vokabular
sei weniger wichtig als die Struktur oder Strukturgesetze. Die Struktur bleibe dieselbe
und durch sie erfülle sich die symbolische Funktion (vgl. ebd.: S. 224). Unter Struktur
(-gesetzen) versteht Lévi-Strauss „
Antriebe, Emotionen, Vorstellungen, Erinnerungen
“
(ebd.: S. 223). Nach Lévi-Strauss ist Kultur ein Zusammenhang symbolischer
Systeme, an deren Spitze die Sprache, die Heiratsregeln, die Wirtschaftsbeziehungen,
die Kunst, die Wissenschaft und die Religion stehen (vgl. Lévi-Strauss 1978, S. 15).
Da das Symbol ein Sinnbild ist, also ein Bild, das in den Köpfen entsteht, das aber
zugleich gesehen werden kann, ist es neben der Metapher zu Recht ein Instrument
der linguokulturologischen Analyse, denn die Linguokulturologie untersucht vor allem
sprachliche (Fremden-)Bilder.
Nach Maslova kann für Symbole eine ganze Reihe von Eigenschaften aufgezählt
werden: Bildlichkeit (Ikonizität), Motiviertheit, Komplexität des Inhalts, Mehrdeutigkeit,
Verschwommenheit der Bedeutungsgrenzen im Symbol, Ähnlichkeit des Symbols mit
Archetypen, Universalität in einer bestimmten Kultur, Überschneidung von Symbolen
in verschiedenen Kulturen, national-kulturelle Spezifität einer ganzen Reihe von
Symbolen, strukturelle Ähnlichkeit des Symbols mit Mythen und Archetypen (vgl.
Maslova 2001, S. 98).
Symbol und Metapher dienen somit einem Resultat, wirken jedoch auf verschiedene
Art und Weise:
„
Das Symbol ist ein Konzept, das mit dem Bild verwandt ist, deshalb ist oft die Rede
von symbolischen Bildern. Das Symbol wird von erhabenem Sinn begleitet, derweil
sich das Bild mit einem Objekt jedes Niveaus assoziieren kann. Wurde der Übergang
vom Bild zur Metapher durch semantische und literarische Bedürfnisse erzeugt, ist der
Übergang zum Symbol (sowohl vom Bild als auch vom Zeichen) durch
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extralinguistische Faktoren bedingt.
“
14
(Maslova 2001, S.100)
Der kognitive Inhalt der Metapher veranschaulicht die Vereinigung von zwei
verschiedenen Teilen eines
Weltmodells
, ein Symbol verbindet dagegen ein
Weltmodell
mit einem
Verhaltensmodell
.
Der symbolische Ansatz von Lotman definiert Kultur als „
symbolisches Weltall
“ (russ.:
ʻсимволическая вселеннаяʼ) (Lotman 1996, S. 148) und untersucht die Verwendung
von Symbolen in der Kultur. Texte werden dabei als eine Schatzgrube an
Informationen
bezeichnet, die methodengeleitet entziffert werden müssen. Diese
Informationen gelten als unikal, denn sie spiegeln die besondere persönliche
Beziehung des Autors zur fremden Kultur wider:
„
Das Symbol […] bleibt auf der Ausdrucks- wie der Inhaltsebene immer ein Text, das
heißt, es besitzt eine einheitliche, in sich geschlossene Bedeutung und eine klar
markierte Grenze, die erlaubt, es vom umgebenden semiotischen Kontext zu trennen.
Der letzte Umstand erscheint uns besonders wesentlich für die Fähigkeit, ‚Symbol zu
sein‘.
“
(Lotman 2010, S. 148)
Dabei können nicht zuletzt Traditionen, Sitten und Bräuche,
die einer
Kulturgemeinschaft zugehörig sind, kulturelle Symbole beinhalten und empirisch
zugänglich sein. Somit sind sie ein Teil des kulturellen Gedächtnisses dieser
Gemeinschaft:
„
Die Symbole haben sich die Fähigkeit erhalten, in konzentrierter Form extrem
umfangreiche und bedeutsame Texte zu speichern. […] Das Symbol gehört niemals
einem einzelnen synchronen Schnitt der Kultur an – es durchstößt diese Schicht immer
vertikal, kommt aus der Vergangenheit und reicht in die Zukunft. Das Gedächtnis des
Symbols ist immer älter als das Gedächtnis seiner nichtsymbolischen Textumgebung.
“
(Lotman 2010, S. 148-149)
Eine linguokulturologische Analyse basiert neben dem Erkennen von
Ausdrucksmitteln der Bildlichkeit und ihrer Funktionen
auf der hermeneutischen
Vorgehensweise, d. h. Symbole, die in Texten vorkommen, werden aus kultureller
14
Im Original: „Символ -концепт, родственный образу, поэтому часто говорят о символических образах. Символу
сопутствуют высокие смыслы, в то время как образ может ассоциироваться с объектом любого уровня. Если
переход от образа к метафоре вызван семантическими и художественными нуждами, то переход к символу (и от
образа, и от знака) определяется факторами экстралингвистического характера.“
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Sicht entziffert und/oder interpretiert. Eine linguokulturologische Analyse der Symbole
könnte neue kulturelle Erkenntnisse mit sich bringen und somit zu interessanten
Forschungsergebnissen führen.
Ein weiteres Ausdrucksmittel, das die Texte lebendiger
macht und zum Entstehen
eines Fremdbildes beiträgt, ist der Vergleich.
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